Von: mk
Moskau – Bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Rechnungsprüfungskammer hat Kreml-Despot Wladimir Putin erst kürzlich ein vielsagendes Statement abgegeben: Russland hat demnach zwar Einnahmen, aber kein Geld mehr.
„Es gibt kein zusätzliches Geld!“, stellte Putin bei dem Treffen klar. Der russische Präsident hatte zuvor den Sohn seines engsten Vertrauten Juri Kowaltschuk zum Leiter der Rechnungsprüfungskammer ernannt.
Bei dem ersten Treffen mit dem Vorsitzenden erklärte Putin, Russland verfüge weder über Ersatz- noch über Reserveguthaben. Im gleichen Atemzug pocht Putin aufgrund der finanziellen Situation darauf, dass die Haushaltsdisziplin genauestens eingehalten werde. Die Kontrollen müssten seiner Ansicht nach verschärft werden.
"There is no extra money!"
At a meeting with the head of the Accounts Chamber, Putin said there is no extra money, so financial discipline must be scrupulously monitored.
Putin appointed the son of his closest associate and confidant, Yury Kovalchuk, to head the Accounts… pic.twitter.com/mEAfe3IvTC
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) July 24, 2024
Obwohl offensichtlich Geld und Mittel fehlen, baut Russland weiterhin Militärstützpunkte, Kraftwerke und soziale Einrichtungen im Ausland, um den Schein von Größe nach außen hin zu wahren. Gleichzeitig wird der fortschreitende Zerfall im Inneren des Landes weiterhin in Kauf genommen.
Russische Armee weiter auf dem Vormarsch
Unterdessen erzielt das russische Heer an der Front in der Ukraine weiterhin kleinere Fortschritte, auch wenn die Verluste in den eigenen Reihen enorm sind. Russland hat seit Beginn der Invasion nach Berechnung der Ukraine zwischen dem 24. Februar 2022 und dem 27. Juli 2024 rund 574.690 Soldaten in der Ukraine verheizt. Darunter seien 1180 Gefallene oder Verwundete in den vergangenen 24 Stunden, hieß es am Sonntag.
Trotzdem meldete Russland am Sonntag die Einnahme zweier Orte in der Region Donezk. Es handele sich um Prohres und Jewheniwka im Osten der Ukraine, verkündete laut n-tv das russische Verteidigungsministerium.
Das russische Militär setzt die ukrainischen Streitkräfte in der Region Donezk derzeit besonders stark unter Druck. Wie Militärexperte Ralf Thiele laut n-tv erklärt, seien die Russen “Stück für Stück” auf dem Vormarsch und die Ukrainer auf dem Rückzug. Der Verlust der Region sei für die Ukraine unaufhaltsam. „Das ist natürlich traurig, wenn man so etwas sagen muss“, so der Militärexperte.
Auch F-16-Kampfjets kein „Gamechanger“
Auch die Hoffnung, dass F-16-Kampfjets eine Wende im Krieg zugunsten der Ukraine herbeiführen, könnte sich laut ukrainischen und westlichen Experten als trügerisch herausstellen.
Die ersten F-16-Kampfjets sollen in den kommenden Wochen in der Ukraine eintreffen. Ukrainische und westliche Beamte warnen allerdings davor, dass sie möglicherweise keine unmittelbare Auswirkung auf den Kriegsverlauf haben würden, während Russland weiterhin langsam auf dem Schlachtfeld Gewinne erziele.
Die Washington Post schreibt, dass die Ukraine nur eine kleine Anzahl von F-16-Kampfflugzeugen erhalte. Russland verfügt seinerseits hingegen über eine Vielzahl von Luftabwehrsystemen, die diese abschießen können. Vermutet wird deshalb, dass die ersten F-16-Kampfjets in der Ukraine wahrscheinlich zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung eingesetzt werden, um russische Luftziele abzuschießen, anstatt russische Bodentruppen anzugreifen.
Laut Washington Post ist es unwahrscheinlich, dass die Kampfflugzeuge zumindest am Anfang in der Nähe der Frontlinie stationiert werden. Daher sind sie zunächst auch nicht in der Lage, russische Militärflugzeuge abzufangen. Schätzungen zufolge sollen der Ukraine in diesem Jahr nur rund 20 Jets zur Verfügung gestellt werden.
Militäranalysten warnen außerdem davor, dass die russische Propaganda die eventuelle Zerstörung von F-16-Kampfjets ausschlachten wird.
Druck vor US-Wahl
Vermutet wird, dass Russland seinen militärischen Druck in der Ukraine auch gerade angesichts der anstehenden US-Wahlen im Herbst noch einmal erhöht. Offenbar hofft man dort auf einen Wahlsieg von Ex-Präsident Donald Trump und den Republikanern. Um sein Wahlversprechen wahrzumachen und den Krieg in der Ukraine rasch zu beenden, könnte Trump einen für Russland vorteilhaften Diktatfrieden durchsetzen. Außerdem würden sich die USA vermutlich weniger in der NATO engagieren und sich weiter isolieren. Gewinnen die Demokraten mit Kamala Harris das Rennen, wird in Russland hingegen damit gerechnet, dass der bisherige Kurs der USA in Sachen Nato und Ukraine beibehalten wird.
Die Frage ist, wie lange Russland diese Art von militärischem Druck aufrechterhalten kann.