Landesrat Alfreider will weiter in den Zug investieren

Radkultur statt Autostress

Montag, 31. Juli 2023 | 16:16 Uhr

Von: mk

Bozen – Südtirols Mobilitätsmanagement richte sich noch nachhaltiger aus mit resilienter Infrastruktur und umweltschonender Mobilität mit Fokus auf Rad und Zug, unterstrich Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider heute in der Zugremise am Bahnhof Bozen bei seiner Pressekonferenz mit Rückblick auf die Legislatur und Ausblick auf die kommenden Jahre.

Ordnung schaffen und durchstarten

Gleich zu Beginn stand bei Landesrat Alfreider die größte Ausschreibung, die das Land je gemacht hat, nämlich jene zu den Busdiensten, auf der Agenda. Es sei wichtig gewesen, Ordnung zu schaffen, vor allem angesichts von 35 Gerichtsprozessen, alten Bussen, ausgelagertem Ticketing, fehlenden Daten, unklarer Rechtssituation und einer Monopolsituation, erklärte Alfreider. “Inzwischen sind die Dienste neu organisiert und werden von mehreren Südtiroler Firmen abgewickelt. Es ist klar, was dem Land gehört, aber es gibt natürlich auch weiterhin Herausforderungen so sind wir, wie auch die Nachbarländer, auf der Suche nach weiteren Busfahrern und Busfahrerinnen”, sagte der Landesrat. “Die Busse bleiben weiterhin unsere wichtigen Verbindungen von den Bahnlinien hin zu den Dörfern und tragen zu Entwicklung und Lebensqualität bei”, betonte Alfreider. Insgesamt wolle das Land gemeinsam mit der landeseigenen Südtiroler Transportstrukturen AG Sta und der Inhouse-Gesellschaft des Landes und der Gemeinden Bozen, Meran und Leifers, Sasa, noch mehr umweltfreundliche und bequemer und einfacher nutzbare Öffis anbieten, sagte Alfreider. Bis 2030 sollen weitere Busse der bisherigen Flotte in einen Fuhrpark mit Null-Emission umgewandelt werde, seit diesem Jahr sind rund 300 neue Busse unterwegs, sagte Alfreider. Auch in den Schülerverkehrsdienst wurde durch eine Neuausschreibung, welche ein Südtiroler Unternehmen gewonnen hat, wieder Stabilität für die nächsten fünf Jahre gebracht.

SüdtirolPlan für die Mobilität von Morgen 

Insgesamt sei die Mobilität immer mehr vom Privat-Pkw auf nachhaltige Mobilitätsmittel zu verlagern. Erstmals liegt mit dem SüdtirolPlan ein umfassender Landesmobilitätsplan vor, der die Weichen dafür stellt, dass bis 2035 mehr als doppelt so viele Menschen wie heute mit Zug, Bus und Rad fahren oder zu Fuß gehen. “Rund 6000 Menschen in Südtirol und zahlreiche Interessensgruppen haben mitgearbeitet, die sieben Meilensteine für die Mobilität zu setzen”, zeigt sich Mobilitätsressortchef Martin Vallazza zufrieden. Bis 2026 wird laut Alfreider eine halbe Milliarde Euro in die Umsetzung des SüdtirolPlans investiert.

Von den Daten zu den Taten 

“Alles, was wir in den vergangenen fünf Jahren zum Mobilitätsmanagement entschieden haben, wurden aufgrund von Daten festgelegt”, betonte Alfreider und zeigte live am Monitor, was aktuell in Südtirol in der Mobilität los ist. “Durch ein landesweites Kameramonitoring, das von derzeit 126 Kameras auf 500 Kameras weiter ausgebaut wird, können wir Verkehrsströme exakt und nach Typologie erfassen”, erklärte der Landesrat. “Ein durchschnittliches tägliches Verkehrsaufkommen beispielsweise bis zu 40.000 Fahrzeuge auf der auf der Schnellstraße Mebo und vor allem die Pendlerflüsse hin zu den Ballungszentren zeigen, dass wir noch mehr saubere Fahrzeuge brauchen – Fahrzeuge wie das Rad beispielsweise”, sagt Alfreider.

Rad als Mobilitätsmittel der Wahl für kurze Wege

Ein Blick auf die Daten macht klar, dass 30 Prozent der Autofahrten auf Strecken von unter zehn Kilometern gemacht werden, gerade hin zu den Ballungszentren. “Damit wird das Fahrrad und vor allem das E-Bike für kurze Strecken zum Mobilitätsmittel der Wahl”, unterstrich der Landesrat.

Noch nie wurden mit 27 Millionen Euro so viele Gelder in die Radmobilität investiert wie 2022 und 2023. Insgesamt haben sich die Investitionen in die Radmobilität in den vergangenen Jahren verdoppelt. Inzwischen ist das übergemeindliche Radwegenetz, über 500 Kilometer lang, also etwa fünf Mal die Strecke vom Brenner bis Salurn, ausgebaut vom Land gemeinsam mit den Bezirksgemeinschaften und Gemeinden. Um die Radfahrenden und ihre Bedürfnisse sowie passende Strategien und Eingriffe dreht sich der erste Fahrradmobilitätsplan, den Landesrat Alfreider für Südtirol vorgelegt hat und der den Radverkehrsanteil in den kommenden rund zehn Jahren auf 20 Prozent erhöhen soll. Dazu laufen Sensibilisierungsaktionen. Schnelle Alltagsverbindungen sollen etabliert werden. Der Schwerpunkt dabei wird auf sichere Fahrradabstellanlagen gesetzt. Damit es für die Radler nicht nur genug Platz, sondern auch mehr Sicherheit gibt, schafft das Land an neuralgischen Stellen Radspuren so wie zum Beispiel auf den Passstraßen aufs Grödner Joch oder aufs Sellajoch und jetzt auch am Valparola-Pass. Mehrere Gemeinden haben nachgezogen wie Welsberg-Taisten oder Brixen. Immer mehr Radabstellplätze und sichere Radboxen, die mit dem Südtirol Pass bedienbar sind, wie beispielsweise in Brixen und Bruneck sollen das Radeln auf der letzten Meile weiter erleichtern.

Alfreider nicht für neue, aber für sichere Straßen
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Sicherheit, Verkehrswege, die auch für Öffis passend sind und auf multimodales Fahren wie beispielsweise mit dem Rad ausgerichtet sind, stehen im Straßenbereich immer mehr im Fokus, sagte Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider heute in Bozen bei seiner Pressekonferenz zum Legislaturende.

Keine neuen Straßentrassen – Resilienz als Gebot der Stunde

“Neue Straßentrassen sind derzeit keine vorgesehen, allerdings werden wir die bestehenden weiter brauchen”, sagte Alfreider. Vor allem im ländlichen Raum seien sichere Straßen als Verbindungen zu den Dörfern wichtig für die Entwicklung sowie für Wohlbefinden und Lebensstandard der Menschen, erklärte der Landesrat. Es gelte deshalb die bestehenden Straßen zu verbessern und Gefahrenstellen zu entschärfen. Resilienz sei das Gebot der Stunde. “Durch kluge Eingriffe wollen wir das Straßennetz resilient halten, damit Wetter und Verkehr ihm so wenig wie möglich anhaben können”, erklärte Alfreider.

Auf jeder Straße und jeden Tag im Einsatz

Alle Straßen im Land werden täglich von den 480 Straßenwärtern des Straßendiensts kontrolliert, die dabei auf einen inzwischen erneuerten Fuhrpark zurückgreifen können. “Wir haben das Durchschnittsalter der Fahrzeuge beim Straßendienst von 25 auf 10 Jahre gesenkt und damit zuverlässigere Fahrzeuge für Einsätze wie etwa das Schneeräumen, aber auch sicherere Arbeitsgeräte für die Mitarbeiter”, erläutere Alfreider. Auch das Mähen an den Straßenrändern gehe mit den letzthin neu an geschaffenen Geräten schneller, informierte der Landesrat. Das größte Kapital des Straßendiensts allerdings seien die Straßenwärter. “Als Land und damit zuverlässiger Arbeitgeber, konnten wir in den vergangenen Monaten 60 neue Mitarbeiter einstellen”, zeigte sich Alfreider erfreut.

Immer mehr Einsätze für die Sicherheit

Mitarbeiter auf die jede Menge Einsätze für die Sicherheit der Menschen im Straßenverkehr warten. Allein die Unwettereinsätze des Straßendiensts haben sich in den vergangenen Jahren fast verdreifacht. “Fast jeden zweiten Kalendertag haben wir also eine Ausschreibung für Instandhaltung und Sicherungsarbeiten gemacht”, fasst der Landesrat zusammen. Gearbeitet wurde in allen Teilen Südtirols.

Um Sicherheit geht es auch bei den Belastungstests, die an den über 1660 Brücken auf den Südtiroler Staats- und Landesstraßen von den Mitarbeitern von Tiefbau und Straßendienst regelmäßig unter die Lupe genommen werden. Der Brückenzustand könne in Echtzeit abgelesen werden und somit könne man auch gleich über nötige Eingriffe entscheiden, wie die Koordinatorin des Brückendiensts, Simona Sedlak, bei der Bilanzpressekonferenz erklärte.

Mehr Investitionen und mehr Aufträge für Südtiroler Firmen

Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren 573 Ausschreibungen durchgeführt. “Den Löwenanteil der Aufträge haben mit 95 Prozent die Südtiroler Firmen bekommen, damit wurden Arbeitsplätze erhalten und Familien unterstützt”, sagt Alfreider und unterstreicht die qualitätvolle Arbeit der heimischen Betriebe.

Baustellen für Lebensqualität und Schutz

Noch nie zuvor hat das Land gleichzeitig sechs große Baustellen für Umfahrungen in Betrieb, wie aktuell. Gearbeitet wir an den Umfahrungen von Meran, die größte Umfahrung in der Geschichte Südtirols bisher, der Umfahrung Percha, der Umfahrung Vahrn, der Umfahrung Kiens der Umfahrung Branzoll und nun auch wieder an der Umfahrung von Kastelbell und Galsaun. “Durch die sechs großen Umfahrungen, die gerade gebaut werden, wollen wir die Ortskerne vom Durchzugsverkehr entlasten und diesen sicherer und besser leiten und vor allem mehr Lebensqualität schaffen”, hob Alfreider hervor. Fertig gestellt wurden der Mittelanschluss Brixen und die Einfahrt ins Gadertal.

Gearbeitet wird aber nicht nur an Umfahrungen: 28 Tiefbau-Projekte in allen Teilen des Landes werden 2023 vom Land weitergeführt, wofür und 79,7 Millionen Euro investiert werden. 2023 wurden 16 Ausschreibungen gemacht. Eine neue sicherere Brücke entsteht derzeit beispielsweise beim Schloss Eschenlohe im Ultental, wo auch die Straße durch einen neuen Tunnel verbessert wurde. Bereits fertig gebaut ist die Hofer-Brücke, die jetzt die Stadt Sterzing besser vor Überschwemmungen schützt. Aber auch der Lawinenschutz bleibt in einem Berggebiet wie Südtirol laut Landesrat wichtig. So wurde die Lawinenschutzgalerie in Mühlwald kürzlich fertiggestellt und der Bau jener in Weissenbach im Sarntal ist vor kurzem gestartet.

Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren über 60 Vorhaben im Tiefbau umgesetzt oder sind in Arbeit.

“Weiter in den Zug investieren”
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Noch vor wenigen Jahren sei dem gestiegene Mobilitätsbedürfnis der Menschen mit mehr Straßen und noch mehr Autos begegnet worden, Daten allerdings zeigten, dass es großes Potential gebe, Mobilität anders abzuwickeln, aktiv mit dem Rad oder zu Fuß oder aber mit Fahrzeugen mit sauberen Antrieben, aber auch mit Bus und vor allem mit dem Zug. Dies betonte Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider bei seiner Pressekonferenz zum Legislaturende, die Sta-Generaldirektor Joachim Dejaco moderierte.

Nachhaltige Mobilität beginnt daheim

“Ein echter Umstieg wird nur gelingen, wenn wir Mobilität schon anders denken, bevor wir das Haus verlassen, also nicht zum Autoschlüssel greifen, sondern zum Smartphone, denn dort sind alle Fahrpläne für die Öffis zu finden”, betonte Alfreider.

Wo sanftes Er-fahren mit Rad-, Bus- und Bahn bereits funktioniere, sei am Pragser Wildsee, wo es 2022 die erste digital buchbare, kontingentierte Zufahrt gab. Das Mobilitätsmanagement Plan Prags wird inzwischen ähnlich auch für andere Gebiete übernommen zum Beispiel bei den Drei-Zinnen.

Bauen für besseres Bahnfahren

In den vergangenen Monaten und Jahren sei der Ausbau der Bahninfrastruktur einer seiner prioritären Anliegen gewesen, so der Landesrat. “Vor 150 Jahren wurde die Eisenbahn gebaut, weil es keine Autos gab, nun müssen wir in die Eisenbahn investieren, weil es zu viele Autos gibt”, sagt Alfreider und verweist neben dem Brennerbasistunnel auf die großen Bahninfrastruktur-Vorhaben des Landes wie den Ausbau der Riggertalschleife, der in Kürze startet, die laufenden Arbeiten für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn, der Eisenbahnausbau Meran-Bozen, die in Planung ist oder den Virgl-Bahntunnel in Bozen. Eine Zugfahrt von Mals nach Bozen soll nach Umsetzung der Vorhaben beispielsweise nur mehr 87 Minuten dauern, sagte der Landesrat.

“Es ist gelungen, in den vergangenen vier Jahren eine halbe Milliarde Euro an zusätzlichen Geldern aus Brüssel und Rom für die Zugprojekte zu holen und so die Landeskasse und die Steuergelder der Südtiroler nicht zu belasten”, zeigt sich der Landesrat zufrieden.

“Mit neuer Infrastruktur und den bereits bestellten 15 neuen Zügen wollen wir das Umsteigen leicht machen, Zeit einsparen helfen und eine Durchbindung der Bahn nicht nur in Südtirol, sondern über die Grenzen hinausschaffen”, erklärte der Landesrat und wies auf die vor zwei Jahren erreichten Zug-Direktverbindungen Bozen-Wien und Bozen-Mailand hin. Erstmals wurde laut Alfreider auch heuer auch im Gütertransport der Holzzug mit Verladestation in Bozen aufgegleist und nach Jahrzenten wieder eine Güterverladung von der auf die Schiene in Südtirol Realität.

Neue Mobilitätszentren und Bahnhöfe und barrierefreie Dienste

Den Wechsel der Mobilitätsmittel machen laut Alfreider die bereits fertigen Mobilitätszentren in Bruneck und Brixen leichter. Weitere sollen folgen wie beispielsweise in Meran, ebenso wie neue Bahnhöfe in Schabs oder in St. Jakob.

Bald sei auch die Vinschger Bahn nicht mehr mit einer Diesellok unterwegs, sondern elektrisch und die Züge würden durch das neue ETCS-System interoperabel und grenzüberschreitend nutzbar, sagte Michael Prader Projektleiter der Sta und berichtete von den Arbeiten. Ernst genommen werden auch die Anliegen von Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Behinderung, so gab es Eingriffe für barrierefreie Zugänge und Einstiege letzthin in Bozen, lobte Günther Ennemoser von der Sozialgenossenschaft Indipendent L. bei der heute.

Die Mobilität wird immer digitaler

Nach der Pandemie haben die Fahrgastzahlen bei Bus und Bahn wieder zugenommen und haben wieder nahezu des Niveaus von vor der Pandemie erreicht.

Seit Jahresbeginn greift schrittweise ein neues Ticketingsystem für die öffentliche Mobilität. “Wir sind digital geworden und wollen den Fahrgästen mehr und passende Informationen bereitzustellen und das Kaufen des Fahrscheins noch bequemer zu machen”, sagt Alfreider. Jede Woche werden 20 Busse umgerüstet. Fahrscheine können bereits online auf der Südtirolmobil-App gekauft werden und Südtirol-Pass-Kunden können Fahrten online via App entwerten.

Gemeinsam für sichere, multimobile und vernetzte Mobilität

Es gelte, weiter für eine sichere, multimobile und vernetzte Mobilität in Südtirol zu arbeiten, betonte Alfreider. Um die vielen dazu notwendigen Vorhaben umzusetzen, brauche es aber immer ein starkes Team sagte der Landesrat und dankte allen rund 1000 Mitarbeitenden in den verschiedenen Bereichen seines Ressorts sowie allen anderen an den Mobilitätsprojekten Beteiligten für die gemeinsame Arbeit in den vergangenen Jahren.

Bezirk: Bozen