Von: mk
Bozen – Bereits heuer sollen die Lernstandserhebungen INVALSI nicht mehr Teil der Mittelschulprüfung sein, sondern als getrennte Prüfung im Frühjahr absolviert werden. Auch an Südtirols Oberschulen soll ab nächstem Jahr der Lernstand mittels INVALSI-Test erhoben werden und als Zugangsvoraussetzung für die Maturaprüfung dienen. “Diese Neuerung bringt gar nichts, außer ein Mehr an Bürokratie und Leistungsdruck”, sagen die SVP-Landtagsabgeordneten Magdalena Amhof und Veronika Stirner. Sie fordern deshalb mit Nachdruck die primäre Kompetenz im Bereich Bildung.
“Das ist wieder einmal eine sehr kurzfristige und kurzsichtige Entscheidung des italienischen Bildungsministeriums, der wir uns fügen müssen”, bemerkt Veronika Stirner. Die Landtagsabgeordnete ist verärgert, sie kann dieser Neuerung, die kürzlich von der Landesregierung in einer Durchführungsbestimmung genehmigt werden musste, gar nichts abgewinnen: “Moderne Schule sieht anders aus. Die Entscheidung, den Lernstandtest als eigene zusätzliche Prüfung einzuführen, finde ich unklug und oberflächlich. Neben einem bürokratischer Mehraufwand sind Hektik und Angst bei den Schülern vorprogrammiert. Was wollen wir unseren Kindern noch alles zumuten?” Die Teilnahme am INVALSI-Test, der aus vier schriftlichen und einer mündlichen Prüfung besteht, werde als Zugangsvoraussetzung für die dann folgende Mittelschul- bzw. Maturaprüfung dienen. Der Lernstandtest ist vom Bildungsministerium vorgeschrieben und lasse deshalb in seiner Umsetzung wenig Spielraum für besondere Rahmenbedingungen. So würden Schüler mit Lernschwierigkeiten oder Schüler mit Migrationshintergrund nicht berücksichtigt werden. “Anpassungen gibt es hier keine, alle werden über einen Kamm geschoren. Die Bildungsverantwortlichen des Staates sollten sich ernsthaft überlegen, ob so ein Test sinnvoll ist – vor allem, weil Italien im Bereich Bildung zu den Schlusslichtern in Europa gehört”, so Stirner.
Die Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof bedauert, dass die Ergebnisse des Lehrstandtests letztlich nichts über die wirklichen Kenntnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler aussagen. Und leider nehme man den Kindern die Freude am Lernen, vor allem auch, indem man zusätzliche Prüfungssituationen schaffe. In einem ohnehin schon schwierigen Alter, in dem das Lernen oft in Konkurrenz zu vielen anderen Interessen steht, dürfe die Schule nicht zum “Hassobjekt” werden. “Einerseits diskutieren wir über die Abschaffung von Noten, um Leistungsdruck, Versagensängsten, Schulverweigerung, Schüleraggressivität usw. vorzubeugen und andererseits schaffen wir für unsere Kinder zusätzliche Prüfungssituationen”, betont Amof. Künftig dürfe man sich nicht über weitere schlaflose Nächte, Panikattacken und Ängste der Schülerinnen und Schüler wundern. “Vielmehr sollten wir Anreize schaffen und unsere Kinder dazu ermutigen, selbständig und effektiv an guten Noten zu arbeiten”, sagt Amhof.
Die beiden Landtagsabgeordneten sehen die italienische Bildungsentwicklung hier auf dem falschen Weg. “Das ist nicht gut für Südtirol. Wir brauchen dringend die primäre Kompetenz im Bildungsbereich, damit wir unser Schulsystem den modernen, europäischen Erfordernissen anpassen können”, sagen Amhof und Stirner unisono. Sie rufen die politisch Verantwortlichen in Südtirol und in Rom dazu auf, sich mit vereinten Kräften für die Autonomie im Bildungsbereich stark zu machen.