Von: apa
Die Bundesregierung will den geplanten Stopp des Familiennachzugs nachhaltig absichern. Dafür haben die zuständigen ÖVP-Minister Gerhard Karner (Inneres) und Claudia Plakolm (Integration) mit Experten aus beiden Ressorts am Dienstag die Rahmenbedingungen und nötigen Maßnahmen besprochen. Beim morgigen Ministerrat soll dann der entsprechende Beschluss fallen.
Karner und Plakolm hatten sich am Dienstag mit Experten aus dem Innenministerium, der Integrationssektion im Kanzleramt und des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) über die Herausforderungen bei den Themen Familiennachzug und Integration beraten. Einig war man sich darin, dass das System für die Integration durch den Familiennachzug nicht überlastet werden dürfe.
Familiennachzug laut Karner bereits “drastisch” reduziert
Man habe diesen zwar im vergangenen Dreivierteljahr bereits “drastisch und massiv” reduziert, betonte Karner. Lag im Februar 2024 die Zahl der Anträge noch bei 2.400, waren es im heurigen Februar lediglich 60. Verstärkte Kontrollen und Überprüfungen sowie DNA-Tests hätten das Ihrige dazu beigetragen, so Karner. Zudem habe er vergangene Woche die zuständigen Kommissare auf EU-Ebene über den Stopp des Familiennachzugs informiert. Karner führte die Überlastung des Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsystems oder die Steigerung der Jugendkriminalität als Argumente ins Treffen.
Bundesregierung mit “klarer Haltung”
Die Bundesregierung habe eine “klare Haltung”, was die Integration anbelangt, betonte die Integrationsministerin: “Wer hier leben möchte, muss ein Teil der Gesellschaft werden.” Voraussetzung dafür sei das Erlernen der Sprache, eine Teilnahme am Arbeitsmarkt und das Teilen der Werte. Durch eine Überforderung des Systems der Integration durch weiteren Zuzug sei das aber nicht möglich. Als Argumente brachte Plakolm etwa die hohe Zahl der Nicht-Alphabetisierten unter den Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten. Ein Drittel dieser Menschen sei in der eigenen Muttersprache nicht alphabetisiert.
Auch die Arbeitslosenzahlen seien “dramatisch”. In der Gruppe der Asyl- und Schutzberechtigten seien aktuell 48.000 Menschen ohne Beschäftigung. Bedenklich sind für Plakolm auch die Berichte von Kindern, die entgegen den Empfehlungen der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs (IGGÖ) den Ramadan einhalten müssten: “Radikale Ansichten bekommen immer mehr Zuspruch.” Man setzte den Schritt des Familiennachzug-Stopps deswegen, damit Integration ermöglicht werden könne.
Freiheitliche orten “ÖVP-Taschenspielertrickserei”
Die Freiheitlichen übten Kritik an der aus ihrer Sicht “großspurigen Inszenierung eines ÖVP-Taschenspielertricks”. Denn die “Verlierer-Ampel” plane ohnehin das Gegenteil von dem, was Kanzler Christian Stocker (ÖVP), Karner und Plakolm den Menschen “vorheucheln”, so FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz: “Nämlich keinen Stopp, sondern den Turbo für den Familiennachzug.” Schließlich sehe das Regierungsprogramm Sprachkurse und Orientierungsprogramme für nachzuziehende Familienmitglieder im Herkunftsland vor, bezahlt mit österreichischem Steuergeld, so die Argumentation des freiheitlichen Generalsekretärs.
Wenig Freude mit der Ankündigung hat auch die Volkshilfe. Sei die Maßnahme nicht nur EU-rechtlich problematisch, sondern erschwere auch die Integrationsbemühungen. Zudem treffe sie insbesondere Frauen.
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