Propagandavideo sorgt für Empörung

Russland sprengt für antiwestliche Propaganda den Weihnachtsmann

Samstag, 28. Dezember 2024 | 16:17 Uhr

Von: Ivd

Moskau – Ein kürzlich veröffentlichtes russisches Propagandavideo, das auf den sozialen Plattformen des Landes kursiert, hat international für Aufsehen gesorgt. In dem animierten Clip wird ein „westlicher“ Weihnachtsmann von der russischen Flugabwehr abgeschossen. Das Video, das laut Medienberichten erstmals auf prorussischen Telegram-Kanälen auftauchte, zeigt Väterchen Frost, den russischen Pendant zu Santa Claus, in triumphaler Pose und verbreitet eine klare antiwestliche Botschaft.

Das Video beginnt harmlos mit einer winterlichen Szene in Moskau: Ein verschneiter Weihnachtsmarkt, helle Lichter und die vertrauten Klänge von „We Wish You a Merry Christmas“. Doch schnell nimmt die Handlung eine scharfe Wendung. Santa Claus, dargestellt in seiner typischen roten Robe und mit einer Cola-Dose in der Hand, fliegt in seinem Rentierschlitten über die russische Hauptstadt. Anstelle von Spielzeug trägt er jedoch Raketen mit NATO-Emblemen und anderen westlichen Symbolen bei sich.

„Ho, ho, ho! Hallo Russen!“ ruft Santa, bevor er die vermeintlichen „Geschenke“ ankündigt. Kurz darauf wird sein Schlitten von einer Flugabwehrrakete getroffen, explodiert und verwandelt sich in ein Feuerwerk am Himmel. Besonders brisant ist eine flüchtige Sequenz, in der ein Globus mit der das Ausmaß des angestrebten russischen Reichs zu sehen ist.

X/WorldHallOfFun

Väterchen Frost und die Botschaft des Clips

Die Szene schwenkt anschließend in einen unterirdischen Kontrollraum, wo Väterchen Frost neben einem uniformierten Soldaten sitzt. „Das war’s?“, fragt der russische Weihnachtsmann mit einem Blick auf den Monitor. „Ziel zerstört“, bestätigt der Soldat. Zufrieden kommentiert Väterchen Frost: „Wir brauchen nichts Fremdes in unserem Himmel. Frohes neues Jahr!“ Diese Szene endet mit einem Schulterklopfen des Weihnachtsmanns, begleitet von den Worten: „Frohes neues Jahr an alle!“

Die Veröffentlichung des Videos fällt in eine Zeit erhöhter Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Während der russische Staat offiziell nichts mit dem Clip zu tun haben soll, wurde er über Kanäle verbreitet, die eng mit der Propaganda des Kremls verbunden sind. Kritiker werten das Video als Versuch, antiwestliche Ressentiments weiter zu schüren und die Unabhängigkeit russischer Traditionen zu betonen.

Besonders zynisch wirkt der Zeitpunkt der Veröffentlichung: Nur wenige Tage zuvor stürzte in Kasachstan ein Flugzeug ab, vermutlich durch den Treffer einer russischen Flugabwehrrakete. Auch wenn das Video laut Aussagen eines beteiligten Schauspielers bereits im Herbst gedreht wurde, bleibt der zeitliche Zusammenhang brisant.

Reaktionen und Konsequenzen

Die internationale Reaktion auf das Video fiel scharf aus. Beobachter kritisieren nicht nur die Botschaft, sondern auch die Instrumentalisierung einer globalen Weihnachtsfigur für politische Propaganda. Bislang gibt es keine offizielle Stellungnahme aus Moskau zu den Hintergründen des Clips.

Für viele bleibt das Video ein weiteres Beispiel für die zunehmende Instrumentalisierung von Kultur und Tradition in geopolitischen Konflikten. Während Russland am 7. Januar sein orthodoxes Weihnachtsfest begeht, wird deutlich, wie tief die politischen Gräben zwischen Ost und West verlaufen.

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