Hisbollah zahlte für eigene Zerstörung

Pager-Anschlag Höhepunkt eines Geheimdienstkrimis

Dienstag, 08. Oktober 2024 | 07:04 Uhr

Von: Ivd

Beirut – Es war ein Anschlag, den die Welt wohl nicht so schnell vergisst: Am 17. und 18. September 2024 detonierten plötzlich zahlreiche Pager und Funkgeräte in den Händen tausender Hisbollah-Kämpfer. Mindestens 37 Menschen starben, über 3000 Hisbollah-Mitglieder wurden verletzt. Dieser empfindliche Angriff gegen die Feinde Israels war laut Informationen der Washington Post der Gipfel einer lang angelegten Operation des israelischen Geheimdienstes Mossad.

Das trojanische Kommunikationsgerät

Wie infiltriert man eine der bestbewachten Milizen der Welt und sorgt dafür, dass sie ihre eigenen Waffen gegen sich selbst richtet? Genau das gelang dem Mossad in einer Geheimoperation. Bereits 2015 hatte der israelische Geheimdienst bemerkt, dass die Hisbollah ihre Kommunikation zunehmend auf abhörsichere Pager und Walkie-Talkies verlagerte. Schnell entstand die Idee, ein Modell zu entwickeln, dass technisch so vorteilhaft ist, dass die Kämpfer es nicht ablehnen könnten.

Klein, leicht, leistungsstark und abhörsicher sollte der Pager sein – so wurde er zumindest beworben, denn der Mossad konnte jedes Gespräch mithören. Am 7. Oktober 2023 wurde der Plan laut Washington Post in die Tat umgesetzt: Die taiwanesische Firma Apollo machte der Hisbollah ein unschlagbares Angebot. Angeblich soll diese Firma nicht gewusst haben, dass hinter ihrem Zulieferer der israelische Geheimdienst steckt und machte sich so unwissend zum Mittäter.

Die Falle schnappt zu

Die Manipulation der Pager war so geschickt, dass selbst bei genauer Inspektion nichts Verdächtiges zu entdecken war. In den leistungsstarken Akkus befand sich ein Sprengsatz, der nur darauf wartete, aktiviert zu werden. Monate vergingen, und die Pager verbreiteten sich unbemerkt unter den Kämpfern der Hisbollah. Erst im September 2024 – ein Jahr nach dem tödlichen Hamas-Angriff auf Israel – schlug der Mossad zu.

Am 17. September erhielten tausende Hisbollah-Kämpfer eine verschlüsselte Nachricht auf ihren Pagern. Um diese zu entschlüsseln, mussten sie beide Hände benutzen, um zwei Knöpfe gleichzeitig zu drücken. Doch anstatt die Nachricht zu entschlüsseln, lösten sie die Explosionen aus, die viele Kämpfer sofort töteten oder schwer verletzten. Am nächsten Tag detonierten auch die manipulierten Walkie-Talkies. Die präzise koordinierte Attacke traf die Miliz ins Mark und hinterließ nicht nur körperliche, sondern auch psychologische Verwüstung.

Hisbollah zahlte für Selbstzerstörung

Die Ironie dieser Operation könnte größer kaum sein: Die Hisbollah hatte unwissentlich für die Waffen gezahlt, die nicht nur ihre Vorhaben an ihre Feinde weitergab, sondern ihre Mitglieder in großen Teilen auch kampfunfähig machte oder gar tötete.

Die Washington Post berichtet, dass die Entscheidung für die Aktivierung der Sprengsätze von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu persönlich getroffen wurde. Trotz Bedenken des Militärs, die Attacke könnte zu einer Eskalation der Spannungen an der Nordgrenze Israels führen, gab er grünes Licht. Anschließend flog die israelische Armee Luftangriffe auf vermeintliche Hisbollah-Stellungen.

Hisbollah schwört Rache

Die Hisbollah-Führung ist schwer getroffen. Kurz nach der Explosion starb der Anführer der Miliz, Hassan Nasrallah, bei einem gezielten israelischen Luftangriff. Die Frage, ob dies das Ende der Hisbollah bedeutet, bleibt jedoch offen.

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