Von: APA/AFP/Reuters/dpa
Bei russischen Angriffen in der heftig umkämpften ostukrainischen Region Donezk sind nach ukrainischen Angaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Montagfrüh seien zwei Frauen im Alter von 65 und 70 Jahren in der Stadt Ukrainsk getötet worden, teilte die Staatsanwaltschaft der Region Donezk mit. Weitere acht Zivilisten seien durch den russischen Raketenbeschuss mit einem Mehrfachraketenwerfer vom Typ Uragan außerdem verletzt sowie mehrere Wohngebäude beschädigt worden.
Regionalgouverneur Wadym Filaschkin rief die Zivilbevölkerung erneut zur Flucht aus dem Kriegsgebiet auf. “Jeden Tag gibt es in der Region Donezk mehr und mehr Opfer russischer Kriegsverbrechen”, schrieb er in Online-Netzwerken. “Es ist gefährlich, hier zu bleiben! Seid verantwortungsbewusst! Bringt euch in Sicherheit!”
Das Innenministerium in Kiew teilte am Montag mit, dass in den vergangenen drei Tagen mehr als 700 Einwohner der Frontstadt Torezk evakuiert worden seien. Nach Angaben des Ministeriums leben noch etwa 5.000 Menschen in der vormals 30.000-Einwohner-Stadt. “Viele von ihnen wollen unbedingt evakuiert werden”, erklärte das Ministerium.
Russland hatte die ukrainische Region Donezk zusammen mit drei anderen teilweise besetzten Regionen Ende 2022 für annektiert erklärt. Die Industrieregion Donezk wurde schon ab 2014 in Teilen durch vom Kreml unterstützte Separatisten kontrolliert und steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar 2022 im Visier der russischen Streitkräfte. Derzeit greift die russische Armee die Region nach ukrainischen Angaben besonders heftig an. Zuletzt konnte Moskau erhebliche Geländegewinne für sich verbuchen.
Nach eigenen Angaben verhinderten die ukrainischen Behörden einen Umsturzversuch. Eine Gruppe von Störern habe für den vergangenen Sonntag “Provokationen” in der Hauptstadt Kiew geplant, teilten der Geheimdienst SBU und die Staatsanwaltschaft am Montag mit. Unter anderem hätten sie im Rahmen einer Demonstration das Parlament besetzen und eine “provisorische Regierung” bilden wollen. Gegen vier Männer werde ermittelt. Zwei seien vorläufig festgenommen worden. Bei Razzien seien Waffen und zugehörige Munition entdeckt worden, hieß es es. Den Verdächtigten drohen bis zu zehn Jahren Gefängnis. Die Ermittlungen wurden von den Behörden des westukrainischen Gebiets Iwano-Frankiwsk geführt.
Seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 ist das Regierungsviertel in der Hauptstadt Kiew Hochsicherheitsgebiet und nicht mehr frei zugänglich. Aufgrund des geltenden Kriegsrechts ist zudem das Demonstrationsrecht eingeschränkt. Behördenangaben nach werden immer wieder Unterstützer und Informanten der russischen Truppen festgenommen.
Kiew wies Vorwürfe zurück, wonach angeblich die Truppen entlang der Grenze zu Belarus verstärkt würden. Es handle sich um eine belarussische “Informations-Operation”, die von Russland unterstützt werde, erklärte ein Sprecher des Grenzschutzes im ukrainischen Fernsehen. Die Lage an der Grenze bleibe bedrohlich. Die Ukraine bleibe mit der nötigen Zahl von Truppen dort präsent, um Provokationen zu verhindern. Das russische Präsidialamt hatte zuvor erklärt, die Berichte über eine Verstärkung der ukrainischen Truppen böten Anlass zur Sorge. Russland und Belarus sind enge Verbündete. Russland startete seinen Krieg gegen die Ukraine unter anderem von belarussischem Territorium aus.
In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod fiel nach Drohnenangriffen großflächig der Strom aus. “Es gibt Beschädigungen an den Telefonleitungen, bei der Gas- und Stromversorgung – in einer Reihe von Ortschaften ist der Strom zeitweise ausgefallen”, schrieb der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegramkanal über die Lage im Landkreis Grajworon. Ähnlich sehe es in den Landkreisen Schebekino und Krasnaja Jaruga aus. Nach örtlichen Medienberichten waren aber auch die Gebietshauptstadt Belgorod und die Großstadt Stary Oskol betroffen. Grund soll ein beschädigtes Umspannwerk sein.
Das regionale Internetportal Pepel veröffentlichte Videos, die nächtliche Explosionen am Umspannwerk in Stary Oskol zeigen soll. Es ist eins der größten der Region und teilweise auch für die Versorgung des benachbarten Gebiets Kursk verantwortlich. Der dortige Gouverneur warnte ebenfalls vor möglichen Engpässen bei der Stromversorgung.