Von: ka
Bozen – Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen stellt Aktionen zum Tag gegen Gewalt an Frauen vor: „Gewalt an Frauen ist keine Liebe“, „Besetzter Stuhl“, Schulprojekt „Ich sag nein!“ und „Weiße Schleife“
Alle 72 Stunden wird in Italien eine Frau ermordet, oder, anders formuliert: Jeden dritten Tag wird eine Frau umgebracht, das entspricht rund 115 Frauen im Jahr. Drei von vier Feminiziden finden sogar in den eigenen vier Wänden statt. Auch in Südtirol besitzt der Täter in den meisten Fällen die Wohnungsschlüssel des Opfers, da es sich dabei häufig um den aktuellen (64 %) oder ehemaligen (20 %) Partner handelt. Dies erschwert auch den Schutz der Opfer.
Zum einen bleiben Straftaten verborgen, weil sie sich in den eigenen vier Wänden abspielen, zum anderen aber auch, weil neben den Opfern selbst auch viele Zeugen davor zurückschrecken, anzuzeigen, was sie sehen.
Die Zahlen zeigen, dass sich dringend etwas ändern muss, denn jede Gewalttat gegen Frauen ist eine zu viel. Dafür stehen zahlreiche Testimonials, die sich an der Online-Kampagne „Gewalt an Frauen ist keine Liebe“ des Landesbeirates für Chancengleichheit beteiligen. Die Testimonials aus den verschiedensten Bereichen zeigen mit ihrem Gesicht, dass sie Gewalt an Frauen nicht tolerieren, nicht stillschweigend zusehen, im Notfall mutig einschreiten und damit nicht nur die Frauen, sondern auch deren Kinder schützen, die oft ein Leben lang unter den Folgen der (mit)erlebten Gewalt leiden.
Mit der Online-Kampagne, die vom 25. November bis zum 10. Dezember läuft, soll verstärkt aufgezeigt werden, dass ein Mann, der eine Frau liebt, sie mit Respekt behandelt. Frauen müssen verstehen, dass ein Mann, der ihnen gegenüber gewalttätig ist, keine Liebe für sie empfindet. „Gewalt gegen Frauen ist eine Verletzung der Menschenrechte und wir haben die Pflicht sie zu verteidigen“, sagt Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen (25. November). „Wir müssen diese Zerstörung der Würde der Frauen stoppen und auch verstärkt auf Präventionsarbeit setzen.“
Darauf ist auch die Initiative “Besetzter Platz” ausgerichtet. Diese Initiative wurde im Jahr 2013 ins Leben gerufen und ist allen Frauen gewidmet, die Opfer von Gewalt wurden. Jede dieser Frauen hatte einen Platz im Theater, in der Straßenbahn, in der Schule und in unserer Gesellschaft überhaupt, bevor ihr Ehemann, ein Ex-Liebhaber oder auch ein Unbekannter ihrem Leben ein Ende gemacht hat. “Jetzt bleibt dieser Platz leer, er wird für sie freigehalten, weil sie ihren Platz nicht mehr einnehmen kann”, erklärte Oberhammer. Sie ruft alle öffentlichen Institutionen dazu auf, sich an der Aktion zu beteiligen, die ebenfalls bis zum 10. Dezember (Tag der Menschenrechte) läuft. “Wir wollen überall darauf hinweisen, denn es könnte jede von uns treffen”, so Oberhammer.
Zudem wird mit der bewährten Weiße-Schleife-Aktion Aufmerksamkeit für das Thema Gewalt gegen Frauen geschafft. Diese Schleifen wurden, wie jedes Jahr, an männliche Entscheidungsträger im ganzen Land verschickt. Wer sie trägt, zeigt, dass er niemals Gewalt an Frauen anwendet, sie nicht rechtfertigt und auch nicht stillschweigend duldet.
Der Beirat möchte auch das Präventionsprojekt „Ich sag nein!“ ausbauen, welches seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit lokalen Partnern an Schulen durchgeführt wird. Denn es ist wichtig, dass Mädchen früh genug lernen, sich gegen Gewalt, auch in den sozialen Medien, zur Wehr zu setzen. Beiratspräsidentin Ulrike Oberhammer plädiert deshalb für eine erhöhte Bereitstellung entsprechender finanzieller Mittel, um die wichtige Präventionsarbeit ausbauen zu können.