Von: mk
Brenner/Gossensaß – „Da kommt die Feuerwehr, bevor es brennt“, meint Bürgermeister Franz Kompatscher. Italienweit seien 6.600 Plätze in Militäreinrichtungen vorgesehen, Südtirol requiriere mit dieser Maßnahme eine Einrichtung mit 575 Betten, und dies bei einem einzigen Corona-Fall in Südtirol. Diese Zahlen allein belegen laut dem Bürgermeister, dass die Eile und die Maßnahme völlig überzogen seien. „Europaweit sind solche Maßnahmen, wie sie hier vorgesehen sind, bis zum heutigen Tag nicht bekannt“, so Kompatscher
Tagtäglich werde vor Panikmache im Zusammenhang mit dem Coronavirus gewarnt, diese überzogene Maßnahme sei Panikmache pur. „Sie ist vor allem deshalb unangebracht, da sie vor allem ins Ausland ein völlig falsches Signal sendet und so der gesamten Wirtschaft Südtirols schaden könnte. Auch die unmittelbare Nähe zur Grenze – elf Kilometer – könnte zu unliebsamen Vorfällen und Komplikationen führen. Im Notfall wäre immer noch Zeit genug gewesen, die Anlage in kürzester Zeit zu aktivieren und so hätte man sich unnötige Aufregungen sparen und den wirtschaftlichen Schaden abwenden können“, ist der Bürgermeister überzeugt.
Für die Gemeinde stelle diese Aktion einen nicht unwesentlichen Schaden dar, da das Militärferienheim 40.000 Übernachtungen pro Jahr erzielt und somit eine wichtige Einrichtung für die Wirtschaft des Ortes Gossensaß und der Gemeinde darstellt. „Die Saison hätte noch bis Ostern gedauert“, betont der Bürgermeister
Kompatscher kritisiert auch die Vorgehensweise des Landes: „Bereits am letzten Sonntag wurden die letzten Gäste verschickt und im Vorfeld hatte man bereits Lokalaugenscheine durchgeführt, ohne die Gemeinde einzubinden, obwohl die Experten über keinerlei Ortskenntnis verfügen. So grenzt die Anlage unmittelbar an den Schulkomplex der Gemeinde an – eine Tatsache, die man wohl kaum außer Acht lassen kann. Bereits nach der Abreise der letzten Gäste erfolgten die ersten Lieferungen des Zivilschutzes, ohne dass die Gemeinde schriftlich informiert worden war.“
Bis heute sei der Gemeinde im Detail nicht bekannt, wie man die einheimische Bevölkerung schützen will. „Das wird der Gemeinderat heute sicherlich vehement einfordern“, ist Franz Kompatscher überzeugt.