Von: mk
Rom – Paukenschlag in Sachen Toponomastik. Die Sechser-Kommission hat die Durchführungsbestimmung zur Ortsnamensfrage in Rom einstimmig genehmigt.
Der Kommissionsversitzende und PD-Senator Francesco Palermo zeigte sich Medienberichten zufolge selbst überrascht.
Der Kompromiss enthält unter anderem eine Liste von italienischen Orts- und Flurnamen, die abgeschafft werden sollen. Die neue Regelung sieht insgesamt vor, dass nur mehr jene Ortsnamen auf Deutsch und Italienisch erhalten bleiben, die auch in Gebrauch sind.
Obwohl Roberto Bizzo und Brunhilde Platzer im Vorfeld angekündigt hatten, gegen die Durchführungsbestimmung zu stimmen, entschieden sie sich letztendlich doch anders.
Die SVP hat ihrerseits eine der Listen mit Ortsnamen zurückgezogen, die ursprünglich in Zukunft nur mehr einsprachig auf Deutsch aufscheinen sollten.
SVP-Obmann begrüßt Durchbruch in Toponomastik-Frage
SVP-Obmann Philipp Achammer begrüßt die heutige politische Einigung in der Sechserkommission, die zur Verabschiedung einer Durchführungsbestimmung in der Ortsnamenfrage geführt hat: „Was in den vergangenen Tagen unmöglich schien, ist mit Vernunft und der Bereitschaft zum Ausgleich doch noch möglich geworden.“ Die Einigung sei gerade deshalb bedeutend, weil aufgrund des Prinzips des effektiven Gebrauchs auch die bisherige Auslegung des Pariser Vertrages endlich durchbrochen wurde, wonach Zweisprachigkeit die Übersetzung sämtlicher Orts- und Flurnamen bedeuten könnte.
„Durch die heutige Einigung kann es gelingen, ein jahrzehntelang noch offenes Kapitel im Zusammenleben zwischen den Sprachgruppen endlich zu schließen“, betont Achammer. Der Südtiroler Volkspartei sei es immer um eine Lösung mit Augenmaß gegangen, dabei habe man auch die Bereitschaft zum Kompromiss gezeigt. „Gerade weil sich in den vergangenen Wochen die Positionen aber zunehmend verhärtet haben, kommt der heutige einstimmige Beschluss umso überraschender“, so der SVP-Obmann. Durch die Einigung werde erneut bewiesen, dass Provokationen und politische Spielchen gerade in derart sensiblen Fragen niemals zu einem Ergebnis führen.
Achammer dankt all jenen, welche im Vorfeld gezielt auf diese Einigung hingearbeitet haben. „Dazu zählen auf SVP-Seite vor allem Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Mitglieder der Sechserkommission Karl Zeller, Dieter Steger und Daniel Alfreider.“ Genauso dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass durch die erzielten Abkommen Durnwalder/ Fitto und Durnwalder/ Delrio die Grundlage für die Durchführungsbestimmung gelegt worden sei. „Daher war es für die Südtiroler Volkspartei auch unverzichtbar, dass die Abkommen einen Teil der Durchführungsbestimmung bilden.“
Ortsnamen: Wieder keine historische Lösung – Schützenbund lehnt faulen Kompromiss ab
“Was die Toponomastikfrage angeht, wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert. Laut Medienberichten hat sich die Sechserkommission am Mittwoch in Rom auf eine Durchführungsbestimmung geeinigt – die historische Lösung blieb dabei außen vor”, so der Südtiroler Schützenbund(SSB).
“Stattdessen soll es in Zukunft vom Gebrauch abhängen, welche Namen einsprachig und welche zweisprachig sind. Eine Kommission wird darüber entscheiden. Und wieder ist hier keine Rede von einer historischen Lösung – im Gegenteil: Auf einen wissenschaftlichen Diskurs haben sich die verantwortlichen Politiker unseres Landes nie eingelassen”, kritisiert der SSB.
“Es stellt sich die Frage: Welche Kriterien werden nun verwendet und entscheiden über den Gebrauch eines geographischen Namens? Der Südtiroler Schützenbund setzt sich seit vielen Jahren für die Abschaffung der faschistischen und für die amtliche Einführung ausschließlich historisch fundierter geographischer Namen ein. Auch viele Mitglieder des K33 und F100 des Autonomiekonvents stimmen dem zu. Doch leider wurden alle Personen, die sich dafür einsetzen, enttäuscht”, so der Südtiroler Schützenbund weiter.
“Es bleibt jetzt nur noch zu hoffen, dass die Kommission, welche eingesetzt wird, aus Sprachwissenschaftlern besteht, für welche die historische Fundiertheit ein wichtiges Kriterium darstellt. Der Schützenbund hält es im Übrigen mit Abraham Lincoln, der meint: „Nichts ist geregelt, was nicht gerecht geregelt ist.“ Insofern sehen es die Schützen als schlechte Zwischenlösung, die bei der nächsten politischen Veränderung schon obsolet sein könnte”, abschließend der Südtiroler Schützenbund.