Von: mk
Warschau – Wenn es um Russland unter Kreml-Despot Wladimir Putin geht, versteht Polens Außenminister Radosław Sikorski keinen Spaß. Einen Scherz gönnt sich der 61-Jährige, der für seine geradlinigen Ansagen bekannt ist, allerdings doch. In seinem Büro in Warschau steht eine eingerahmte Karikatur mit polnischer Beschriftung, die es in sich hat – und die auf einer wahren Begebenheit beruht.
Zwei Reinigungskräfte sind im Gebäude der Vereinten Nationen abgebildet. Auf die Frage, warum es hier so sauber sei, antwortet die zweite Figur: „Der polnische Minister hat den Boden mit dem russischen Botschafter aufgewischt.“
– A tutaj co tak czysto?
– Polski minister wytarł podłogę ambasadorem rosji. #ONZ #UN #UNSC pic.twitter.com/YMzSSmMQfS— SpecGhost (@SpecGhost) February 26, 2024
Pikant dabei ist: Die Karikatur bezieht sich auf eine kürzlich gehaltene Rede des Diplomaten vor den Vereinten Nationen. Dabei zerriss er den Vertreter Moskaus buchstäblich in Stücke. Selbst erfahrene Rhetorik-Experten zeigten sich begeistert.
„Ich bin erstaunt über den Ton und den Inhalt der Präsentation des russischen Botschafters“, sagte Sikorski zu Beginn und ging dann sofort ans Eingemachte: „Er nennt sie ein kriminelles Kiewer Regime. In Wirklichkeit hat die Ukraine eine demokratisch gewählte Regierung.“
Weiter erklärte Sikorski, der russische Botschafter bezeichne die Ukrainer als Nazis. „Nun, der Präsident ist Jude, der Verteidigungsminister ist Muslim, und es gibt keine politischen Gefangenen. Er sagte, dass die Ukraine in Korruption schwelgt. Nun, Alexej Nawalny dokumentiert, wie ehrlich und integer sein eigenes Land ist.“
„Er sagte sogar, dass Polen Russland während des Zweiten Weltkriegs angegriffen hat. Wovon redet er da? Es war die Sowjetunion, die zusammen mit Nazi-Deutschland am 17. September 1939 Polen angegriffen hat. Am 22. September haben sie sogar eine gemeinsame Siegesparade abgehalten.“
Darauf folgte ein dramatischer Appell: Eine solche Demagogie sei eines ständigen Mitglieds des Sicherheitsrats unwürdig, betonte der polnische Außenminister. „Aber was der Botschafter erreicht hat, ist, uns daran zu erinnern, warum wir uns gegen die sowjetische Herrschaft gewehrt haben und wogegen sich die Ukraine jetzt wehrt. Damals ist es ihnen nicht gelungen, uns zu unterjochen. Es wird ihnen auch jetzt nicht gelingen, die Ukraine und uns zu unterjochen.“
Offenbar erinnert sich der polnische Außenminister nicht ungern an den verdutzten russischen UN-Botschafter und zeigt mit Genugtuung seinen Gästen die Karikatur – völlig undiplomatisch.