Von: apa
Jugendliche in Österreich haben Ziele und wollen etwas erreichen im Leben und nicht den ganzen Tag Party machen. Das sind die Ergebnisse des Jugend-Trendmonitors, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent im Auftrag des Maturareiseveranstalters DocLX erhoben hat. Auch wenn es der Auftraggeber als Eventagentur gerne anders sehen würde, aber nur 22,6 Prozent der Befragten wollen jeden Tag feiern. Dafür wollen 84,6 Prozent finanziell unabhängig sein.
81 Prozent ist es wichtig, einen Beruf bzw. eine Arbeit zu haben, ergab die Online-Befragung unter 2.192 jungen Österreicherinnen und Österreicher im April und Mai. 79,7 Prozent wollen etwas aus sich machen und für 75,7 Prozent ist eine gute Ausbildung wichtig. In den Tag hineinleben wollen nur 28,4 Prozent. Dass die Jungen “nichts hackeln” wollen, sei nicht der Fall, erläuterte Marketagent-Chef Thomas Schwabl. “Sie wollen unabhängig und eigenständig sein.”
Die jungen Menschen in Österreich haben aber auch Sorgen: 65,8 Prozent sind der Meinung, dass es für die junge Generation immer schwieriger wird, sich Wohlstand aufzubauen. 60,7 Prozent machen sich jetzt schon Gedanken über ihre finanzielle Absicherung im Alter. 59,7 Prozent sind überzeugt, dass ihre Generation die Fehler der früheren Generation ausbaden muss. “Da lässt die ‘Letzte Generation’ grüßen”, meinte Schwabl. Mehr als die Hälfte (51,8 Prozent) sagen, dass das Leben der jungen Generation deutlich unsicherer ist, als das der Elterngeneration.
Interessiert ist die österreichische Jugend vor allem an Musik (65,6 Prozent) und Sport (53,1 Prozent), daran hat sich in den vergangenen Jahren – der Jugend-Trendmonitor wird seit 2012 abgefragt – nichts geändert. Wenig Interesse haben die Jungen allerdings an Politik. Nur 34,4 Prozent sind an dem politischen Geschehen in Österreich und der Welt interessiert, nur 12,1 Prozent sehr. Dieses Interesse hat sich im Vergleich zu 2013 nur um einen Prozentpunkt erhöht. Das liegt vielleicht daran, dass die Befragten im Alter von 14 bis 29 Jahren kaum Vertrauen in die Politik haben (16 Prozent). Wesentlich mehr Vertrauen setzen sie in Polizei (56,3 Prozent) und Justiz (53,1 Prozent). Auch das Banken- und Finanzsystem genießt mit 37,7 Prozent wesentlich mehr Vertrauen als die Politik.
Traurig ist, dass mehr als 20 Prozent überhaupt nicht über Politik reden. “Desinteresse ist der größte Killer für jedes Metier”, sagte Schwabl. Nur 11,5 Prozent sprechen mit Freundinnen oder Freunden mehrmals pro Woche über das Thema. 18,8 Prozent reden einmal pro Woche und genauso viele mehrmals pro Monat darüber. Die attraktivste Partei ist mit 17,9 Prozent die FPÖ, gefolgt von der Bierpartei mit 15,6 Prozent. Die SPÖ liegt bei den Jugendlichen bei 10,3 Prozent, die Grünen bei acht – wobei zum Zeitpunkt der Umfrage das Thema Lena Schilling noch nicht viral war. Die NEOS sind für 7,9 Prozent der Jugendlichen attraktiv, die ÖVP für 6,6 Prozent und die KPÖ für 4,2 Prozent. Am liebsten würden die Befragten mit Bundespräsident Alexander van der Bellen (19,2 Prozent) essen gehen. “Der ist für die Jugend der absolute Hero”, sagte DocLX-Geschäftsführer Alexander Knechtsberger. 17,7 Prozent würden gerne den Abend mit Dominik Wlazny von der Bierpartei verbringen. 14,4 Prozent möchten ein Essen mit dem früheren US-amerikanische Präsident Donald Trump haben, 14 Prozent mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin und 13,6 Prozent mit Herbert Kickl von der FPÖ.
Immerhin erfreulich ist, dass 71,2 Prozent der Befragten zur Nationalratswahl gehen würden. 60,6 Prozent werden ihre Stimme bei der EU-Wahl abgeben. 42 Prozent sind überzeugt, dass die Europäische Union überwiegend Vorteile bringt. Mehr als die Hälfte (54,1 Prozent) ist ihr gegenüber positiv eingestellt. Noch mehr (67,8 Prozent) finden den Euro als einheitliche Währung gut. 45,4 Prozent erwarten von der EU, dass sie das Gesundheits- und Sozialwesen ausbaut, 43,2 Prozent wollen von der EU den internationalen Frieden gefördert haben und 39,4 Prozent wünschen sich klare Lösungen zum Thema Einwanderungspolitik.
In Zeiten von Wahlkämpfen werden von den Jungen vor allem soziale Medien genutzt (49,4 Prozent). Gerade in der Gruppe der Erstwähler (14- bis 19-Jährige) ist das mit 60,7 Prozent die erste Wahl. 38 Prozent der Jugendlichen lesen da Zeitungen eher online, danach folgen Fernsehen (33,6 Prozent) und Radio (24,1 Prozent).
Und gerade obwohl die österreichische Jugend vor allem Social Media zur Weiterbildung nutzt, ist sie überraschenderweise davon überzeugt, dass sie Fake News (53,9 Prozent) und Deep Fakes (41,9 Prozent) erkennt. “An Selbstvertrauen mangelt es nicht”, kommentierte Schwabl das Ergebnis. Knapp zwei Drittel (63,8 Prozent) gaben an, die Quelle eines Beitrags zu überprüfen. “Ich persönlich glaube das nicht. Die Informationsaufnahme wird viel oberflächlicher sein”, meinte der Marketagent-Chef. Aber jeder Vierte gab zumindest zu, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sei, auf Fake News hereinzufallen.