Von: mk
Bozen – Die Ernennung von Marco Pappalardo, bisher Tourismus-Chef der IDM, zum Chef der Landespressagentur, hinterlässt bei einigen einen zwiespältigen Eindruck. Dass kein Journalist die Leitung der Landespressagentur übernimmt, der den Auflagen seiner Berufskategorie und der Ethik der „vierten Gewalt“ verpflichtet sei, sondern ein Marketingfachmann, sei bedenklich, kritisieren die grünen Landtagsabgeordneten Riccardo Dello Sbarba, Hans Heiss und Brigitte Foppa.
„Niemand zweifelt an den kommunikativen Fähigkeiten von Marco Pappalardo: Er hat die SMG nach dem Abgang von Christoph Engl 2013 übernommen und die touristische Marktbeobachtung und -bearbeitung geleitet – die Erfolge liegen auf der Hand. Dagegen ging die gleichfalls von ihm betreute Promo-Kampagne für den Flughafen Bozen nicht auf, sondern scheiterte krachend“, erinnern die Grünen.
Dass Marco Pappalardo aber für eine objektive Berichterstattung über Südtirol und die Tätigkeit der Landesverwaltung sorgen kann, die Kriterien journalistischer Objektivität und Sorgfaltspflicht genügt, ist laut den Grünen „mehr als fraglich“. Zwar sei bessere Imagepflege für Südtirol, zumal auf nationaler Ebene, dringend erforderlich. „Nicht wünschenswert wäre aber, wenn die Landespressagentur unter Pappalardos geschickter Regie zum Promotion-Service der Landesregierung mutiert. Dann wäre auch die Bezeichnung der Agentur zu ändern – in SMG: Südtiroler Mehrheits-Garantin“, meinen die Grünen ironisch.
Sie bewerten diese Berufung als überaus problematisch und zugleich als empfindliche Schwächung der journalistischen Berufsgruppe zugunsten „postfaktischer Versuchungen“.
BürgerUnion: „Nein zur Arnos Werbeagentur“
Als „völlig inakzeptabel“ wertet der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder die Ernennung des Nicht-Journalisten und Marketingmannes Marco Pappalardo zum Chef des Landespresseamtes.
„Damit wird das neue Landespresseamt – wie von einigen Oppositionellen prophezeit – zur Werbestelle des Landeshauptmannes. Die Werbetätigkeit für die Autonomie ist dabei nur ein vorgeschobenes Argument. Zudem ist es fraglich, ob mit dem derzeit geltenden Landesgesetz überhaupt ein Nicht-Journalist Direktor der Pressestelle werden kann“, so Pöder.
Im letzten Absatz des entsprechenden Gesetzesartikels wird unter anderem auf die „Besoldung“ des Direktors Bezug genommen, die sich am staatlichen Journalisten-Kollektivvertrag orientiert und jener eines Chefredakteurs entsprechen soll.
„Wenn Landeshauptmann Arno Kompatscher jetzt aus der Presseagentur des Landes eine reine Marketing- und Werbeabteilung für sich selbst machen will, dann müssen auch die Journalistenvertretungen dagegen protestieren“, so der Abgeordnete.
„Kompatscher will mit dieser Ernennung einen Werbemann für den beginnenden Landtagswahlkampf engagieren und offenbar das laue Image der Landesregierung aufpolieren lassen“, ist Pöder überzeugt.