Von: mk
Bozen – Am Nachmittag ist im Südtiroler Landtag die Generaldebatte zum Landesgesetzentwurf Nr. 37/19: Teilnahme der Autonomen Provinz Bozen an der Organisation der XXV. Olympischen und der XV. Paralympischen Winterspiele 2026 (vorgelegt von der Landesregierung auf Vorschlag von LH Arno Kompatscher) wieder aufgenommen worden.
Helmut Tauber (SVP) nahm den Faden bei der Kritik am Tourismus wieder auf. Der Zusammenhang zwischen Tourismus und Verkehrsproblematik sei differenzierter zu sehen. Heute sollte man sich stattdessen freuen, dass Südtirol mit dabei ist. Man habe sich dafür ins Zeug gelegt und auch die Verbindungen genutzt. Es wäre toll, wenn man auch die Dolomiten mit platzieren könnte, um den Gewinn für den Standort zu optimieren. Antholz habe gezeigt, wie man effizient und gastfreundlich arbeiten könne. Hoffentlich könne man auch die Riggertalschleife rechtzeitig schaffen, um den Verkehr zu entlasten. Das Ereignis sei eine Chance für alle, die vom Wintertourismus leben, Südtirol bestmöglich zu präsentieren, aber auch politisch eine Chance, um mehr herauszuholen. Die Beteiligung an Olympia sei ein Erfolg für die Sportler, aber auch für die ganze Bevölkerung.
Südtirol habe schon öfter gezeigt, dass es internationale Sportereignisse handhaben könne, meinte Sandro Repetto (Demokratische Partei – Bürgerlisten). Auch dafür sei das Land bekannt. Olympia sei eine Chance für die Wirtschaft, den Tourismus, aber auch für die Verbesserung der Mobilität. Die Winterspiele 2026 liefen unter dem Namen Mailand-Cortina, daher stelle sich die Frage, wie man die nötige Sichtbarkeit erlange. Er fragte auch, wie man in unsere Athleten investieren wolle, denn auch deren Erfolge seien wichtig für das Bild des Landes nach außen.
Die Teilnahme an Olympia sei ihr unerfüllter Kindheitstraum, erklärte Magdalena Amhof (SVP). Sie habe aber an den Universiaden in Zypern teilgenommen und erfahren können, welche Chancen solche Spiele dem Gastgeberland böten. Die letzten Ausgaben hätten nicht in demokratischen Ländern stattgefunden, was dem olympischen Gedanken schaden. Auch hier habe man einen Auftrag zu erfüllen. Antholz habe sich als Austragungsort bewährt, die Antholzer wollten perfekt sein und nicht nur mitmachen. Alle sollten mithelfen, um dem Sport ein neues Image zu verschaffen.
Franz Locher (SVP) präzisierte, dass Südtirol nicht Austragungsort, aber dabei sei. Ein offizieller Austragungsort wäre mit hohen Kosten verbunden. Nicht jedes Land habe Wintersportler, auch deshalb habe Südtirol große Chancen. Der Zuschlag sei für Südtirol wie für Antholz eine große Ehre. Es sei natürlich eine große Herausforderung. Es hänge nicht nur von den Sportstätten ab, ob man eine gute Figur mache. In Sestriere sei der Privatverkehr gänzlich ausgeschlossen worden, nur Busse durften hin. So habe man ein Chaos vermieden. Die Umfahrungen seien nicht die Lösung. Die Spiele seien auch eine Chance, den Sportlern und Zuschauern die lokalen Produkte zu präsentieren.
Helmuth Renzler (SVP) sprach sich für die Spiele in Antholz aus, gab aber auch einiges aus Arbeitnehmersicht zu bedenken. Solche Veranstaltungen würden auch genützt, um die Preise hochzutreiben. Renzler plädierte für ein Abkommen mit den Unternehmen, die Preise nicht zu erhöhen. Ansonsten würden nur entschiedene Lohnerhöhungen helfen. Die Spiele sollten auch für Leute mit normalem Einkommen zugänglich sein.
“Mailand-Cortina” bedeute nicht nur die beiden Orte, sondern auch alle beteiligten Gebiete auf dieser Linie, meinte Carlo Vettori (Lega Alto Adige Südtirol). Antholz habe die Sportveranstaltungen immer reibungslos organisiert. Man bediene mit den Spielen nicht die üblichen Klischees der Tourismuswerbung, und man setze auf ein “Green Event”, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Er hoffe, Südtirol könne damit zeigen, dass es Spitzenklasse sei.
Helmut Tauber betonte, dass Südtirol im Vergleich mit den anderen Austragungsorten die niedrigsten Preise habe. Er hoffe, man könne auch Rodeln olympisch machen.
LH-Stv. Arnold Schuler erklärte, die Zuschlagskriterien hätten sich geändert, die Nachhaltigkeit werde durchaus beachtet. In Südtirol nutze man bestehende Strukturen, auch die Betten seien vorhanden, sodass man keine Wolkenkratzer bauen müsse. Südtirol müsse nur einen Teil der Spiele abdecken, wodurch gewisse Befürchtungen fehl am Platz seien. Auch bei den Weltmeisterschaften habe man die Belastungen in Grenzen halten können. Für 2026 könne man noch mehr tun, indem man gewisse Investitionen vorziehe. Auch die Preissteigerungen würden sich in Grenzen halten, eine Ausbreitung in andere Täler sei kaum zu befürchten. Das IDM werde darauf achten, dass Südtirol auch in der Wahrnehmung nach außen die Rolle spiele, die ihm zustehe. Er sei zuversichtlich, dass auch unsere Athleten bestens vorbereitet in die Spiele gehen würden.
Die Grünen haben zum Gesetzentwurf eine Tagesordnung vorgelegt: Der Landtag beauftragt die Landesregierung im Zusammenhang mit dem Olympiagesetz, 1. Die Austragung der Biathlon-Bewerbe in Antholz 2026 als „Green Event KlimaLand Südtirol Alto Adige“ (Zertifikat ausgearbeitet von den Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz) auszurichten. 2. Größtmögliche Anreize schaffen, damit Besucher und Besucherinnen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Südtirol, bzw. ins Pustertal anreisen (Einrichtung von Sonderzügen, Shuttles, zusätzlichen Busdiensten, etc.). In Kombination mit dem Eintrittsticket für die Biathlon-Bewerbe soll der öffentliche Nahverkehr in Südtirol zudem unentgeltlich zur Verfügung stehen. 3. Dafür zu sorgen. dass im Sinne des Plastic-free-Prinzips komplett auf Plastikgeschirr verzichtet und mindestens 50 Mehrweggeschirr verwendet wird. 4. Die Installierung von 5G-Antennen (die bereits für die WM 2020 im Gespräch Sind) verhindern oder dieser auf jeden Fall nur unter dem Vorbehalt zuzustimmen, dass die Antennen strikt auf das Austragungsgelände und die Austragungsdauer örtlich und zeitlich eingegrenzt errichtet werden. Nach der Streichung des vierten Punktes durch Einbringerin Brigitte Foppa nahm LR Arnold Schuler die Tagesordnung im Namen der Landesregierung an.
Die beiden Artikel des Gesetzentwurfs wurden ohne Debatte genehmigt.
Sven Knoll (STF) kündigte das Nein seiner Fraktion an. Er habe nichts gegen Antholz, halte aber die Belastungen durch die Spiele für nicht zumutbar. Anderswo hätten die Bürger deswegen eine Beteiligung abgelehnt.
Alessandro Urzì (L’Alto Adige nel cuore – Fratelli d’Italia) erklärte seine Zustimmung. Die Spiele brächten dem Land einen Gewinn. Leider habe man sich nicht dafür entschieden, mit mehr Wettkämpfen einzusteigen.
Brigitte Foppa (Grüne) unterstützte den olympischen Geist, nehme aber auch die Bedenken ernst. Man wolle aber auch nicht den Großalarm ausrufen. Es sei wichtig, dass sich die Landesregierung klar zur Nachhaltigkeit bekenne. Sie kündigte Enthaltung an. Gerhard Lanz (SVP) kündigte Zustimmung an. Es sei eine einzige Veranstaltung, aber sie biete dem Land weite Sichtbarkeit.
Der Gesetzentwurf wurde mit 28 Ja, zwei Nein und drei Enthaltungen genehmigt.