Tourismus sorgt Diskussionen

Renzler warnt: „Was zu viel ist, ist zu viel“

Dienstag, 18. Juli 2023 | 11:59 Uhr

Von: mk

Bozen – Nachdem Südtirol bereits im vergangenen Winter einen neuen Urlauberrekord verzeichnete, werden auch für diesen Sommer neue Nächtigungshöchstwerte erwartet. Sowohl auf den Almen als auch in den Städten und Dörfern wimmelt es von Gästen. „Ohne Frage ist der Tourismus ein existentieller Zweig unserer Wirtschaft. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Wir haben eine kritische Grenze erreicht und jetzt müssen endlich nachhaltige Maßnahmen gesetzt werden, um dieser Entwicklung Einhalt zu bieten. Sonst riskieren wir, dass unser Land vom Massentourismus überrollt und zerstört wird. Und das will wohl niemand, weder die Einheimischen noch die Touristiker“, sagt der SVP-Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler.

Im vergangenen Winter wurde mit landesweit über 13 Millionen Nächtigungen ein neuer Rekord verbucht. Auch im Landtag wurde über die Themen Overtourismus und Bettenstopp immer wieder heftig diskutiert. Zudem hat das zuständige Assessorat vor einigen Monaten das Landestourismusentwicklungskonzept 2030+ vorgestellt, welches erörtern soll, wie viel und welchen Tourismus Südtirol haben und wofür das zukünftig stehen will. „Unabhängig davon steigen die Gästezahlen leider weiter und weiter. Seit ein paar Wochen wird unser schönes Land wieder überrollt. Motorradlärm hier, Staus dort. Das kann und darf so nicht weitergehen. Es ist wichtig, dass bald Lösungen gefunden werden“, so Renzler.

In Südtirol gibt es laut Renzler bereits gute Beispiele von nachhaltigem Tourismus

In bestimmten Hotspots wie dem Pragser Wildsee wurden bereits teilweise Lösungen gefunden, um die Verkehrs- und Tourismusflüsse in überschaubare Bahnen zu lenken. Aber betrachtet man die aktuellen Entwicklungen in anderen Gebieten, dann wäre es – zumindest laut Renzler – höchst an der Zeit, auch dort mit sinnvollen Maßnahmen zu reagieren.

„Das Beispiel Pragser Wildsee beweist, dass es durchaus möglich ist, auch in Tourismushotspots eine Reglementierung zu finden, durch die der Ort zwar zugänglich bleibt, aber bestimmte Auswüchse auf der Straße und – in diesem Fall – entlang des Seeufers vermieden werden. Was es jetzt braucht, sind mutige Verantwortungsträger, die nicht nur reden, sondern solche Maßnahmen auch umsetzen und hinter ihren Entscheidungen stehen“, unterstreicht Renzler.

„Gästekarten überdenken“

„Bekanntlich kosten die Gästekarten den Urlauben nur ein Bruchteil dessen, was die Einheimischen für die öffentliche Mobilität bezahlen. Einerseits holt man dadurch viel Verkehr von den Straßen, was zum Vorteil aller ist. Andererseits empfinden die Südtirolerinnen und Südtiroler dieses System aus verschiedenen Gründen aber als ungerecht und für die einheimische Bevölkerung als besonders nachteilig und sehr belastend für die einheimischen Pendler, welche die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, um zu Ihren Arbeitsplätzen zu gelangen, da die öffentlichen Verkehrsmittel zu Spitzenzeiten durch die Touristen überfüllt sind und die einheimischen Pendler des Öfteren keinen Platz mehr in den öffentlichen Verkehrsmittel finden“, meint Renzler. Daran habe sich auch nach der Einführung des „Südtirol Guest Pass“ nicht viel geändert.

„Hier stellt sich die Frage, ob das Land bei der Bewerbung dieser Gästekarten nicht besser eine andere Strategie fahren sollte. Vielerorts werden diese Karten nämlich als kostenlose Tickets angepriesen. Und dass dies den Einheimischen sauer aufstößt, ist nicht weiter verwunderlich. Insbesondere, weil wir tagtäglich die Auswüchse des Massentourismus hautnah miterleben. Außerdem sollte die Tarifbeteiligung der Urlauber erhöht und an die Realkosten angepasst werden“, regt der Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler an.

Bezirk: Bozen