Produkte können von teilnehmenden Frauen selbst gewählt werden

Pilotprojekt mit Gratis-Verhütungsmitteln in Vorarlberg

Montag, 10. Juni 2024 | 15:32 Uhr

Von: apa

In Vorarlberg startet im Herbst ein Pilotprojekt zur Abgabe kostenloser Verhütungsmittel. Dafür werden eine Million Euro zur Verfügung gestellt, teilte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Montag bei der Vorstellung des Verhütungsberichts 2024 in Wien mit. 3.500 Frauen sollen über das Fraueninformationszentrum femail unterstützt werden. Das Gratisangebot richtet sich nicht an Männer, denn der Bericht zeigt: Die Hälfte der Frauen trägt die Kosten für Verhütung allein.

“Die Daten deuten klar darauf hin, dass eine kostenlose Bereitstellung von Verhütungsmitteln das Potenzial hat, die Wahl der Verhütungsmethode stark zu beeinflussen”, erläuterte Rauch zu dem erstmals im Auftrag des Gesundheitsministeriums erstellten Bericht. “Jetzt werden wir nicht von heute auf morgen die kostenfreie Verhütung in ganz Österreich einführen können”, sagte er. Aber aufbauend auf den Verhütungsbericht starte im Herbst ein Pilotprojekt, um zu klären, “wie kann das technisch umgesetzt werden, wie ist die Inanspruchnahme, worauf muss fokussiert werden?” Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und läuft bis Ende 2026.

In der Modellregion Vorarlberg erhält dadurch etwa jede 20. Frau im reproduktiven Alter zwischen 14 und 45 Jahren kostenlose Verhütungsmittel und Beratung. Die Anmeldung wird bei femail möglich sein, eventuell auch direkt beim eigenen Gynäkologen, das stand vorerst noch nicht fest. Die Teilnehmerinnen können das gewünschte Verhütungsmittel frei auswählen, erläuterte Lea Putz-Erath von femail. “Ziel ist es, die Gesundheit von Frauen zu verbessern und wissenschaftliche Daten für zukünftige bundesweite Modelle zur kostenfreien Verhütung zu sammeln”, sagte sie.

Für den von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellten Verhütungsbericht 2024 wurden mehr als 1.000 Frauen befragt. Demnach verhüten 46 Prozent der Frauen allein, bei zwölf Prozent ist es der Partner. Acht Prozent verhüten gemeinsam mit dem Partner. 33 Prozent der Frauen verwenden keine Verhütungsmittel. Ein Viertel gibt an, die Kosten zu teilen. Die gängigsten Verhütungsmethoden bei sexuell aktiven Frauen in Österreich sind die Pille (42 Prozent), das Kondom (40 Prozent) und die Spirale (17 Prozent).

“Eine der sichersten Verhütungsmethoden ist das Hormonstäbchen”, sagte Studienautorin Sylvia Gaiswinkler. Dieses sei jedoch eine Kostenfrage, wie generell vor allem Langzeitverhütungsmittel besonders teuer und für viele Frauen “häufig nicht leistbar” sind. Österreich liege bezüglich Verhütung und Verhütungsberatung im Vergleich mit Nord- und Westeuropa an der hinteren Stelle, vor allem “auch aufgrund dessen, dass es in Österreich überhaupt keine Kostenübernahme gibt”, berichtete Gaiswinkler. Positive Beispiele gebe es in England und Frankreich.

“Solange vorwiegend Frauen für Verhütung verantwortlich sind und überwiegend auch die Kosten tragen, gibt es einen großen Bedarf an kostenfreier Verhütung und Beratung in Österreich”, sagte die Expertin für Frauengesundheit. “Verhütung muss auch Männersache werden”, betonte auch Rauch.

Die Initiatoren des Volksbegehren “Gratis Verhütung”, die seit Mitte Jänner Unterstützungserklärungen sammeln, begrüßten das Pilotprojekt in einer Aussendung. “Wir sind erst dann zufrieden, wenn jeder Mensch in Österreich unabhängig von seinem Einkommen und seiner sozialen Situation Zugang zu sicheren und für sich am besten passenden Verhütungsmethoden hat”, erklärte Sprecherin Aisha Gstöttner.

( S E R V I C E – Verhütungsbericht des Gesundheitsministeriums als PDF-Download: https://go.apa.at/472odA14 )