Von: luk
Bozen – In diesen Krisenmonaten spielten Kinder und Jugendliche nur eine marginale Rolle in der Gesellschaft. Auf ihre Bedürfnisse und Probleme wurde kaum Rücksicht genommen. Das schreibt das Team K Frauen.
Maria Elisabeth Rieder und Francesca Schir fordern jetzt Sommerinitiativen, die den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepasst sind, sowie Unterstützungsmaßnahmen für Gemeinden, Träger und Familien. Das Team K hat dazu einen Beschlussantrag im Landtag vorgelegt
“Kinder und Jugendliche sind in dieser ganzen Zeit der Krise nicht befragt und wenig gehört worden. Dennoch leiden sie genauso unter den Auswirkungen der Krise, wenn nicht mehr. Es gibt bereits erste Studien, die zeigen, dass die Vereinsamung bei den Jüngsten am Größten ist. Vor mehr als zwei Monaten wurden Kinder und Jugendliche von einem Tag auf den anderen aus ihrem Alltag in Kindergarten und Schule herausgerissen. Der Alltag, der sonst von Schule und sozialen Kontakten dominiert wurde, war plötzlich anders. Der persönliche Kontakt zu Bezugspersonen und Freunden fehlte. Jugendliche können ihre sozialen Kontakte dank der digitalen Medien halten, aber Videochat ist kein Ersatz für physische Treffen. Gerade für sie ist es wichtig, Kontakte außerhalb der Familie zu haben. Das Gruppengefühl im Jugendalter ist wichtig für persönliche Entwicklung und Identitätsbildung. Peer-to-Peer lernen in allen Entwicklungsstufen ist ein wichtiger Faktor für die Persönlichkeitsbildung. In Gruppen erfahren Kinder und Jugendliche Anerkennung, Konflikte und Kompromisse, genauso wie sie unter Gleichaltrigen lernen, ihre Gefühle zu erkennen und zu beherrschen“, sagt Francesca Schir.
„Über die jungen Menschen sprechen grundsätzlich andere – Eltern, Lehrpersonen, Politiker. Wer hat in den letzten Monaten bei Kindern und Jugendlichen nachgefragt, ihre Sorgen gehört? Hat ihre Stimme in der öffentlichen Diskussion eine Rolle gespielt“, fragen sich die Frauen im Team K.
Schulen und Kindergärten bleiben in Italien bis September geschlossen, in Südtirol wurde in Kindergärten und Grundschule ein Notdienst angeboten. Hierzu haben nur eine geringe Anzahl von Kindern Zugang. Keine Angebote gibt es für Mittelschüler und Oberschüler. Umso wichtiger sei es jetzt Angebote für den Sommer zu organisieren. Neben den Angeboten für die Kinder und Jugendlichen gehe es auch darum, wie berufstätige Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder über die Sommermonate unterstützt werden. “Für viele Familien stellt sich die Frage, wie es denn nach dem 16. Juni weitergeht. Die Sommerbetreuung hängt noch völlig in der Luft. Kinder und Jugendliche brauchen den Kontakt, genauso wie Familien Unterstützung und Entlastung benötigen”, stellt Maria Elisabeth Rieder fest.
“Wer noch Arbeit hat, kehrt jetzt nach und nach an den Arbeitsplatz zurück. Wir müssen darauf achten, dass vor allem Mütter nicht an der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf zerbrechen. Für Eltern, die im Homeoffice arbeiten, gibt es derzeit keine Betreuungsangebote außerhalb der eigenen Wohnung. Von staatlicher Seite gibt es als Unterstützungsmaßnahmen die außerordentliche Elternzeit und den Babysitterbonus. Die Antragstellung ist zwar bürokratisch aufwendig, doch kann der Babysitterbonus nun auch für Betreuung außer Haus, also beispielsweise für die Sommerbetreuung, verwendet werden. Es heißt aber trotzdem für viele Betroffene, neben Arbeit auch noch Kinder zu betreuen und Haushalt zu organisieren – in Vollzeit. Für Alleinerziehende gestaltet sich die Situation noch schwieriger”, so das Team K.
Das Team K Frauen ist darüber verwundert, dass sich die Wirtschaftsverbände derzeit wenig in das Thema Kinderbetreuung einbringen. “Es braucht keine Studien, um festzustellen, dass die volle Arbeitsleistung im Homeoffice bei gleichzeitigem Familienmanagement nicht erbracht werden kann”, erklärt Maria Elisabeth Rieder, “die Arbeitgeberseite muss sich stärker dafür einsetzen, dass ihr Personal unter möglichst guten Bedingungen arbeiten kann, auch von zu Hause aus, schließlich bezahlen die Unternehmen ihre Angestellten.”
Die Sommerbetreuung werde in der Regel von Gemeinden und verschiedenen Trägern (Sozialgenossenschaften, Vereine, Jugenddienste usw.) organisiert und koordiniert. Durch die geänderten Voraussetzungen ist eine Neuplanung der Angebote nötig. “Es wurde zum Teil damit begonnen, Anmeldungen zu stornieren und den Bedarf neu zu erheben. Die Anbieter organisieren gemeinsam mit den Gemeinden ihre Angebote neu oder planen sie nach den aktuellen Sicherheitsstandards um. Fand bereits in der Vergangenheit Vieles im Freien statt, so wird nun in Zusammenarbeit mit den Gemeinden versucht, noch mehr Angebote im Freien auf die Beine zu stellen. Allerdings braucht es auch ausreichend Rückzugsorte für Schlechtwettertage. Es gibt sehr viele Unbekannte in dieser Planung: wie sieht es mit der Finanzierung aus, wer haftet im Falle einer Infektion und was ist überhaupt erlaubt?”, stellt Francesca Schir fest. “Finanzierung und Planungssicherheit spielen eine große Rolle. Unter den neuen Bedingungen entstehen allen Beteiligten andere Kosten als vorhergesehen, erhalten sie eine Landesunterstützung? Immerhin wurde von der Landesrätin die Aussage getätigt: ‘Alle Kinder bekommen einen Platz in der Sommerbetreuung’. Allerdings betonte dieselbe Landesrätin in der Antwort auf die Anfrage des Team K, dass die Träger der Angebote allein für die Umsetzung der Maßnahmen und Sicherheitsstandards zuständig sind.”
“Das Land Südtirol hat seine eigenen Sommerangebote bereits ersatzlos abgesagt, machte sich aber anscheinend keine Gedanken über Alternativen. Wenn hier schon eine komplette Verschiebung zu den privaten Trägern stattfindet, dann sollten ihnen auch die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden”, fordern Rieder und Schir.
Neben der organisierten Betreuung brauche es aber auch Alternativen für alle, die ihre Kinder zu Hause betreuen. “Das kann verschiedene Gründe haben. Es ist bereits abzusehen, dass bei den geltenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen das Angebot nicht für alle interessierten Kinder und Jugendlichen ausreichen wird. Das Team K Frauen schlägt daher Unterstützungsmaßnahmen für Eltern vor, die ihre Kinder allein zu Hause oder in Privatinitiativen betreuen. Es haben sich in der Betreuungsnot einige informelle Initiativen entwickelt, z.B. in Mehrfamilienhäusern, die sich abwechselnd um die Kinder kümmern”, berichtet Maria Elisabeth Rieder. Das Team K Frauen schlägt vor, dass allen, die Kinder und Jugendliche betreuen, eine finanzielle Unterstützung zukommen soll. Das Team K Frauen schlägt vor, die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung zu stellen und den Familien zukommen zu lassen, die ihre Betreuung selbst stemmen.
“Die Planung und Vorbereitung der Sommerangebote sind jetzt im Gange. Von der Landesregierung braucht es klare Vorgaben und Zusagen über die Finanzierung. Familien und auch die Anbieter brauchen Sicherheit, wie es weitergeht, Kinder und Jugendlichen müssen aus der sozialen Isolation herausgeholt werden. Es ist auch gut, wenn Familien selbst aktiv werden und sich selber organisieren und so weniger Bedarf an Fremdbetreuung besteht, aber auch dafür soll eine finanzielle Unterstützung vorgesehen werden”, so Rieder und Schir abschließend.