Schurkenstaaten wollen Zusammenarbeit weiter stärken

Putin nimmt Einladung Kims nach Nordkorea an

Donnerstag, 14. September 2023 | 15:22 Uhr

Von: APA/Reuters

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Einladung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un nach Nordkorea angenommen. Putin habe während Kims derzeitigem Besuch in Russland “mit Freude” dessen Einladung zu einem Gegenbesuch angenommen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag vor Journalisten. Wie Peskow weiter mitteilte, überreichten Putin und Kim einander jeweils ein Gewehr als Gastgeschenke.

Zur Vorbereitung dürfte der Besuch von Russlands Außenminister Sergej Lawrow in Pjöngjang dienen. Der 73-Jährige soll nach Angaben Peskows im Oktober ins weitgehend abgeschottete Nachbarland reisen. Die Vorbereitungen dafür seien angelaufen, teilte Peskow mit.

Putin habe Kim ein Gewehr “höchster Qualität” aus russischer Fertigung geschenkt – sowie den Handschuh eines Weltraumanzugs, der bereits “mehrfach im All” gewesen sei, fuhr Peskow fort. Kim wiederum habe Putin einen in Nordkorea hergestellten Karabiner überreicht. Wie der Kreml-Sprecher weiter mitteilte, wird der Besuch Kims in Russland noch “einige Tage” andauern.

Putin und Kim hatten sich am Mittwoch auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny im Fernen Osten Russlands getroffen. Dort bot Russland Pjöngjang an, erstmals einen nordkoreanischen Staatsangehörigen ins All zu schicken.

“Wir haben darüber gesprochen, dass es möglich ist, einen nordkoreanischen Kosmonauten auszubilden und in den Weltraum zu schicken, wenn die nordkoreanische Seite dies wünscht”, sagte Peskow nach Angaben der russischen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti. Sollte eine solche Mission zustande kommen, wäre es der erste Mensch aus Nordkorea, der in den Weltraum fliegt.

Nach Angaben von Putin sollte Kim sich nach dem Treffen nach Komsomolsk am Amur begeben, um dort Fabriken zur Herstellung von “ziviler und militärischer” Luftfahrtausrüstung zu besichtigen. Danach war demnach die Weiterfahrt nach Wladiwostok geplant, wo die russische Pazifikflotte ihm eine militärische “Demonstration” geben sollte. In der Großstadt sei auch ein Besuch Kims in der örtlichen Universität und in Einrichtungen der russischen Akademie der Wissenschaften geplant, gab Putin an. Zum genaueren Zeitpunkt der Programmpunkte machte der russische Präsident keine Angaben.

Putin sprach bei dem Treffen die Möglichkeit an, dass Russland Nordkorea beim Bau von Satelliten helfen könnte, nachdem Pjöngjang zweimal daran gescheitert war, einen Spionagesatelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen. “Der Führer der Demokratischen Volksrepublik Korea zeigt großes Interesse an der Raketentechnologie und versucht, seine Präsenz im Weltraum auszubauen”, sagte Putin.

Kim hatte die Entwicklung eines militärischen Spionagesatelliten zuvor zur Priorität erklärt, um “den gefährlichen militärischen Aktionen der USA und ihrer Vasallen entgegenzutreten”, wie die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA im Mai gemeldet hatte.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Kim, er sei sich sicher, dass Russland ein “großer Sieg” über seine Feinde gelingen würde. Putin lobte die Freundschaft zwischen beiden Ländern und sagte vor Journalisten, er sehe “Möglichkeiten” für eine militärische Zusammenarbeit mit Nordkorea.

Nach Einschätzungen aus Washington könnten die in Wostotschny geführten Gespräche zu Waffenlieferungen Nordkoreas an Russland führen. Russland habe es auf Nordkoreas Artilleriegeschosse abgesehen, sagte An Chan-il, Direktor des Internationalen Instituts für Nordkorea-Studien. Sollten nordkoreanische Mehrfachraketenwerfer und andere Artilleriegeschosse in großen Mengen an Russland geliefert werden, könnte dies nach seiner Einschätzung “einen erheblichen Einfluss auf den Krieg in der Ukraine haben”.

Das Treffen signalisiere einen “seismischen Wandel in der nordostasiatischen Geopolitik”, sagte Kim Jong-dae, Wissenschaftler am Yonsei-Institut für Nordkoreastudien. Ein stärkeres Bündnis zwischen Nordkorea, Russland und China könnte zu einer “destabilisierenden Kraft in der Region” werden.

Kim Jong-dae zufolge könnten Waffen aus Pjöngjang den Krieg in der Ukraine beeinflussen: “Ich denke, Russland hat die nordkoreanischen Geschosse bereits auf dem Schlachtfeld getestet und ist nun bereit, ihren Einsatz auszuweiten”, sagte der Experte. Weder die USA noch Südkorea seien sich über die Folgen eines solchen Waffengeschäfts im Klaren. Japan warnte indes, dass Waffengeschäfte zwischen beiden Ländern gegen eine UNO-Resolution verstoßen würden, die Waffenverkäufe nach Nordkorea verbietet.