Er hat für dei Freiheit Südtirols gekämpft

Nachruf für Hermann Anrather

Samstag, 11. November 2023 | 18:21 Uhr

Von: mk

Kurtatsch – Der Südtiroler Heimatbund (SHB) teilt mit, dass der ehemalige Freiheitskämpfer Hermann Anrather, Schneidermeister aus Kurtatsch, in der Nacht auf den 10. November verstorben ist – eine „traurige Nachricht“, erklärt Obmann Roland Lang.

Bereits in den 1950-er Jahren hatte Anrather zusammen mit anderen späteren Freiheitskämpfern spektakuläre Protestaktionen gegen die Fortsetzung der faschistischen Entnationalisierungspolitik in Südtirol durchgeführt. Eine besonders Aufsehen erregende Aktion war das Abbrennen eines großen Feuerkreuzes in den Herz-Jesu-Nächten in den Grauner Wänden oberhalb des Dorfes.

Nach der „Feuernacht“ des 11. auf den 12. Juni 1961 schlug auch für Hermann Anrather die Stunde des Unheils. Er wurde verhaftet und in der Carabinieri-Kaserne in Kurtatsch schrecklich gefoltert. In einem Brief aus dem Gefängnis schilderte Anrather die erlittene Folter: „Ich mußte mit der linken Hand oben stehen, und man hatte mir dauernd mit der Hand und Faust ins Gesicht geschlagen u. ins Gesicht gespien. Mit einen vierkantigen Stock schlug man mir auf den Händen, Unterarm u am Oberschenkel weil ich nicht imstande war gerade zu stehen…. Wurde zirka eine Stunde lang ohne Rücksicht geschlagen wie am Vortage. Zusezlich gab man mir Fustritte und schlug man mir mit der Faust an dem Geschlechtsteil. Mit einer Zange hate man mir die Finger gequetscht, sowie bei den Haaren gezogen das dem Carabiniere ein Handvoll Haare in die Hand gebliben ist. Als ich vertig und erschöpft war, wurde mir mein erstes Protokol geschrieben, wo ich auch zugegeben hätte das ich meine Mutter umgebracht habe, wen sie mich danach gefragt hätten.“ (Wiedergegeben in: Sepp Mitterhofer / Günther Obwegs: „…Es blieb kein anderer Weg“, Meran 2000, S.94 f)

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Anrather erstattete Anzeige gegen seine Folterer. Er wurde trotz des erfolterten „Geständnisses“ am 16. Juli 1964 in Mailand zu zwei Jahren und acht Monaten Kerker verurteilt, in der Berufung wurde die Strafe am 30. Juni 1966 auf sieben Jahre und vier Monate angehoben.

Am 2. Juni 1969 begnadigte der italienische Staatspräsident unter dem Vorzeichen der gewünschten Annahme des „Südtirolpaketes“ durch die Südtiroler Volkspartei eine Reihe von Häftlingen, darunter Hermann Anrather.

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„Was er und seine Mitstreiter erlitten haben, soll nicht der Vergessenheit anheimfallen. Wir gedenken seiner in Trauer“, erklärt der Heimatbund.

Bezirk: Bozen