Von: mk
Brenner/Gossensaß – Das Militärferienheim von Gossensaß ist in der Corona-Krise bekanntlich als Quarantänestation umfunktioniert worden. Laut Stand vom Mittwoch sind dort derzeit 41 Personen untergebracht. Nun hat die Gemeinde Brenner eine Resolution verfasst, um eine Kompensationszahlung für die lokale Tourismuswirtschaft von der Landesregierung zu fordern.
Am 7. März 2020 bezogen die ersten Personen als Verdachtsfälle für Covid-19 die neu eingerichtete Quarantänestation im sog. „soggiorno montano“ von Gossensaß. „Bereits einige Zeit vorher mussten die letzten Gäste die Struktur fast fluchtartig verlassen. Die Militäreinrichtung wurde vor jetzt sieben Monaten vom italienischen Verteidigungsministerium dem Land Südtirol für die temporäre Unterbringung von Corona-Verdachtsfällen zur Verfügung gestellt. Unter der Koordination der Agentur für Zivilschutz werden dort inzwischen vom Weißen Kreuz, der Militärbehörde und dem Südtiroler Gesundheitsbetrieb bis zu 140 Personen betreut, die bei sich zu Hause nicht die Möglichkeit auf eine isolierte Unterbringung vorfinden“, steht in der Resolution.
Im Militärferienheim finde man für eine derartige Quarantäne eine fast perfekte Struktur vor, auch die Marktgemeinde Brenner sei von der Notwendigkeit einer solchen Struktur überzeugt und habe sich bisher in diesem Zusammenhang als fairer und kooperativer Partner hervorgetan, heißt es weiter. „Leider zieht sich die Nutzung des Militärferienheimes für die Unterbringung von Corona-Verdachtsfällen nun schon über die abgebrochene Wintersaison hin bis über die gesamte Sommersaison jetzt auch noch in die kommende Wintersaison hinein weiter. Dies ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein großer, realer Schaden für die Tourismuswirtschaft der Gemeinde Brenner, auch weil in anderen Gemeinden die Tourismusstrukturen im Sommer wieder voll durchstarten konnten.“
Mit 574 Betten stellt im Normalfall die Militärstruktur mehr als ein Viertel der gesamten Betten der Marktgemeinde Brenner. In der Hochsaison sind diese Betten meist zur Gänze belegt. Deshalb seien die Einnahmenausfälle für die Tourismuswirtschaft in Gossensaß und dem Pflerschtal jetzt schon beträchtlich, die Umwegrentabilität wegen des Ausbleibens der Gäste des „soggiorno“ sei praktisch von heute auf morgen auf null gesunken. Der Liftgesellschaft Bergbahnen Ladurns GmbH entfielen im Sommer knapp ein Drittel der insgesamt 25.000 Berg- und Talfahrten.
„Zu einem für die Liftgesellschaft existenzbedrohenden Problem könnten sich die Einnahmenausfälle durch Fernbleiben der Gäste des Militärferienheimes in der bevorstehenden Wintersaison entwickeln. Das Ferienheim öffnet in einer normalen Wintersaison Mitte Dezember und bleibt bis Ostern geöffnet“, steht in der Resolution. Im Durchschnitt urlauben also rund 400 Personen pro Woche in dieser Struktur. Diese Anzahl an Personen generierte in der Wintersaison 2018/19 rund 172.000 Euro an Umsatz für die Liftgesellschaft.
„Weitere Haupteinnahmen entfallen in der Wintersaison den angeschlossenen Betrieben im Skiverleih, der Skischule und der Gastronomie am Skiberg. Auf das ganze Jahr bezogen entfallen der lokalen Gastronomie im Pflerschtal und in Gossensaß beträchtliche Einnahmen in Bars, Cafès und Restaurants. Neben dem Ausfall dieser Einnahmen gilt es auch noch einen nicht zu unterschätzenden negativen Imageverlust für die Ferienregion Gossensaß/Pflersch zu verkraften, hervorgerufen durch zahlreiche und intensive Berichterstattung in regionalen, aber auch nationalen Medien zur Quarantänestation. Zusammenfassend kann der Einnahmenverlust für die lokale Tourismuswirtschaft (Skibetrieb, Skiverleih, Skischule, Gastbetriebe usw.) für den Zeitraum März 2020 bis zum Ende der Wintersaison 2021 sicher auf den Gesamtbetrag von 500.000 Euro beziffert werden“, erklärt die Gemeindeverwaltung.
Aufgrund dieser „nachhaltigen und objektiv messbaren Einnahmenausfälle für die lokale Tourismuswirtschaft“ fordert der Gemeinderat Brenner von der Landesregierung der Autonomen Provinz Bozen eine entsprechende Kompensation der unfreiwillig erfolgten Umsatzeinbußen für die lokale Tourismuswirtschaft in der Gemeinde Brenner aufgrund des Ausfalls des Militärferienheims „soggiorno montano“ als Tourismusstruktur.