Von: mk
Moskau – Der Kreml plant nach Einschätzung westlicher Geheimdienste, seinen hybriden Krieg gegen den Westen zu verschärfen. Die Nato warnt vor „bösartigen Aktivitäten“ Russlands in Europa. Neben Spionage, Desinformation und Propaganda, die in westlichen Ländern Ängste und Zwietracht säen sollen, zählen dazu vor allem Sabotagehandlungen. Die Frage ist: Wie geht Europa damit um?
Kreml-Despot Wladimir Putin hat nicht nur seinen Verteidigungsminister ausgetauscht, sondern auch den Leiter des FSB. Während Nikolai Patruschew zum neuen Präsidentenberater ernannt wurde, der künftig für den Schiffsbau verantwortlich sein soll, ist Sergei Borisovich Korolev an die Spitze des mächtigen Inlandsgeheimdienstes gerückt.
Korolev ist aus dem Mafia-Milieu in St. Petersburg emporgekommen und steht in enger Verbindung zu Putins innerem Kreis. Er war lange Zeit für Terrorismus- und Spionageabwehr zuständig und soll für mehrere Anschläge auf Personen und Einrichtungen die Verantwortung tragen. Ihm werden enge Verbindungen zu russischen Banden, aber auch zur Unterwelt in westlichen Ländern nachgesagt – vor allem in Spanien.
Westliche Geheimdienste schlagen nun Alarm: Unter Korolev könnten Sabotagehandlungen in alter KGB-Manier verstärkt aufflammen. Das reicht von Hacker-Angriffen über Sabotage militärischer Anlagen bis hin zu physischen Angriffen auf Personen in Nato-Ländern.
So ging in Großbritannien erst kürzlich ein Lagerhaus mit Hilfsgütern für die Ukraine in Flammen auf, in Bayern wurde versucht, ein Logistikzentrum und Militäranlagen zu sabotieren, in Schweden sind Züge entgleist, über der Ostsee wurde der zivile Flugverkehr mittels elektronischer Kriegsführung gestört. Hinter all diesen Fällen stecke Russland als Urheber, sind westliche Geheimdienste und die Polizei überzeugt. Solche hybriden Angriffe aus Moskau sind nicht neu – aber ihre Anzahl und das Ausmaß haben in den letzten Wochen stark zugenommen.
14 Angriffe auf Fabriken westlicher Verteidigungssysteme, auf Stützpunkte von humanitären Hilfsorganisationen für die Ukraine sowie auf Rechenzentren und Internetverbindungen wurden zuletzt identifiziert.
Militärexperten zufolge sind Sabotagehandlungen im Westen in Putins Antwort auf westliche Unterstützung der Ukraine, wenn etwa Kamikazedrohnen mit Hilfe französischer oder britischer Satelliten russische Ölraffinerien erreichen und in Brand setzen. Weil sich Sabotageakte leicht abstreiten lassen, hat Putin auch keine Angst davor, dass der Konflikt mit dem Westen offen eskaliert. Das erhöht die Gefahr, dass Russland auch vor größeren Anschlägen nicht zurückschrecken könnte.
Militärexperten zufolge kann Russland immer noch auf eine Heerschar an Schläfern zurückgreifen. Hunderte von Undercover-Agenten halten sich seit Jahrzehnten im Westen auf und warten auf ihre Befehle. Dazu kommen Banden sowie einzelne Kriminelle, aber auch Propaganda-verblendete Individuen, die auf Russlands Gehaltsliste stehen.
Ob Putins Rechnung aufgeht, bleibt abzuwarten. Die Nato erwähnte Tschechien, Estland, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen und Großbritannien als Schauplätze von Sabotageakten, Cyberangriffen und anderen Operationen und machte Moskau direkt dafür verantwortlich. Man verurteile das Verhalten Russlands, werde sich aber nicht davon abhalten lassen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen, schreiben die Verbündeten.
Dennoch sollte man sich in Europa vermehrt auf einen hybriden Krieg und vor allem auf Sabotage vorbereiten.