Von: mk
Percha – Nach langen Jahren der Planung und der Suche nach Geldmitteln für die Umfahrung von Percha ist gestern der Spatenstich erfolgt. Neben Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Daniel Alfreider nahm sogar Minister Matteo Salvini per Videozuschaltung daran teil. „Offensichtlich eine große Sache, doch weitsichtige Zukunftsprojekte sind solch große Straßenbauten heutzutage nicht mehr“, erklären mehrere Umweltverbände in einer Aussendung.
Natürlich sei der Wunsch der Anrainer und der betroffenen Dörfer nach Verminderung des Durchzugverkehrs und des Lärms verständlich und nachvollziehbar und Umfahrungen deshalb manchmal notwendig. Doch jede neue Umfahrung und jeder Abbau von Hindernissen ziehe unweigerlich neuen Verkehr an, wie man aus Studien wisse. Die Folge sei, dass der Stau auf das nächste Nadelöhr verlagert wird und es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Verkehrskollaps wieder eintritt. „Man nimmt also für eine kurzfristige Entlastung an einer Stelle eine zunehmende Gesamtbelastung in Kauf“, sagt Christine Baumgartner, Sprecherin der Plattform Pro Pustertal. Nicht das eigentliche Problem werde angegangen, sondern nur Symptome behandelt. Das sei keine zukunftsweisende Verkehrspolitik.
Konstruktive Gespräche mit dem Amt für Straßenbau
„Dabei gibt es“, so Albert Willeit, Bezirksobmann vom Heimatpflegeverband Pustertal, „seit einem Jahr immer wieder ausführliche Gespräche mit dem zuständigen Straßenbauamt und dem Landesrat, welche unsere Kritik und Vorschläge durchaus ernst nehmen und teils in die Planungen aufnehmen.“ Das gebe entgegen der Aussagen von Verkehrsminister Salvini, der in der Videoschalte anlässlich des Spatenstichs gegen die wichtigen Tiroler Fahrverbote wetterte und sich hinter die Auto- und Transportlobby stellte, Hoffnung.
Ausbau der Bahnlinie im Pustertal „oberste Priorität“
Der Klimaplan Südtirol 2040 sieht vor, dass bis 2040 der motorisierte Individualverkehr auf Südtirols Straßen um 40 Prozent reduziert wird. „Damit würden nicht nur die Klimaziele im Bereich Verkehr erreicht, sondern auch die Lebensqualität der vielen, vielen verkehrsgeplagten Anrainer von Durchzugsstraßen enorm gesteigert,“ meint Josef Oberhofer, Vorsitzender des Dachverbands für Natur- und Umweltschutz. Die Voraussetzung zur Erreichung dieser Ziele sei allerdings der massive Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Für das Pustertal heiße das: Die Bahnlinie müsse so schnell wie möglich massiv ausgebaut werden und die bis 2026 zur Verfügung stehenden Olympiagelder sollten dafür verwendet werden.
Öffentlicher Personennahverkehr statt Auto
Seit über 40 Jahren stehen die Umweltverbände großen Straßenausbauten im Pustertal äußerst kritisch gegenüber und kämpfen gegen weitere „unzeitgemäße und landschaftszerstörerische“ Straßenprojekte. „Wir müssen endlich alles daransetzen, den hausgemachten und den touristischen Verkehr massiv zu reduzieren. Dafür muss aber endlich der Öffentliche Personennahverkehr gegenüber dem Auto priorisiert werden. Deshalb hoffen wir, dass der nächste große Spatenstich im Pustertal anlässlich des Ausbaus der Bahnlinie stattfindet“, sind sich die Umweltverbände einig.