Von: mk
Jenesien – Jüngst fand auf Einladung des SVP-Bezirkes Bozen Stadt und Land in der Aula Magna von Jenesien eine sehr gut besuchte SVP-Informationsveranstaltung zum Thema „Tourismus – Landschaftsschutz – Landwirtschaft“ statt. Am Podium standen Christoph Perathoner, Arnold Schuler, Manfred Vallazza und Franz Locher. Die Gäste wurden durch Bürgermeister Paul Romen begrüßt, der gekonnt in das Thema einleitete, während die Bürgermeisterin der Nachbargemeinde Mölten Angelika Wiedmer charmant durch den Abend führte.
Bezirksobmann und Wirtschaftsanwalt Christoph Perathoner sprach in seiner Stellungnahme über Wirtschafspolitik und Zukunftstrends. Die moderne Welt unterliege stetigem Wandel. Immer rascher müsse sich der Mensch den Veränderungen anpassen. „Man denke nur an den Siegeszug von Internet, Smartphones usw. in knapp drei Jahrzehnten“, sagte Perathoner. Der globale Trend geht hin in Richtung Urbanisierung. Als Folge davon leben zunehmend mehr Menschen in Städten, bald 60 bis 70 Prozent der Weltbevölkerung. „Dieser Trend stellt die Landwirtschaft und den Tourismus vor neuen Herausforderungen“, meinte Perathoner. Sowohl Politik als auch Wirtschaft müssen früh Trends erkennen und gemeinsam auf die Zukunft hinarbeiten. Nur so könne in Südtirol der Wohlstand langfristig erhalten werden. „In einer globalen Wirtschaftswelt verliert jener Anbieter, der sich nur auf den Lorbeeren des Geleisteten ausruht“, unterstrich Perathoner.
Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft und Tourismus sowie Landeshauptmann-Stellvertreter, machte die touristische Entwicklung in Südtirol zum Thema des Abends. „Generell wird der Tourismus in Südtirol als wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region wahrgenommen. Tourismus ist eine Querschnittsbranche, die positive Auswirkungen auf andere Sektoren hat und dadurch viele direkte und indirekte Arbeitsplätze schafft“, argumentierte Schuler. „In einem Land wie Südtirol ist die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft besonders wichtig“. Beide Bereiche profitierten zwar bereits voneinander. Es gebe noch viel Potential, das es auszuschöpfen gilt. Wichtig sei es, Trends und Entwicklungen im Tourismus im Auge zu behalten.
Für den Regionalassessor und ladinischen Landtagsvizepräsidenten Manfred Vallazza sei es wichtig, auch in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Tourismus, im Sinne des Landschaftsschutzes, zu stärken. „Touristen kommen gerade wegen der wunderschönen und intakten Kulturlandschaft, die wir den fleißigen Bauern zu verdanken haben“, zeigte sich Vallazza überzeugt. „Innerhalb des Tourismusbereichs solle jeder seine Nischen haben.“ Darum sei der Urlaub am Bauernhof nicht als Konkurrenz zur herkömmlichen Hotellerie zu betrachten. Vielmehr sei Urlaub am Bauernhof als eine Nische zu sehen, die jene Zielgruppen ansprechen soll, die sich ein Erlebnis auf dem Bauernhof im Kreis der Bauernfamilie wünschen. „Südtirol braucht Mut, um für die hohe Qualität unserer landwirtschaftlichen Produkte auch höhere Preise zu verlangen. Dies ist nur in Zusammenarbeit und unter Rückendeckung aller Bereiche möglich“, stellte Vallazza fest. Besonders im Hinblick auf lokale Produkte müsse die Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern und Tourismus verstärkt werden. Es dürfe nicht passieren, dass Hotels ihren Kunden Regionalität anpreisen, und keines der Produkte am Frühstückstisch von lokalen Bauern stammt.
Franz Locher sprach über „Herausforderungen der Zukunft“. „Es gilt, die langjährige Tradition der Landwirtschaft zu erhalten – und auch die damit einhergehende Landschaftspflege. Wir wollen die Herstellung und den Konsum qualitativ hochwertiger regionaler Produkte stärken. Und dabei streben wir ganz gezielt das Null-Kilometer-Konzept an.“ Locher pochte darauf, dass Landwirtschaft und Tourismus im Hinblick auf landwirtschaftliche Erzeugnisse enger zusammenarbeiten müssen. Wichtig sei ebenso die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das Überleben als Landwirt müsse auch für die kommenden Generationen gesichert werden. Weiters räumte Locher mit Vorurteilen auf: „Der Landwirtschaft wird immer Wasserverschwendung angelastet. Nur rund 3 Prozent des Wasserverbrauches fallen auf die Landwirtschaft“.
Abschließend kam es zu einer sehr regen Diskussion unter den rund 100 Teilnehmers bei denen sich viele nicht nur mit Fragen, sondern auch mit konstruktiven Anregungen und Visionen zu Wort meldeten.