Von: mk
Brüssel – Die EU-Kommission wird den Mitgliedstaaten und -regionen keine Steine in den Weg legen, wenn es um die Entnahme von Problemwölfen geht. Diese Zusage haben der Südtiroler EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann und der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler, gestern von EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius bekommen. Zudem hat der Kommissar betont, dass Pläne für das Management der Wolfspopulation von den Staaten bzw. Regionen ausgehen müssten. „Wir müssen deshalb in Rom darauf drängen, dass ein Plan entwickelt oder den Alpenregionen zugestanden wird, eigene Pläne auszuarbeiten“, so Dorfmann nach dem Treffen.
Der Litauer EU-Kommissar Sinkevičius hatte den Südtiroler Europaparlamentarier mit Vertretern der Bergland- und Almwirtschaft – darunter der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler – aus Südtirol, dem Bundesland Tirol, Kärnten, Vorarlberg und Bayern empfangen, um mit ihnen die Wolfsproblematik zu diskutieren. „Uns ging es dabei zuallererst darum, dem Kommissar die Besonderheiten alpiner Weiden zu erklären – und das Problem, das der Wolf für sie darstellt“, so SBB-Obmann Tiefenthaler. Auch habe man Sinkevičius dargelegt, dass ein weiteres Anwachsen der Wolfspopulation die Bewirtschaftung alpiner Weiden – wie Tiefenthaler sagt – „schwierig bis unmöglich“ mache.
„Der Kommissar hat Verständnis für unsere Lage gezeigt“, sagte der Bauernbund-Obmann nach dem Treffen. Vor allem Wölfe und Wolfshybriden, die sich Siedlungsräumen näherten, Problemwölfe also, sollten in jedem Fall entnommen werden können. „Die EU-Kommission wird laut der Auskunft des Kommissars nichts unternehmen, wenn die Staaten oder Regionen entsprechende Regelungen erlassen“, betonte auch Herbert Dorfmann.
Umweltkommissar Sinkevičius unterstrich gestern, dass das weitergehende Management der Wolfspopulation nicht Sache der EU-Kommission sei, sondern jene der Mitgliedsstaaten und -regionen. „Natürlich müssen die Managementpläne der EU-Kommission vorgelegt werden, die diese vor dem Hintergrund der geltenden Schutzbestimmungen zu begutachten hat“, so Dorfmann. „Die Ausarbeitung liegt aber in den Händen der Staaten.“
Deshalb ist nach dem Treffen für den Südtiroler Abgeordneten zum Europaparlament ebenso wie für den Bauernbund-Obmann klar, dass es zwei Marschrichtungen geben müsse. „Vorrangig ist, dass wir in Südtirol eine Regelung schaffen, dank derer Problemwölfe schnell und unkompliziert entnommen werden können, bevor sie Menschen gefährden können“, so Dorfmann. Marschrichtung Nummer zwei sei jene, in Rom Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Maßnahmen getroffen würden, um die Wolfspopulation mittelfristig zu begrenzen. „Das kann man mit einem Managementplan auf gesamtstaatlicher Ebene tun“, erklärt der EU-Parlamentarier. „Sehr viel sinnvoller wäre es aber, wenn man den Alpenregionen die Möglichkeit gibt, eigene Managementpläne zu erarbeiten, um die Population effizient zu reduzieren“, sind sich Herbert Dorfmann und Leo Tiefenthaler einig.