Schlechte Umfragen können Parteien unter die Arme greifen

“Mitleidseffekt” für die SVP?

Dienstag, 17. Oktober 2023 | 07:27 Uhr

Von: luk

Bozen – Der Südtiroler Politologe Günther Pallaver geht wenige Tage vor der Landtagswahl nicht davon aus, dass die Südtiroler Volkspartei (SVP) um zehn Prozent abstürzen wird, wie es eine Umfrage vor wenigen Wochen vorhergesagt hat. Die seit Jahrzehnten regierende SVP werde aber weiter deutliche Stimmenverluste erleiden. Der früher an der Universität Innsbruck tätige Wissenschaftler hält ein Abschneiden von um die 35 Prozent für realistisch. Das deckt sich mit einer zweiten Umfrage, die zuletzt erschienen ist. Bei den Landtagswahlen 2018 hatte die SVP knapp 42 Prozent der Stimmen für sich gewinnen können.

Der Südtirol-Experte schildert im Interview mit Südtirol News, dass die Umfrage, die der SVP ein Ergebnis von 32 Prozent prognostiziert, der Volkspartei sogar geholfen haben könnte. Solch drastische Vorhersagen würden einen “Mitleidseffekt” auslösen und die Wählerinnen und Wähler zur Wahl mobilisieren, wohingegen gute Umfragewerte eher eine Wahlmüdigkeit auslösen können, nach dem Motto “die schneiden ohnehin gut ab”, so Pallaver.

Wie schon im Apa-Interview, geht Pallaver nicht davon aus, dass bei den zu erwartenden Stimmenverlusten Landeshauptmann Arno Kompatscher oder Parteiobmann Philipp Achammer in Gefahr sind. Erst bei extrem drastischen Verlusten könnte es in der Partei zu rumoren anfangen.

Für den Politologen steht die SVP jedoch vor einem großen strukturellen Problem, dessen Bewältigung nicht in kurzer Zeit zu bewerkstelligen ist. Beachte man nämlich in den Umfragen die Altersstruktur der Wähler, stelle man fest, dass der Partei die jungen Wählerschichten wegbrechen. Die SVP werde vornehmlich von älteren Menschen gewählt und müsse es demnach langfristig schaffen, für junge Wählerinnen und Wähler wieder attraktiv zu werden. Die in den vergangenen Jahren nach außen getragenen internen Spannungen würden dies nicht begünstigen, so Günther Pallaver.

Bezirk: Bozen