Ukraine verbucht kleinere Erfolge

Putin spricht nicht mehr über Kursk

Mittwoch, 12. Februar 2025 | 07:59 Uhr

Von: mk

Seit bald drei Jahren tobt der Krieg in der Ukraine, nachdem Russland seinen Nachbarn überfallen hat. Sind die ukrainischen Truppen an der Front zunehmend in die Defensive geraten, scheint sich nun eine Trendwende abzuzeichnen. Vor allem in Kursk hat die Ukraine zuletzt Erfolge verbucht – sehr zum Missfallen von Kreml-Despot Wladimir Putin.

Russische Truppen rücken derzeit entlang der Front so langsam vor wie seit Monaten nicht mehr, trotz enormer Verluste. Ukrainische Gegenoffensiven erzielen unterdessen kleine, aber wichtige Erfolge.

Die Ukraine konnte in der Region Pokrowsk Gegenangriffe starten, während die ukrainischen Stellungen im Gebiet des Oskil-Flusses zuletzt etwas unter Druck gerieten. Allerdings sind der Ukraine erst kürzlich auch Fortschritte in der Region Wowtschansk gelungen.

Waffenvorräte zur Hälfte aufgebraucht

Auffallend ist: Russland setzt immer mehr ungepanzerte Fahrzeuge bei Angriffen ein. Selbst Esel sollen Beobachtern zufolge zum Einsatz kommen. Militärexperten sehen darin den Beweis, dass Russland seine fast 37.000 Versorgungsfahrzeuge im Laufe des Krieges verloren hat.

Einem Bericht der unabhängigen russischen Publikation “The Insider” hat Russland hat im Ukraine-Krieg mehr als die Hälfte seiner verfügbaren militärischen Ausrüstung aufgebraucht.

Sollte der Verlust an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Artillerie in diesem Tempo weitergehen, könnte laut “The Insider” die Intensität des Konflikts bis Ende 2025 oder Anfang 2026 nachlassen. Die Waffenvorräte stammen vor allem aus der Sowjetzeit, die ursprünglich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges entwickelt wurden.

General Oleksandr Stanislawowytsch Syrskyj, Oberkommandierender der ukrainischen Streitkräfte, gab bekannt, dass sich Russlands Artillerievorteil von 10:1 zu Kriegsbeginn auf 2:1 im Vergleich zur Ukraine reduziert habe. Gleichzeitig räumte er ein, dass beide Seiten erschöpft seien und die Ukraine ebenfalls mehr Personal benötige.

Experten vermuten, dass es nicht mehr lange dauern könnte, bis die Russen den Höhepunkt ihrer meisten Offensivoperationen erreicht haben. Die hohen Verluste würden zunehmend die Fähigkeit Moskaus gefährden, die derzeitige Kampfintensität aufrechtzuerhalten, heißt es.

Offensive in Kursk

Unterdessen hat die Ukraine in Kursk das russische Kommandozentrum schwer getroffen. Mitten im Chaos rückte die ukrainische Infanterie weiter nach Südwesten vor. Weil sie einen massiven Einsatz von Glasfaser-Drohnen befürchteten, zogen die ukrainischen Streitkräfte ihre Panzer zurück. Stattdessen schlichen sich Fußsoldaten durch Waldgebiete, in denen Glasfaser-Drohnen kaum von Nutzen sind, weil sich die Kabel in den Ästen der Bäume verfangen.

Die Russen greifen vermehrt auf Glasfaser-Drohnen zurück, da ukrainische Störsender funkgesteuerte Drohnen vom Kurs abbringen können.

Bereits Anfang Jänner hatten die ukrainischen Streitkräfte einen neuen Vorstoß in Kursk vorgenommen und waren um drei Kilometer vorgerückt. Im Februar durchbrachen sie die Verteidigung im Südosten von Sudża – im Gebiet der Dörfer Machniwka und Tscherkassy-Konopelka – und übernahmen die Kontrolle über das Dorf Fanasijewka.

Kursk als Pfand

Im Dezember 2024 erklärten ukrainische Soldaten gegenüber BBC News, dass ihnen der Befehl erteilt worden sei, den seit August kontrollierten Teil der Oblast Kursk zumindest bis zur Amtseinführung Trumps am 20. Januar 2025 zu halten.

“Die Hauptaufgabe ist es, bis zur Amtseinführung Trumps und dem Beginn der Verhandlungen die maximale Anzahl von Gebieten zu halten. Um sie dann gegen etwas zu tauschen. Keiner weiß, wofür”, erklärte einer der ukrainischen Soldaten damals.

Vermutet wird, dass die Ukraine deshalb ihre Offensive in Kursk gestartet hat, um das Gebiet als Pfand als Pfand für Verhandlungen zu nutzen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte erst kürzlich, dass er Russland den Tausch eines Teils der Oblast Kursk für ukrainisches Territorium anbieten werde.

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, erteilte dem Vorschlag allerdings prompt eine Abfuhr. In ihrem typisch kontroversen Stil erklärte sie, “ukrainische Neonazis, die im Gebiet Kursk operieren, warten auf Land ohne jeglichen Tausch”.

Putin selbst, der zunächst mehrfach die Notwendigkeit betonte hatte, die gegnerischen Truppen aus russischem Territorium zu vertreiben, hörte im Jänner 2025 auf, öffentlich über die Situation in Kursk zu sprechen.

Netze gegen Drohnen

Die russischen Streitkräfte haben unterdessen damit begonnen, einen Korridor aus dichten Netzen für den Transport von Ausrüstung von Bachmut nach Tschassiw Jar zu errichten, um sich vor Drohnenangriffen zu schützen.

Abgehörte Gespräche aus Russland enthüllten unterdessen, dass 46 Prozent der russischen Raffineriekapazität lahmgelegt wurde und man sich deshalb große Sorgen macht.

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