Von: mk
Bozen – Seit Langem stöhnt Südtirol unter den langen Wartezeiten in der Sanität. Medienberichten zufolge soll dem mit der Aufstockung der Privatvisiten beigekommen werden. Die Verhandlungen dazu laufen bereits.
Die grünen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba finden dies eine gewaltige Verzerrung der öffentlichen Aufgabe, allgemeinen Gesundheitsschutz zu leisten. Die öffentliche Sanität werde mit den Steuergeldern der Bevölkerung finanziert und habe somit den klaren Auftrag für ein effizientes und rationelles Gesundheitssystem. „Hier wurde vieles verabsäumt, von der Informatisierung über die einheitliche Vormerkung bis hin zur rechtzeitigen Prävention des absehbar eintretenden Ärztemangels“, kritisieren die Grünen.
Landesrätin Martha Stocker habe laut den Grünen zu viele offene und vernachlässigte Baustellen von ihrem Vorgänger übernehmen müssen. Trotzdem könne es nicht der richtige Weg sein, jedem Gesamtproblem mit kleinen Notpflastern zu begegnen.
„Die Auslagerung der Visiten auf die private Tätigkeit der Ärztinnen und Ärzte scheint uns so ein Notpflaster – allerdings mit dem Zusatzproblem, dass damit Einkommensunterschiede zu medizinischen Versorgungsunterschieden führen. Das kann nicht im Sinne eines sozial gerechten, funktionalen öffentlichen Gesundheitswesens sein. Stellen wir uns vor, wenn der Lehrermangel mit Privatunterricht am Nachmittag „gelöst“ würde – das wäre ähnlich absurd. Der Protest der Verbraucherschützer und die Zweifel auch innerhalb des Sanitätsbetriebes, etwa von Sanitätsdirektor Lanthaler sind gerechtfertigt und sollten von den obersten Chefitäten des Südtiroler Gesundheitssystems nicht überhört werden“, erklären die Grünen.