Von: mk
Bozen – Der Landesbeirat für Chancengleichheit prangert den sexuellen Übergriff auf ein 14-jähriges Mädchen in Bozen an und verweist auf aktuelle Zahlen zu Frauenmorden in Italien. Diese würden zeigen, dass sich dringend etwas ändern müsse, so Präsidentin Ulrike Oberhammer. Gleichzeitig kritisiert sie auch ein Video der Vöraner Bauernjugend. Für die Freiheitlichen ist dieser Vergleich zum derzeitigen Augenblick „problematisch”.
Im Jahr 2024 sind in Italien bereits 94 Frauen Opfer von Feminiziden geworden. 81 Mordfälle haben sich im familiären Umfeld ereignet, wobei 51 Frauen durch den aktuellen oder ehemaligen Partner ermordet wurden. Dies erschwert auch den Schutz der Opfer.
Jede Gewalttat gegen Frauen sei eine zu viel, erklärt Oberhammer. Tagtäglich in Südtirol würden sich viele Menschen und Organisationen zum Schutz von Frauen einsetzen. Trotzdem würden Straftaten verborgen bleiben, weil sie sich einerseits in den eigenen vier Wänden abspielen, andererseits aber auch, weil neben den Opfern selbst auch viele Zeugen davor zurückschrecken, anzuzeigen, was sie sehen. Es sei deshalb wichtig, über die Straftaten zu berichten und aufzuzeigen, dass Gewalt nicht toleriert werde, und in Präventionsprojekte zu investieren, erklärt der Landesbeirat.
„Umso mehr muss die Frage aufgeworfen werden, wie es sein kann, dass die Bauernjugend von Vöran, in einem Werbe- und Imagefilm für ihren Ball eine Gerichtsverhandlung nachspielt, in der sexuelle Belästigungen und Alkoholexzesse als cool dargestellt werden und problemlos einen Freispruch erhalten“, so Oberhammer.
Die Kraft von Bildern und Worten dürfe nicht missbraucht werden und eine Verhandlung vor dem Strafgericht sei kein Spaß, sondern eine ernstzunehmende Angelegenheit, damit die Täter für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen würden.
„Die Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen und Komasaufen passt nicht zum Bild einer aufgeschlossenen Bauernjugend, die mit 151 Ortsgruppen und über 9.000 Mitglieder die größte Jugendorganisation der Region ist und in der auch viele junge Frauen aktiv sind. Das Verhalten der Ortsgruppe schädigt damit auch das Image der anderen Ortsgruppen, die tagtäglich verantwortungsvolle Arbeit leisten. Es ist aber nicht das erste Mal, dass übergriffige Aktionen gestartet werden. Bereits in Vergangenheit hat die Bauernjugend des Bezirks Meran mit einem sexistischen Kalender unter dem Deckmantel des guten Zwecks Geld gesammelt“, erklärt Oberhammer. Dies sei vom Landesbeirat für Chancengleichheit kritisiert und in Folge nicht wiederholt worden. Man habe aus den Fehlern gelernt.
Auch wenn der Bauernjugendball für heuer Geschichte ist, fordert der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen die sofortige Entfernung dieses Videos aus allen sozialen Medien und eine öffentliche Entschuldigung der Ortsgruppe der Bauernjugend, die das Video in Auftrag gegeben hat.
„Um weitere solche Vorfälle zu vermeiden, wird eine dringende Aufarbeitung und eine verpflichtende Schulung aller Vorsitzenden der Ortsgruppen der Bauernjugend Südtirols zum Thema Gewaltprävention gefordert“, erklärt Oberhammer abschließend.
Freiheitliche: „Jede Gewalttat ist eine zu viel“
Die Freiheitlichen finden hingegen, dass Oberhammers Aussagen „dem Fass den Boden ausschlagen“. „Jede Gewalttat ist eine zu viel. Die Relativierung krimineller Taten durch ausländische Täter ist völlig fehl am Platz und ein Schlag ins Gesicht der Opfer“, so die Freiheitlichen.
Ihrer Ansicht nach sei der Vergleich zu dem umstrittenen Video der Ortsgruppe der Bauernjugend problematisch und damit „weder nachvollziehbar noch akzeptabel“. Solche Aussagen zum aktuellen Zeitpunkt würden einmal mehr verdeutlichen, „wie einige hochrangige politische Vertreter die Augen vor den tatsächlichen Problemen verschließen“.
Die Freiheitlichen bringen stattdessen den sexuellen Übergriff auf eine 14-Jährige in Bozen mit problematischen Aspekten der Zuwanderung in den letzten Jahrzehnten in Zusammenhang. Diese hätten eine erhöhte Kriminalitätsrate und ein rückständiges Frauenbild mit sich gebracht.
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