Von: mk
Moskau – Der russische Überfall auf die Ukraine, der mittlerweile mehr als drei Jahren andauert, erweist sich für Kreml-Despot Wladimir Putin politisch als hochriskantes Unterfangen. Während Russland die erklärten Kriegsziele noch immer nicht erreicht hat, fordert der Krieg weiter unzählige Opfer. Nun steht die russische Armee vor einer weiteren Herausforderung: Tuberkulose grassiert in den Reihen der Soldaten und scheint auch auf die zivile Bevölkerung überzugreifen.
Tuberkulose, an der pro Jahr etwa zehn Millionen Menschen erkranken, führt die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. Beim Menschen ist die Lungentuberkulose die häufigste Form. Manche Arten von Tuberkulose erweisen sich als therapieresistent. Die Impfung, die immer noch als beste Vorbeugung gilt, ist in Russland wenig verbreitet.
Eine Kur ist oft zeit- und kostenintensiv – ein Aufwand, von dem die Vorgesetzten der Soldaten oft nichts wissen wollen. Anstatt behandelt zu werden, schickt man die Betroffenen zu Kämpfen an die Front.
Wie der unabhängige russische Dienst Toczka berichtet, ist das Burdenko-Krankenhaus in Puschkino im Gebiet Moskau vollkommen überfüllt. Die meisten Patienten sind infizierte Soldaten. Über tausend Militärangehörige sollen dort behandelt werden.
Der 38-jährige Jewgenij, der Toczka gegenüber seine Geschichte erzählt und seit 2022 im Krieg ist, litt schon früher an Tuberkulose. Drei Monate lang bat der Soldat um eine Untersuchung. Zunächst reagierte die Führung nicht auf seine Beschwerden. „Sie sagten: Du bist ein Feigling, du willst einfach nicht auf Mission gehen“, zitiert TVP Info den Dienst Toczka.
Als die Krankheit bei Jewgenij schließlich diagnostiziert wurde, kam er für vier Monate ins Burdenko-Krankenhaus. „Es gab eine Überbelegung, deshalb führten sie ein strenges Regime ein. Wer anfing, Alkohol zu trinken, wurde einfach entlassen. Wer die Regeln brach, zeigte damit, dass er nicht behandelt werden wollte, und wurde automatisch an die Front geschickt“, berichtet Jewgenij.
Laut Jewgenij sei zu Tuberkulose-Ausbrüchen gekommen, als Häftlinge aus den Gulags in die Armee aufgenommen worden seien. In Strafkolonien die Krankheit weit verbreitet. Die Häftlinge traten hauptsächlich der sogenannten Wagner-Gruppe bei.
Obwohl das russische Verteidigungsministerium offiziell den Wagner-Kämpfern verboten hat, Tuberkulosekranke zu rekrutieren, wird in der Praxis aufgrund von Engpässen an der Front oft ein Auge zugedrückt.
Wie „The Analyst“ auf der Nachrichtenplattform „Bluesky“ schreibt, sollen 30 Prozent der Truppen an der Front bereits betroffen sein. Die Krankheit wird über Tröpfchen-Infektion übertragen und findet im Krieg ideale Bedingungen vor.
Auch von Nordkoreas Truppen, die Russland unterstützt haben, werden verdächtigt, die Krankheit eingeschleppt zu haben.
Russland bereitet Offensive vor
Russlands Truppen haben zwar reichlich Munition. Benötigte Kriegsfahrzeuge sind allerdings knapp, während die Soldaten generell erschöpft sind. Trotz allem scheint Putin eine Großoffensive vorzubereiten – möglicherweise im Raum Kherson oder Saporischschja.
Dass die Russen viel Artillerie aus Nordkorea auf die Schwarzmeerhalbinsel Krim verlegt haben, wird in Militärkreisen als Vorbereitung darauf gedeutet.
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