Heute ist Welttag des Ehrenamtes

Modernes Ehrenamt für Jung und Alt absichern

Samstag, 05. Dezember 2020 | 08:00 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Stärke eines Landes wird oft an Wirtschaftszahlen oder der Qualität der Sozial- und Gesundheitsversorgung festgemacht. Ein elementarer Baustein wird dabei oft nicht ausreichend berücksichtigt: das freiwillige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. “Das Ehrenamt ist individuelle Teilhabe, gesellschaftliche Integration, es trägt zu Wohlstand bei, macht kulturelles Leben möglich, stabilisiert demokratische Strukturen und soziale Bindungen”, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamtes, der jedes Jahr am 5. Dezember begangen wird. “Südtirol kann man sich ohne dieses breite Freiwilligennetz nicht vorstellen”, sagt der Landeshauptmann, in dessen Zuständigkeitsbereich das Ehrenamt und die Vereinstätigkeit fallen.

150.000 Engagierte in 4500 Vereinen

Rund 150.000 Südtiroler und Südtirolerinnen engagieren sich in fast 4500 Organisationsstrukturen, die vom ehrenamtlichen Verein, dem Verein für die Förderung des Gemeinwohls, den Verbänden, den Genossenschaften, den Selbsthilfegruppen, den Komitees bis hin zu Stiftungen reichen. Damit ist jeder dritte Südtiroler ehrenamtlich aktiv. Und die Zahlen sind seit Jahren im Aufwind, was nur in wenigen Regionen Europas der Fall ist.

Kein erprobter Fahrplan für Corona-Zeit

“Beeindruckend ist”, sagt Ulrich Seitz, Direktor des Dienstleistungszentrums für das Ehrenamt (DZE), “dass die fiktive Wertschöpfung des Ehrenamts bereits heute in unserem Lande rund 550 Millionen Euro im Jahr erreicht, das entspricht mehr als 6,5 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung.” Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellten das ehrenamtliche Engagement vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Es gebe für diese schwierige Situation keinen erprobten Fahrplan, betont Seitz. Er ruft die Vorstände zu klugem und umsichtigen Handeln auf, um die zahlreichen Realitäten mit Bediensteten und Tausenden von Freiwilligen sicher durch die Ausnahmezeit zu manövrieren. Dazu gehöre es auch, rechtzeitig Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Informatisierung und staatlicher Kodex im Fokus

Besonderes Augenmerk wird 2021 auf die Informatisierung sowie die Anpassungen an den neuen staatlichen Kodex des Dritten Sektors gelegt werden. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben gezeigt, wie wichtig funktionierende Online-Angebote sind. Es gelte, die Strukturen für bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt nachhaltig zu gewährleisten. Einem Mitgliederschwund und der damit verbundenen dauerhaften Schwächung sei entgegen zu wirken. Auch müssten bereits beeinträchtigte Leistungen in Kultur, Sport, Sozialem, wieder aufgebaut werden können.

Qualitätsgesicherte Maßstäbe garantieren

Über das Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt Südtirol solle es im Zusammenspiel mit allen angeschlossenen Dachverbänden sowie den zuständigen öffentlichen Stellen gelingen, langfristig ein modernes Ehrenamt für Jung und Alt abzusichern, sagt Landeshauptmann Kompatscher: “Es ist unser Ziel, in ganz besonderer Art und Weise, qualitätsgesicherte Maßstäbe für ein aufgeschlossenes Südtirol, das Generationen übergreifend aktiv bleibt, zu gewährleisten. Schwerwiegende ‘Turbulenzen’ wie wir Sie derzeit erleben, müssen wir unbedingt gemeinsam meistern.”

SJR: Junges Ehrenamt als volkswirtschaftlicher Faktor

Anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamts am 5. Dezember veröffentlicht der Südtiroler Jugendring (SJR) Zahlen zum jungen Ehrenamt in Südtirol, beeindruckende Zahlen. „8.030 Ehrenamtliche engagieren sich im Südtiroler Jugendring, der in Summe 58.692 Mitgliedschaften vereint. Im Durchschnitt sind die Ehrenamtlichen der Mitgliedsorganisationen des SJR 769.579 Stunden pro Jahr tätig“, so Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende.

„Diese Zahlen machen deutlich, dass das (junge) Ehrenamt ein volkswirtschaftlicher Faktor ist, der für unsere Gesellschaft einen beachtlichen Mehrwert generiert“, betont Tanja Rainer. Für das Land bzw. den Staat ist die Aufrechterhaltung des sozialen und gesellschaftlichen Versorgungssystems mit Kosten verbunden – das Ehrenamt hilft hierbei Kosten einzusparen. „Ohne ehrenamtliche Leistung wären viele Dienste so nicht realisierbar“, meint Rainer weiter. Um einmal mehr auf die Wichtigkeit des jungen Ehrenamts aufmerksam zu machen, startet der SJR am Tag des Ehrenamts eine Online-Sensiblisierungskampagne.

VSS dankt allen Ehrenamtlichen

Der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) nutzt diesen Anlass, um den unzähligen Freiwilligen in Südtirols Amateursportvereinen seinen herzlichsten Dank auszusprechen. Besonders in der heutigen schwierigen Situation seien die ehrenamtlichen Tätigkeiten umso wertvoller.  „Vom ehrenamtlichen Präsidenten eines kleinen Freizeitvereins, über den Platzwart des lokalen Fußballklubs bis hin zu den Eltern, leisten unzählige Personen eine großartige Arbeit“, weiß VSS-Obmann Günther Andergassen. Auch wenn zurzeit die Tätigkeit der Amateursportvereine stark eingeschränkt ist, hat uns diese aktuelle Situation nochmals verdeutlicht, wie wertvoll das unentgeltliche Engagement der Südtiroler Amateursportvereine für unsere Gesellschaft ist.

Südtirol katholische Jugend: Jetzt erst recht!

„Trotz dieses überaus schwierigen Jahres 2020 waren die Ehrenamtlichen in unseren Vereinen mit Motivation und Einsatz dabei und versuchten die Tätigkeiten und Angebote weiter durchzuführen“, erklärt Sara Burger, 2. Landesleiterin von Südtirols Katholischer Jugend. An vielen Veranstaltungen wurde bereits Monate lang gearbeitet und es musste nach Alternativen gesucht werden, um den Kindern und Jugendlichen einen Ersatz zu bieten.

„Unsere Vereine möchten jedem einzelnen Mitglied die Möglichkeit bieten sich einzubringen, sich weiterzuentwickeln, Gemeinschaft zu erleben und Spaß zu haben“, betont Sara Burger. Aus diesem Grund sei es wichtig, die Kinder und Jugendlichen besonders in dieser Zeit nicht alleine zu lassen. “Es wurden besondere religiöse Angebote geschaffen, die online mitgefeiert werden konnten oder auch Vorlagen für zu Hause zur Verfügung gestellt. Vorschläge für Gruppenstunden wurden ausgearbeitet und viele Ortsgruppen nahmen die Ideen gerne an und setzten sie um. Viele Ortsgruppen organisierten eigenständig Onlinetreffen und erlebten so Gemeinschaft. Ehrenamtlicher Einsatz war vor der Coronazeit einzigartig und wichtig und daran hat sich auch jetzt nichts geändert! Gemeinsam haben wir Unglaubliches geleistet und wir werden auch jetzt diese Ausnahmezeit zusammen durchstehen und für die Kinder und Jugendlichen vor Ort da sein”, betont Julia Leimstädtner, 1. Vorsitzende der Katholischen Jungschar Südtirols.

VdS: „Wir freuen uns schon wieder auf die vielen freiwilligen Helfer“

Der Verband der Seniorenwohnheime Südtirols betont die Wichtigkeit des Ehrenamts in den Heimen und bedauert, dass es dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie vielen Helfern nicht möglich war, in Präsenz zu helfen. Gleichzeitig bedankt er sich bei all den Freiwilligen, die auf anderen „neuen“ Wegen in der Pandemie geholfen haben und immer noch helfen.

Kinder- und Jugendanwältin Höller dankt freiwilligen Vormunden 

Harvey B. Mackay sagte: „Was wir für uns selbst getan haben, stirbt mit uns. Was wir für andere getan haben, währt ewig”. Heute sei dieser Satz mehr als an jedem anderen Tag von Bedeutung, erklärt Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller. “In unserem Land gibt es viele ehrenamtliche Organisationen, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern und eng mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft zusammenarbeiten. Insbesondere möchte ich mich öffentlich bei den freiwilligen Vormunden nicht begleiteter ausländischer Minderjähriger bedanken, die mit Leidenschaft eine grundlegende Aufgabe für junge Menschen erfüllen: Sie begleiten Minderjährige bürokratisch, geben ihnen moralische Unterstützung und werden zu ihren Mentoren, wobei sie oft auch über die Volljährigkeit hinaus den Kontakt zu ihnen aufrechterhalten”, so Höller.

SBO: “Lust auf Ehrenamt”

152 Ortsbäuerinnen sind für die 16.663 Mitglieder der Südtiroler Bäuerinnenorganisation in den Ortschaften ehrenamtlich unterwegs. Auch jetzt in dieser schwierigen Zeit, wo Covid-19 die ehrenamtliche Tätigkeit sehr einschränkt, machen sich die Ortsbäuerinnen Gedanken, wie sie das Ehrenamt vor Ort aufrechterhalten können. „Ich danke Ihnen dafür. Das Ehrenamt ist ein großer Schatz. Wir müssen es pflegen und den ehrenamtlichen Einsatz auch in die Zukunft weitertragen“, das wünscht sich Landesbäuerin Antonia Egger am Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember. Eine dieser 152 Ortsbäuerinnen ist die Bäuerin des Jahres 2020 Siegried Stocker Lintner. Sie leitet seit 2019 die SBO-Ortsgruppe Aldein. Das Ehrenamt bedeutet für sie persönlicher Einsatz für die Gesellschaft, der sie motiviert: „Man trifft sich mit anderen Menschen, um gemeinsam etwas Neues zu schaffen, Altbewährtes zu bewahren, Gedanken auszutauschen.”

lvh: „Die unzähligen ehrenamtlichen Stunden sind eine wichtige Stütze“

Über 1.000 ehrenamtliche Funktionäre setzen sich mit großem Engagement für das Südtiroler Handwerk ein.  „Diesen wichtige Einsatz möchte ich am Tag des Ehrenamtes hervorheben und mich bei den zahlreichen Funktionären bedanken“, betont Martin Haller, Präsident des lvh Wirtschaftsverbandes Handwerk und Dienstleister. „Das Handwerk wäre ohne die unzähligen ehrenamtlichen Stunden, die die Vertreter bisher geleistet haben, nicht dort, wo es jetzt ist.“

KVW: “Gemeinschaft erleben”

Der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) wird seit seinen Anfängen im Jahre 1948 ehrenamtlich geführt. An der Spitze steht der KVW Landesvorsitzende, der von den 250 Ortsgruppen und über den Landesausschuss gewählt wird. Ohne das ehrenamtliche Engagement der 2000 Männer und Frauen in ganz Südtirol würde es den Verband gar nicht geben. „Unser Anliegen ist es, ehrenamtlichens Engagement zu fördern und zu unterstützen. Als KVW sind wir so aufgebaut, dass haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen auf allen Verbandsebenen eng zusammenarbeiten. In dieser Zusammenarbeit liegt unsere Stärke“, erklärt der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner. Steiner steht seit sieben Jahren an der Spitze des Sozialverbandes. Er übt dieses Amt ehrenamtlich aus, in seinem Brotberuf ist der Lehrer an der Mittelschule in Vintl.

Landesrätin Deeg: „Das Ehrenamt ist unverzichtbar“

Soziallandesrätin Waltraud Deeg nimmt den Internationalen Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember zum Anlass um den zahlreichen Südtiroler Ehrenamtlichen ein herzliches Dankeschön auszusprechen. „Wir können stolz auf unser Ehrenamt, besonders auch auf das soziale Ehrenamt sein. Dies ist gelebte Solidarität und Gemeinsinn, zwei Eigenschaften, die besonders auch in Krisenzeiten von großer gesellschaftlicher Bedeutung sind.“

 

Bezirk: Bozen