Familie von Tal Shoham wurde über Freilassung informiert

Österreichische Hamas-Geisel Shoham kommt am Samstag frei

Dienstag, 18. Februar 2025 | 18:43 Uhr

Von: APA/dpa

Die österreichische Hamas-Geisel Tal Shoham wird offenbar am Samstag im Zuge einer Geisel-Übergabe im Gazastreifen freigelassen. Wie Angehörige der APA mitteilten, wurden sie von den israelischen Behörden benachrichtigt, dass Shoham auf einer Liste von sechs Geiseln stehe, die die Hamas am Samstag freilassen wird. “Wir können bestätigen, dass wir informiert wurden, dass die Freilassung offenbar für diesen Samstag geplant ist”, hieß es in einer Mitteilung der Familie.

Shoham schien auch auf einer Liste auf, die das Forum der Geisel-Familien am Dienstag in Israel veröffentlichte. Darauf standen die Namen Eliya Cohen, Omer Shem Tov, Omer Wenkert, Hisham al-Sayed, Avera Mengistu und eben Tal Shoham. Die Hamas wolle am Samstag insgesamt sechs lebende Geiseln freilassen, teilte auch der ranghohe Hamas-Funktionär Khalil al-Hayya mit. Laut Waffenruhe-Vereinbarung hätte die Hamas am Samstag zunächst drei lebende Geiseln freilassen müssen.

Angehörige: “Sind hoffnungsvoll, aber bleiben vorsichtig”

Der Schritt erfolge als Fortsetzung der Bemühungen um einen erfolgreichen Verlauf der ersten Phase der Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel. Er sprach zudem von Vorbereitungen auf Gespräche über eine zweite Phase der Waffenruhe. Israel müsse im Gegenzug wie vereinbart palästinensische Häftlinge freilassen. Unter den sechs freizulassenden lebenden Geiseln sind den Hamas-Angaben zufolge neben Shoham auch zwei Israelis, die schon seit rund einem Jahrzehnt im Gazastreifen festgehalten worden waren.

Das Waffenruheabkommen stand mehr als einmal auf der Kippe – zuletzt, weil die Hamas Israel vorwarf, nicht genügend Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen. “Wir sind zwar hoffnungsvoll, aber wir bleiben vorsichtig und beten, dass Tal sicher zurückkehrt”, teilten die Angehörigen von Shoham weiter mit. “Unglaublich dankbar” sei man für die Unterstützung Österreichs in “diesen schwierigen Zeiten”.

Oskar Deutsch: “Psychokrieg der Hamas-Bestien”

Der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft, Oskar Deutsch, ließ in einer Aussendung wissen: “Wir sind den Psychokrieg der Hamas-Bestien leid, aber gleichzeitig in vorsichtiger Vorfreude darüber, dass nach 500 Tagen Tal Shoham endlich aus der Gewalt der Hamas befreit werden soll. Wir beten für seine Gesundheit und die Befreiung aller Geiseln.”

Immer noch seien Kinder, Frauen und Männer – “darunter auch der Neffe einer Österreicherin, nämlich Bar Kupershtein” – Geiseln der Massenmörder im Gazastreifen, bedauerte Deutsch und übte auch Kritik: “Dass so viele 500 Tage lang geschwiegen haben, dass so viele weiterhin eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben und die Welt nicht geschlossen gegen die Barbarei von Hamas und ihren Verbündeten aufgetreten ist, wird niemals vergessen werden können. Die sofortige und bedingungslose Befreiung aller Geiseln ist längst überfällig.”

Auch Übergabe von Leichen geplant

Al-Hayya sagte zudem, am Donnerstag sollten die Leichen von vier Geiseln übergeben werden. Die restlichen Leichen sollten in der sechsten Woche der Waffenruhe übergeben werden, sagte Al-Hayya. Israels Premier Benjamin Netanyahu sprach von der kommenden Woche.

Nach Angaben der Palästinenserorganisation sind darunter auch die Kleinkinder Kfir und Ariel Bibas sowie ihre deutsch-israelische Mutter Shiri Silberman-Bibas. Die Familie Bibas erklärte am Dienstag, die Ankündigung der Hamas habe sie “in Aufregung” versetzt. Bisher habe sie keine “offizielle Bestätigung” für den Tod der Mutter und ihrer Kinder erhalten. “Bis wir eine eindeutige Bestätigung haben, geht unser Kampf weiter”, erklärte die Familie.

Familie Bibas aus Kibbuz Nor Oz entführt

Kfir und Ariel Bibas sind die letzten beiden Kinder, die noch von der Hamas als Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden. Die Familie war bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden. Der Vater Yarden Bibas kam vor zweieinhalb Wochen frei. Seine Frau, die Deutsch-Israelin Shiri Silberman-Bibas, und die damals acht Monate und vier Jahre alten Söhne Kfir und Ariel wurden ebenfalls verschleppt. Bibas’ Schwiegereltern Yossi und Margit Silberman wurden in Nir Oz getötet.

Die Hamas hat auch Shiri Silberman-Bibas und ihre Kinder für tot erklärt. Sie kamen demnach bei einem israelischen Luftangriff im November 2023 ums Leben. Israels Behörden bestätigten dies bisher nicht.

Yarden Bibas, der getrennt von seiner Familie im Gazastreifen festgehalten worden war, rief nach seiner Freilassung am 1. Februar den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu dazu auf, seine Frau und seine beiden Kinder sowie “alle” Geiseln aus dem Gazastreifen zurückzubringen. “Leider ist meine Familie noch nicht zurückgekehrt”, erklärte Bibas. “Alles hier ist nur Dunkelheit. Helft mir, das Licht in mein Leben zurückzubringen.”

IKG-Chef Deutsch bezeichnete “die Sorge um den Zustand der Bibas-Kinder und ihrer Mutter” als “unendlich”.

Seit Beginn der Waffenruhe 19 Geiseln freigelassen

Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Jänner haben die Islamisten in mehreren Runden 19 Geiseln freigelassen. Zusätzlich kamen fünf aus Israel entführte Thailänder unabhängig von der Vereinbarung frei. Das mehrstufige Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass während einer ersten, sechswöchigen Phase nach und nach insgesamt 33 Geiseln im Austausch gegen 1.904 palästinensische Häftlinge freikommen. Davon sind noch 14 Entführte, darunter acht Tote, in der Gewalt der Hamas.

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