Von: mk
Castelfeder – 1945 wurde den Südtirolern nach der fanatischen Italianisierungspolitik des Faschismus im demokratischen Italien das Recht auf Selbstbestimmung wiederholt verwehrt. Die Italianisierungspolitik wurde mit der politischen Aufspaltung Südtirols flankiert, womit das Südtiroler Unterland der italienischsprachigen Nachbarprovinz Trient einverleibt und die Unterlandler majorisiert wurden. Nach vorhergehenden Verboten durch die Staatsverwaltung konnte am 30. Mai 1946 endlich die Kundgebung auf Castelfeder abgehalten werden, zu welcher sich etwa 4.000 Teilnehmer unter strömendem Regen einfanden.
Der Schützenbezirk Südtiroler Unterland gedachte der tragischen historischen Ereignisse anlässlich einer Gedenkveranstaltung zu 75 Jahren Kundgebung auf Castelfeder im Juni 2021 und brachte eine Gedenktafel am historischen Ort an. Diese Tafel sollte der Geschichtsvergessenheit sowie einer Haltung entgegen wirken, die die Opfer für die heutige Autonomie bewusst vergessend machen will.
Knapp über ein Jahr nach der Gedenkveranstaltung auf Castelfeder wurde die Gedenktafel nun von Randalierern entrissen und entwendet. Der Schützenbezirk Unterland zeigt sich bestürzt über diese Schandtat und fordert die Täter auf, die Tafel umgehend zurückzuerstatten. „Eine Anzeige wird umgehend erstattet und es ist zu verhindern, dass derartige Angriffe auf unsere Kultur und Gedenkkultur Schule machen, was aufgrund des derzeitigen politischen Klimas in Rom und Südtirol nicht auszuschließen sei“, so der Schützenbezirk.
Wieder einmal werde offenbar versucht, gegen die historische Wahrheit vorzugehen und die unrühmliche Südtirol-Politik in Italien in Vergessenheit geraten zu lassen. „Als Schützenbezirk Südtiroler Unterland werden wir uns diese Angriffe nicht gefallen lassen, sondern arbeiten daran, die Tafel erneut anzubringen. Wir werden alles daran setzen, die beabsichtigte Geschichtsvergessenheit in Südtirol zu verhindern!“, schließt Bezirksmajor Peter Frank.
Heimatbund: Böser Streich oder gezielte Provokation von Extremisten?
Nach Angaben des Schützenbezirkes Südtiroler Unterland wurde in einer Nacht und Nebelaktion auf dem Hügelgelände von Castelfeder eine Gedenktafel entfernt, die an die historische Großkundgebung der Unterlander vom 30. Mai 1945 erinnert. Damals waren nach zwei Jahrzehnten faschistischer Unterdrückung Hunderte von Bewohnern aus allen Dörfern und Gebieten des Unterlandes auf dem zwischen Auer und Montan liegenden Berghügel zusammengekommen, um die Rückgliederung des Unterlandes an Südtirol zu fordern. Daran erinnert auch der Südtiroler Heimatbund.
Was diese Kundgebung besonders ausgezeichnet habe, sei die Tatsache, dass hier zum ersten Mal nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges eine der Galionsfiguren des Südtiroler Freiheits- und Widerstandskampfes und Mitbegründer der Südtiroler Volkspartei SVP, Paul Reichsfreiherr von Sternbach, – obwohl man den damaligen Spitzenmann der SVP davor gewarnt hatte – den Mut aufbrachte, eine große historische Wahrheit zu enthüllen: Der italienische Ministerpräsident Benito Mussolini hat den Hitler-Ludendorff-Putsch vom 8./9. November 1923 und den Aufstieg der deutschen Nationalsozialisten an die Macht mit Geld und Waffen unterstützt. Dies wurde erst kürzlich in Bozen bei der Vorstellung des vom Publizisten Günther Rauch verfassten Buches „Der Marsch auf Bozen“ bekannt.
“Was sich jetzt alle fragen, ist, wer hinter der Entfernung dieser Tafel steckt. Ob es sich um eine gezielte politische Provokation von Extremisten gegen die Südtiroler oder nur um einen bösen Streich, ist derzeit unklar. Letztes scheint jedoch unwahrscheinlich zu sein. Die Schützen haben jedenfalls gegen die Randalierer bereits Anzeige erstattet. Die Ermittlungen sollen bereits aufgenommen worden sein”, so der Heimatbund.
Auch der Buchautor Günther Rauch zeigt sich erschüttert über diesen feigen Akt. “Dass eine Gedenktafel, die an das Leid der Unterlandler und ihren Kampf zur Wiedervereinigung mit der Provinz Bozen erinnert, in einer Nacht und Nebelaktion entfernt wurde, dürfte kein Zufall sein”, sagt Rauch.
Auch der Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, glaubt nicht an einen Zufall. Auch er verurteilt entschieden diesen Gewaltakt. “Das trifft mich sehr, auch weil vor wenigen Tage Bozen Tausende heimatbewusste Frauen und Männer in Bozen an die Gewalttaten der Faschisten erinnert haben. Und das in einer Zeit, in der nicht nur in Rom, sondern auch hierzulande die Nostalgiker der schwarzen Jahre genauso wie allerlei linkslinke Extremisten ihr Haupt wieder erhoben haben. Die Entfernung der Tafel ist jedenfalls ein Akt der Respektlosigkeit gegenüber den freiheitsliebenden Unterlandlern”, so Roland Lang.
Der SHB ist gerne bereit, sofern der Schützenbezirk Südtiroler Unterland einverstanden ist, mit allen Heimatliebenden eine Spendenaktion zu organisieren, um eine neue Tafel anzuschaffen und diese natürlich am gleichen Ort in Castelfeder wieder neu anzubringen.