Grüne Stellungnahme

Mobilität in Südtirol: “Bedeutende Fortschritte, aber zentrale Fragen bleiben”

Dienstag, 03. Januar 2017 | 18:07 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Grünen in Südtirol haben sich mit der von der Landesregierung heute vorgelegten Mobilitätsbilanz befasst. Sie sehen bedeutende Fortschritte, zentrale Fragen würden aber bleiben.

“Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Florian Mussner haben heute eine Gesamt-Bilanz über den Bereich Mobilität vorgelegt – eine der großen Herausforderungen Südtirols. Die Fortschritte – dies ist anzuerkennen – sind beachtlich und erzielen mit der Vinschger Bahn und rapiden Steigerungen im ÖPNV (Stichwort Südtirol-Pass) echte Qualitätsspitzen. Auch hat der Straßenbau zur Anbindung der Siedlungsräume an die großen Talfurchen starke Leistungen vollführt und mit Tunnelbauten Zentren wie Naturns oder Leifers entlastet. Die Kostensteigerungen im Straßenbau, ob bei der Nordwestumfahrung Meran oder im Pustertal, stehen auf einem anderen Blatt. Zudem stellen sich grundlegende Fragen, deren Beantwortung die Landesregierung vermieden hat”, so die Grünen.

Auch Transit sei Mobilität. “Größte Herausforderung bleibt der ungebremste Transitverkehr, der vor allem beim Gütertransport belastende Spitzen erreicht Der Güterverkehr über den Brenner übertrifft mit knapp 44 Mio. t den des gesamten alpenquerenden Transports in der Schweiz (43 Mio. t). Während die Bahn in der Schweiz 68 Prozent der Güter befördert, sind es über die Brennerroute nur mehr 29 Prozent, nachdem es noch 2010 36 Prozent waren. Der Bau des BBT und der Zulaufstrecken, deren Fortschritte die Landesregierung rühmt, bleiben wirkungslos, werden nicht bereits jetzt große Schritte der Verlagerung gesetzt. Falls die Entwicklung weiterhin so verläuft, müssen die Anrainer des Eisack- und Etschtals nach der erhofften BBT-Eröffnung 2027 weiterhin mit ebenso viel Verkehr wie bisher auf der Straße leben, während höchstens die LKW-Zuwächse seit 2010 im Tunnel verschwinden. Wird hier nicht auf europäischer Ebene eine Verlagerung durchgesetzt, bleibt der Tunnel ohne Wirkung. Die Folge: Die Baugiganten kassieren, die Zeche zahlen die Anwohner – mit ihren Steuergeldern und ihrer Gesundheit”, befürchten die Grünen Landtagsabgeordneten.

“Die Klärung dieser Frage ist zumindest ebenso wichtig wie die für 2018 vorgesehene Ausschreibung für den öffentlichen Busnahverkehr: Hier ist eine sorgsame Bewertung notwendig, ob die Ausschreibung in einem Los erfolgen kann oder über kleinere Lose, Vorrang hat aber in jedem Fall das öffentliche Interesse. Dringend erwartet wird aber auch der Landesmobilitätsplan als wichtige Entscheidungshilfe. Südtirol wird aber in jedem Fall über einen stetig optimierten Personennahverkehr verfügen, wenn auch die Führung und die Kosten je nach Modell stark variieren können”, heißt es weiter.

“Die erhoffte Verkehrs-Entlastung durch die Elektromobilität tritt nur dann ein, wenn E-Autos erschwinglich und mit großer Reichweite produziert werden. Nimmt der Tourismus hingegen weiterhin in dem Maß wie bisher zu, werden an vielen Tagen die Landesstraßen nur mehr im Kriechgang befahrbar sein; erst recht die Dolomitenpässe, deren zeitweilige Schließung immer notwendiger sein wird.” Die oberste Kernfrage aber bleibe, ob Südtirol mit den Nachbarländern weiterhin als Transitschleuse der Alpen dient oder ob nicht endlich eine bessere Verteilung der Güterströme durchgesetzt werden kann. “Das ist die größte Herausforderung für die Zukunft der Mobilität im Lande, nur dann, wenn sie positiv gelöst wird, wird Südtirol zur Mobilitäts-Modellregion”, schließen die Grünen.

 

Bezirk: Bozen