Ein Kommentar

Nervös und verbissen

Dienstag, 14. Mai 2024 | 01:55 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Ukraine kann bald mit neuer Militärhilfe aus den USA rechnen, wie US-Außenminister Antony Blinken bei seinem Besuch in Kiew angekündigt hat. Gleichzeitig erhöht die russische Armee ihren Druck in Charkiw, während sich im Kreml das Postenkarussell dreht und Russland erneut mit Atomwaffen droht. Das bedeutet im Grunde nur eines: Despot Wladimir Putin wird zunehmend nervöser.

Die russische Armee stößt bei Charkiw weiter vor und scheint keine Verluste zu scheuen. Russland benötigt militärische Erfolge auf dem Schlachtfeld und will so viel wie möglich Land erobern, bevor westliche Hilfe in der Ukraine an die Front gelangt.

Ob der Vorstoß von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt allerdings fraglich. Dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyryl Budanow, zufolge reichen die russischen Truppen bei Charkiw nicht für eine Großoffensive aus. Russland sei seiner Ansicht nach bald auf Reserven angewiesen.

Dass Putin mitten im Krieg gegen die Ukraine seinen bisherigen Verteidigungsminister Sergej Schoigu durch den Technokraten Andrej Beloussow ersetzt, ist ein weiteres Signal.

Schoigu war wiederholt wegen militärischer Fehlschläge während der „Spezialoperation“ in der Ukraine, wie die Invasion verharmlosend in Russland genannt wird, kritisiert worden. Dennoch galt er als einer der engsten Vertrauten Putins.

Durch den Wechsel will Putin nun die Kosten des Krieges im Zaum halten, zumal Beloussow Wirtschaftsexperte ist. Fast ein Drittel des russischen Staatshaushalts fließt mittlerweile in den Verteidigungshaushalt. Allein in diesem Jahr sollen dem Militär umgerechnet rund 117 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch: Putin will trotz Kostenexplosion seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine fortzusetzen. Die russische Führung ist demnach zwar nervös, aber auch verbissen.

Bezirk: Bozen