Hamas übergab weitere Gruppe von Gaza-Geiseln an Rotes Kreuz

Nahost – Hamas lässt 16 Gaza-Geiseln frei

Donnerstag, 30. November 2023 | 05:15 Uhr

Von: APA/AFP/dpa

Nur wenige Stunden vor dem Auslaufen der Feuerpause mit Israel hat die islamistische Palästinenserorganisation Hamas am Mittwoch erneut 16 Geiseln freigelassen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bestätigte im vormals Twitter genannten Onlinedienst X, dass dabei auch drei deutsche Geiseln auf freien Fuß gesetzt worden seien.

Später meldete die israelische Strafvollzugsbehörde die Freilassung von 30 palästinensischen Gefangenen, darunter die bekannte Aktivistin Ahed Tamimi. Derweil rangen die Vermittler um eine Verlängerung der Feuerpause.

Zehn israelische Geiseln kehrten nach Angaben des Büros von Regierungschef Benjamin Netanyahu in der Nacht zu Donnerstag nach Israel zurück – darunter fünf Frauen, drei Kinder und zwei 18-jährige Männer. Daneben wurden nach Angaben des Vermittlers Katar vier thailändische Geiseln und zwei russisch-israelische Frauen außerhalb der Einigung zwischen Hamas und Israel freigelassen.

“Auch heute konnten 16 Geiseln nach wochenlanger Gefangenschaft endlich zu ihren Familien zurückkehren – unter ihnen erneut 3 Deutsche”, schrieb Baerbock bie X. “Wir lassen in unseren Bemühungen nicht nach, alle Geiseln in Sicherheit zu bekommen”, fuhr sie fort.

Etwas später meldete die israelische Strafvollzugsbehörde die Freilassung von 30 weiteren palästinensischen Gefangenen. Es handle sich um 16 Minderjährige und 14 Frauen, hatte das katarische Außenministerium zuvor angekündigt. Eine der Freigelassenen ist die Aktivistin Tamimi. Die 22-jährige war wegen eines Beitrags im Onlinedienst Instagram festgenommen worden, der nach Angaben israelischer Quellen zum Massaker an Israelis aufrief und auf Hitler anspielte. Tamimis Familie weist das zurück.

Bisher wurden insgesamt 70 israelische Frauen und Kinder sowie etwa 30 weitere ausländische Geiseln, überwiegend Gastarbeiter aus Thailand, von der Hamas freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel bisher 210 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.

Unterdessen wurden die Bemühungen um eine weitere Verlängerung der Waffenruhe verstärkt. Medienberichten zufolge traf sich das israelische Kriegskabinett am späten Mittwochabend, um über eine Verlängerung zu beraten.

Aus Hamas-Kreisen erfuhr die Nachrichtenagentur AFP zunächst, dass die Palästinenserorganisation zu einer Verlängerung der Feuerpause um weitere vier Tage bereit sei. Später ließ eine Hamas-Quelle aber Unzufriedenheit mit den bisherigen Vorschlägen für eine Verlängerung durchblicken.

Die vorgelegten Angebote seien “nicht optimal”, erklärte ein Hamas-Vertreter am Mittwochabend. “Jeglicher Diskussion” über einen Austausch gefangengenommener Soldaten und Offiziere müsse ein “Ende der israelischen Aggression” sowie der “Blockade” des Gazastreifens vorausgehen, hieß es weiter.

Indes traf US-Außenminister Antony Blinken am Mittwochabend in Tel Aviv ein. Blinken hatte angegeben, die USA wollten sich “darauf konzentrieren, die Pause so weit wie möglich zu verlängern, damit wir mehr Geiseln befreien und mehr humanitäre Hilfe leisten können”. Es ist Blinkens dritter Besuch im Nahen Osten seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober.

Unterdessen dankte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch bei einem Besuch in Doha dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad bin Khalifa Al Thani, für seine “erfolgreichen Bemühungen” in den Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln. Katar habe “seine Einflussmöglichkeiten hier in der Region und auch auf die Hamas genutzt”, sagte Steinmeier. Er verwies darauf, dass es Ziel der katarischen Führung sei, “eine Verlängerung der Waffenpause zu erreichen”.

Auch die G7-Staaten forderten eine weitere Verlängerung der Waffenruhe. “Wir unterstützen die weitere Verlängerung dieser Pause und künftige Pausen, die erforderlich sind, um die Hilfe zu verstärken und die Freilassung aller Geiseln zu ermöglichen”, hieß es in einer Erklärung.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte in New York, die Bevölkerung des Gazastreifens befinde sich in “einer epischen humanitären Katastrophe vor den Augen der Welt” und sprach sich für eine “echte humanitäre Feuerpause” aus. China forderte am Donnerstag in einem Positionspapier eine unverzügliche, “anhaltende humanitäre Waffenruhe”.

Bei ihrem brutalen Überfall am 7. Oktober hatte die Hamas rund 240 Menschen verschleppt. Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Miliz waren nach Israel eingedrungen und hatten nach israelischen Angaben auch etwa 1.200 Menschen getötet.

Israel bombardierte als Reaktion wochenlang massiv Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.