Von: mk
Woltschansk – In einem Video, das unter anderem in russischsprachigen Telegram-Kanälen aufgetaucht ist, spricht der Kreml-Soldat Anton Andrejew über den Kampfeinsatz in der ukrainischen Stadt Woltschansk. Dabei wird klar: Im Krieg gegen die Ukraine gehen russische Kämpfer durch die Hölle.
Schuld daran ist nicht zuletzt die Strategie Russlands, die eigenen Soldaten auf das Schlachtfeld wie in einen Fleischwolfür nur geringfügige Erfolge zu verheizen. „Ich weiß nicht, ob ich hier wieder rauskomme, aber zumindest will ich das Andenken derjenigen ehren, die hier wegen der Entscheidung bestimmter Persönlichkeiten als Stück Fleisch gestorben sind“, sagt Andrejew im Video. Der Soldat wurde von den russischen Streitkräften unter Vertrag genommen und ist Teil der fünften Kompanie des 1009. Regiments.
Laut Andrejew wurde seine Einheit bei dem Angriff stark dezimiert. Von 100 Kämpfern seien nur zwölf übrig geblieben. Die Männer wurden lediglich mit Gewehr und Schutzweste ins Gefecht geschickt: „Sie drängten uns, vorwärtszugehen. Mörser schossen. Sie schickten Leute ins Feuer. In der ersten Nacht fiel die Hälfte der Kompanie. Gott sei Dank wurden die meisten nur verwundet. Aber es gab auch viele Tote. Unser Kompaniechef, schrie: ‚Vorwärts, vorwärts!‘“ Auch eine weitere Einheit erlitt starke Verluste. Zurückziehen durften sie sich trotzdem nicht.
Zuerst sei es den Angreifern zwar gelungen, eine Straße einzunehmen, doch dann hat sich das Blatt offenbar gewendet. Soldaten, die eben erst die Ausbildung abgeschlossen hatten, kamen nicht an zwei Häuser vorbei. Die Gruppe wurde mit Maschinengewehren und Drohnen beschossen. Nur ein Mann ist übrig geblieben.
„In Woltschansk war die erste Nacht in Ordnung. Wir nahmen eine Straße ein, doch dann war die Hölle los. Eine Gruppe kam und sollte eine Straße stürmen. Zuerst schien alles in Ordnung zu sein – doch dann wurden wir von Mörsern, Maschinengewehren und Drohnen beschossen. Sie schalteten so viele Leute aus. Aber das Kommando schrie über Funk, wir sollten vorwärts gehen. Wir durften uns nicht zurückziehen. Nur wenn von allen Gruppen noch fünf bis zehn Leute übrig sind, dann erlauben sie es vielleicht“, erklärt Andrejew.
„Denen in Moskau ist alles scheißegal“
Angesichts der bitteren Lage kann sich der Soldat eine Spitze in Richtung Kreml nicht verkneifen. „Wir werden hier zerstückelt im Maschinengewehrfeuer, unter Drohnen-Beschuss, bei Tageslicht; es ist ein Blutbad. Ich weiß also nicht, ob ich sterbe oder es verwundet herausschaffen kann, ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass unsere Führung Befehle erhalten und denen in Moskau ist alles scheißegal.“
“I don't know whether or not I will get out of here, but at least to honor the memory of those who died as meat here because of certain personalities.”
Anton Andreyev, a contract soldier of the Russian Armed Forces from the 5th company of the 1009th regiment, told ASTRA about… pic.twitter.com/OmBiy3uPmD
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) June 3, 2024