Selenskyj glaubt Russland nicht

Selenskyj für 30-tägigen Angriffsstopp auf zivile Ziele

Sonntag, 20. April 2025 | 21:50 Uhr

Von: APA/Reuters/AFP/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schlägt Russland vor, Angriffe auf zivile Infrastruktur für mindestens 30 Tage auszusetzen. So lange sollten Drohnen und Raketen derartige Ziele nicht angreifen, schrieb Selenskyj am Ostersonntag auf dem Kurznachrichtendienst X. Russlands Machthaber Wladimir Putin hatte sich zuvor trotz anderslautender US-Empfehlungen gegen einer Verlängerung der bis Sonntag Mitternacht (21.00 Uhr MESZ) befristeten Feuerpause ausgesprochen.

“Wenn Russland einem solchen Schritt nicht zustimmt, wird dies beweisen, dass es nur jene Dinge fortsetzen will, die Menschenleben zerstören und den Krieg verlängern”, ergänzte indes Selenskyj zu seinem 30-Tage-Vorschlag.

USA würden Verlängerung von Feuerpause begrüßen

Das US-Außenministerium hatte zuvor festgehalten, es würde eine Verlängerung der Feuerpause begrüßen. Die USA seien bemüht, eine umfassende und dauerhafte Waffenruhe zu erreichen. US-Präsident Donald Trump fordert seit seinem Amtsantritt im Jänner eine Waffenruhe in der Ukraine. Am Freitag drohte Trump mit dem Rückzug der USA aus den Ukraine-Verhandlungen, sollten Kiew oder Moskau die Gespräche “sehr schwierig” machen.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow stellte indes laut Nachrichtenagentur TASS klar, dass Präsident Putin keinen Befehl zur Verlängerung der Feuerpause über Ostern in der Ukraine erteilen werde. Zuvor hatten sich beide Seiten vorgeworfen, die vom Kreml ausgerufene Feuerpause über Ostern verletzt zu haben.

Verstärkte Angriffe

Selenskyj warf Putin vor, die Feuerpause nur zum Schein einzuhalten. Samstagnacht habe es Hunderte Artillerieangriffe gegeben, weitere seien am Sonntag erfolgt. Von Mitternacht bis Sonntag 20.00 Uhr Ortszeit habe Russland 67 Angriffe durchgeführt, schrieb Selenskyj auf X. Im Onlinedienst Telegram warf er Russland mehr als 2000 Verstöße gegen die “Osterwaffenruhe” vor Es habe aber “heute keinen Luftalarm” gegeben, erklärte Selenskyj am Sonntagabend.

Gleich zweimal wies Selenskyj in seinen Bilanzen zur Feuerpause auf den fehlenden Luftalarm hin. “Das ist doch eine Form der Waffenruhe, die erreicht wurde und die am einfachsten zu verlängern ist”, sagte er.

Ukraine beklagt seit drei Jahren schwere russische Luftangriffe

Die Ukraine beklagt in dem seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg vor allem fast täglich schwere Luftangriffe von russischer Seite mit massiven Schäden an Energieanlagen und ziviler Infrastruktur. Immer wieder sterben dabei Zivilisten, oder sie werden verletzt. Russland betont zwar stets, nur militärische Ziele anzugreifen, dennoch zeugen Bilder beinahe täglich von Treffern in Wohnhäusern oder anderen zivilen Objekten.

“Entweder hat (der russische Präsident Wladimir) Putin nicht die volle Kontrolle über seine Armee oder die Situation zeigt, dass Russland nicht die Absicht hat, einen echten Schritt zur Beendigung des Krieges zu unternehmen und nur Interesse an positiver PR hat”, so Selenskyj. Die russische Führung täusche die Feuerpause zu Ostern nur vor, hatte Selenskyj bereits zuvor in den sozialen Medien gesagt.

Moskau beklagt “getötete und verletzte” Zivilisten

Auch Moskau beklagte Verstöße gegen die Waffenruhe und meldete “getötete und verletzte” Zivilisten bei ukrainischen Angriffen. Trotzdem schien die Lage an der Front ruhiger als sonst, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

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