"Debatten über Sachthemen kamen etwas zu kurz"

Pallaver zum Wahlkampf: “Wenig Originelles”

Samstag, 21. Oktober 2023 | 07:22 Uhr

Von: luk

Bozen – Bei der Südtiroler Landtagswahl wird der Sonntag für Landeshauptmann Arno Kompatscher und seine seit dem Jahr 1948 regierende wie dominierende Südtiroler Volkspartei (SVP) zum Tag der Wahrheit. Auch alle anderen politischen Kräfte bekommen es – voraussichtlich im Morgengrauen des 23. Oktober – schwarz auf weiß, wie sie in der Wählergunst abgeschnitten haben.

Dabei war der Wahlkampf im Vorfeld der Landtagswahlen 2023 durchaus intensiv, aber wenig originell. Diese Einschätzung vertritt Politikwissenschaftler Günther Pallaver im Gespräch mit Südtirol News. Es habe nicht so wirklich ein “Dirty Campaigning” gegeben, was eigentlich zu erwarten gewesen wäre.

Der Begriff bezeichnet eine Form von Werbung oder insbesondere politischer Öffentlichkeitsarbeit, bei der versucht wird, den politischen Gegner in ein schlechteres Licht zu rücken, um damit das eigene Ansehen zu erhöhen. Typisch für “Dirty Campaigning” ist, dass es sich sachlichen Argumenten zu entziehen versucht und stattdessen die persönliche Auseinandersetzung in den Vordergrund stellt.

Für den Politik-Experten war auch kein Wahlkampfthema richtig dominant. Themen wie Autonomie, Minderheitenrechte oder gar Freistaat waren im Hintergrund oder gar nicht im Gespräch. Im Vordergrund standen laut Pallaver eher Themen wie bezahlbarer Wohnraum, Einkommen und zuletzt die öffentliche Sicherheit. Doch kein Thema sei von Anfang des Wahlkampfs bis zum Ende durchgezogen worden.

Der Südtiroler Wissenschaftler hätte sich gewünscht, dass Sachthemen im Zuge des Wahlkampfs intensiver ausgetragen werden. Als Beispiel nennt er den Dauerbrenner der langen Wartezeiten in der Sanität. “Hier gab es von unterschiedlichen Akteuren Ansätze und Ideen zur Bewältigung des Problems. Eine öffentliche Debatte über diese Lösungsvorschläge habe ich aber vermisst. So etwas wäre wichtig gewesen”, so Pallaver.

Bezirk: Bozen