Von: luk
Bozen – Seit Kurzem fährt das öffentliche Personennahverkehrsunternehmen SASA auch mit Kleinbussen des Herstellers Otokar. Drei Fahrzeuge wurden im Zuge einer Ausschreibung aus dem Jahr 2018 angekauft. Es regt sich aber Kritik von Fahrgästen. Nicht etwa weil die Busse schlecht wären, vielmehr gibt es ein moralisches Problem.
Busse für spezielle Strecken
Eingesetzt werden sie künftig im außerstädtischen Betrieb im Meraner Raum. Dort verkehren sie auf Strecken, für die die Busse wegen ihrer Größe oder Gewichts ideal geeignet sind und den Anforderungen der SASA entsprechen.
Nur ein Interessent
Auf das Ausschreibungslos für die drei Kleinbusse hat sich die Firma “Mauribus” aus Italien gemeldet. Der Lieferant hat drei Fahrzeuge der türkischen Firma Otokar ins Feld geworfen und dann den Zuschlag erhalten. Einen zweiten Anbieter gab es nicht.
Schönheitsfehler
So weit so gut, wäre da nicht ein kleiner Schönheitsfehler: Die Firma Otokar mit Sitz in der Türkei ist nicht nur Hersteller von zivilen Fahrzeugen. Das Unternehmen produziert auch gepanzerte Fahrzeuge und sogar Kampfpanzer. Im April 2007 bekam Otokar den Auftrag zur Herstellung eines türkischen Kampfpanzers. Das Projekt läuft unter der Bezeichnung Altay MBT. Das Gerät wird und wurde von der Türkei auch im militärischen Konflikt in Syrien und gegen die Kurden eingesetzt. 900.000 Menschen sind etwa erst im Herbst 2019 aus Nordwestsyrien geflüchtet, nachdem türkische Truppen im nördlichen Syrien einmarschiert sind. An vorderster Front waren Kampfpanzer und Militärfahrzeuge von Otokar im Einsatz.
Sasa-Chefin: “Otokar war einzige Option”
Südtirol News hat bei SASA-Chefin Petra Piffer nachgefragt: Dass hier mit Geld aus Südtirol indirekt der Krieg der Türkei in Syrien finanziert werde, findet sie “weit hergeholt”. Laut dem Ausschreibungsgesetz der Provinz Bozen, das sich an Vorgaben von Italien und der Europäischen Union anlehnt, müsse die maximale Teilnahme garantiert werden. Man könne nicht einen Hersteller einfach ausschließen. In diesem Fall sei es sogar so, erklärt die SASA-Chefin, dass es gar keine Alternative gegeben habe. Das Ausschreibungslos sei mit Anforderungen wie Gewicht, Länge, Breite oder Sitzplätze spezifiert worden. Lediglich die Firma Otokar hat diesen Kleinbus so im Angebot, wie er von der SASA auf diesen Strecken gebraucht wird. Das ist wohl auch der Grund, warum sich nur ein Interessent bei der Ausschreibung gemeldet hat.
Die Beachtung ethischer Gesichtspunkte bei Ausschreibungen sei laut Petra Piffer zwar ein guter Ansatz, der aber letztlich zu Schwierigkeiten führen würde. In diesem konkreten Fall, wäre auf diesen Buslinien einfach kein Bus vorhanden gewesen.
Außerdem – so die SASA-Chefin weiter – gebe es zahlreiche Beispiele, wo dann ebenfalls ethische Gesichtspunkte zum Tragen kommen müssten. Als Beispiel nennt sie Ausschreibungen für Textilien und Kleider: “Hier könnte man sagen, dass diese Produkte nicht aus China kommen dürfen, weil dort die Arbeitsbedingungen nicht gut sind.”
Dennoch bleibt ein negativer Beigeschmack, der die politisch Verantwortlichen zumindest zum Nachdenken animieren sollte. Die aktuellen und vergangenen Machenschaften der türkischen Regierung sind nämlich nicht unbedingt mit europäischen Werten in Einklang zu bringen.