Als politischer Häftling wurde er gefoltert

Nachruf vom Südtiroler Heimatbund für Adolf Pomella

Montag, 01. Juli 2024 | 17:22 Uhr

Von: mk

Kurtatsch – Wie der Südtiroler Heimatbund (SHB) in einer Aussendung mitteilt, ist der ehemalige politische Häftling Adolf Pomella aus Kurtatsch verstorben.

Der 1935 in Kurtatsch geborene Bauer war nach den Anschlägen der Herz-Jesu-Nacht am 17. Juli 1961 von den Carabinieri verhaftet und anschließend schwer gefoltert worden. In den SVP-Archivalien im Landesarchiv in Bozen liegt ein Brief, in welchem Pomella der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) die erlittene Folter beschrieb: Er war mit Zündhölzern, einem Feuerzeug und Zigaretten am Geschlechtsteil, an der Nase und am Arm verbrannt worden. Er wurde mit kochend heißem Öl angeschüttet. Er wurde auch mit einer Zange, einem eisernen Schürhaken und einem Besenstil misshandelt. Dazu kamen schwere Schläge, wobei ein Knie und ein Schienbein verletzt und eine Zehe gebrochen wurden.

Sein ebenfalls schwer gefolterter Mitgefangener Josef Orian berichtete in einem Brief an die SVP, dass die Carabinieri den verhafteten Adolf Pomella eine Nacht lang gefesselt an ein Treppengeländer gehängt hätten. In anderen Berichten seiner Mitgefangenen wurden die sichtbaren schweren Verletzungen des Gefolterten beschrieben.

Über seine Folterung berichtete Pomella am 6. Oktober 1961 auch an die Staatsanwaltschaft in Trient. Eine Abschrift dieses Schreibens wurde auch dem österreichischen Außenministerium übermittelt. „Die hohe Politik in Österreich und in Südtirol unternahm jedoch nichts“, bedauert der Heimatbund.

Nach beinahe eineinhalb Jahren Untersuchungshaft musste die italienische Justiz Josef Orian und Adolf Pomella „mangels an Beweisen“ wieder frei lassen. Eine Entschädigung für Folter und Haft haben sie nie erhalten.

Seine Angehörigen hätten keinen sinnigeren Spruch für das Leben des Verstorbenen finden können:

„Der ist in tiefster Seele treu

Wer die Heimat liebt wie du“.

(Douglas Archibald und Theodor Fontane)

„Wir gedenken unseres verstorbenen Landsmannes, der so Schweres hatte erdulden müssen, in Ehrfurcht und Trauer. In Gedanken sind wir bei seinen Angehörigen“, erklärt SHB-Obmann Roland Lang.

Bezirk: Überetsch/Unterland

Kommentare

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7 Kommentare auf "Nachruf vom Südtiroler Heimatbund für Adolf Pomella"


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Faktenchecker
2 Tage 5 h

“Der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) war eine separatistische, terroristische Organisation, die in Südtirol
von Ende der 1950er bis Ende der 1960er Jahre operierte. In der
Anfangsphase konzentrierten sich die Aktivitäten auf Sprengungen von
symbolträchtigen Objekten und Infrastrukturen, später verlagerte sich
der Schwerpunkt auf Attentate auf italienische Sicherheitskräfte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Befreiungsausschuss_S%C3%BCdtirol

Nun ja
Nun ja
Grünschnabel
2 Tage 3 h

Was willst Du uns damit sagen?
dass Folter in diesem Zusammenhang in Ordnung sei?
Folter ist NIE entschuldbar

Faktenchecker
2 Tage 2 h

Terror auch nicht.

Zugspitze947
1 Tag 16 h

es gab KEINEN Terror ondern ein Zeichen an die Welt ! 🙂

raetia
raetia
Tratscher
1 Tag 15 h

@Nun Ja….weder Terror noch Folter ist entschuldigbar….aber das Eine löst das Andere aus. Man hatte und sieht es überall….in jedem Konflikt….

Unioner
Unioner
Superredner
2 Tage 2 h

Folter ist durch nichts zu entschuldigen und man sollte diese Zeit nicht vergessen und die Geschichte in der Schule thematisieren.

magg
magg
Superredner
1 Tag 13 h

Ja, finde ich auch, es sollte in Schulen gelehrt und thematisiert werden, aber nur die Fakten und nicht die patriotischen Überzeugungen. Denn der Terror von Seiten der sogenannten Freiheitskämpfer und die Folter auf Seiten der sogenannten Justizia war/ist nicht hinnehmbar und sollte auch nicht verherrlicht werden.
(Was als harmloser Freiheitskampf anfing, spritzte sich als Terror zu, denn auch die deutschen Südtiroler*innen fürchteten sich zunehmend von den “Freiheitskämpfer”.)

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