Geht den Russen jetzt das Kriegsgerät aus?

Mit Golf-Buggies zur Kriegsfront

Samstag, 13. April 2024 | 08:25 Uhr

Von: Ivd

Kiew – Russland hat die Ukraine in den vergangenen Tagen erneut heftig aus der Luft angegriffen. Die Angriffe richteten sich gegen die Energieinfrastruktur der Städte Charkiw, Saporischschja, Lemberg, Odessa, Kiew und Mykolajiw. Das Wärmekraftwerk bei Kiew wurde dabei vollständig zerstört, so der Betreiber des Unternehmens. Dem Angriff in Mykolajiw fielen vier Menschen zum Opfer.

Der Militärexperte Dr. Marcus Keupp schätzt die Lage in einem Interview mit dem ZDF folgendermaßen ein: Der Krieg befindet sich aktuell in einer heiklen und entscheidenden Phase. Während im Westen über Waffenlieferungen von Flugabwehrsystemen diskutiert wird und der US-Senat Teile der Unterstützungen blockiert, fehlt es in der Ukraine an Nachschub. Besonders aus der Luft ist die Ukraine den russischen Angriffen unterlegen.

Doch auch auf russischer Seite fehlt es an Material, wie Keupp erklärt. Der Mythos vom unerschöpflichen russischen Militär ist genau das: ein Mythos. Vor Kurzem kursierten Videos im Internet, in denen zu sehen war, dass Russland ungepanzerte Golf-Buggies und alte sowjetische Schützenpanzer mit fehlendem Schützenturm benutzt, um die Infanterie zur Frontlinie zu befördern – ein Zeichen für die fortschreitende Erschöpfung der russischen Kampfmittel.

Verbrauch größer als Produktion

Allein in den ersten elf Tagen des Monats April wurde das gesamte militärische Kontingent der Armee für diesen Monat verbraucht. Die ursprüngliche Invasionsarmee ist vernichtet. Die Russen kämpfen also mit ihrer Reserve und müssen daher auf alte sowjetische Vorräte zurückgreifen. Keupp betont, dass die gesamte einsatzfähige Kriegsreserve vernichtet sei. Das heißt aber nicht, dass Russland deshalb keine Panzer mehr besitzt.

Die Ukraine nutzt diesen Umstand: In den Gebieten um die Stadt Bachmut gibt das Land langsam und kontrolliert Gebiete auf, um das Ausgehen des russischen Nachschubs gezielt voranzutreiben. Würde der Westen genügend Mittel nachschieben und geschlossen agieren, sei der Krieg bereits jetzt für Russland langfristig aussichtslos, so Keupp. Der russische Diktator Wladimir Putin müsse demnach die Ukraine schneller in die Knie zwingen, als die eigenen Mittel erschöpft sind – ein Ziel, dass angesichts der aktuellen Lage noch weit entfernt ist.