Maia Sandu ist seit 2020 die erste Präsidentin der Republik Moldau

Amtsinhaberin Sandu siegt bei Präsidentenwahl in Moldau

Montag, 21. Oktober 2024 | 00:26 Uhr

Von: APA/AFP/dpa/Reuters

Moldaus pro-europäische Staatschefin Maia Sandu liegt Teilergebnissen zufolge in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vorne. Nach Auszählung von 91 Prozent der Stimmzettel kam die 52-Jährige auf 38,1 Prozent, wie die Wahlkommission Sonntagabend mitteilte. Ihr Widersacher Alexandr Stoianoglo erhielt 28,7 Prozent der Stimmen. Beim zeitgleich abgehaltenen Referendum über eine Verfassungsänderung zugunsten eines EU-Beitritts stimmte die Mehrheit mit Nein.

Drittplatzierter ist laut Teilergebnissen der prorussische Unternehmer und frühere Kommunalpolitiker Renato Usatii mit 13,7 Prozent, die restlichen Präsidentschaftsbewerber fuhren alle Ergebnisse im einstelligen Bereich ein.

Weil kein Kandidat die absolute Stimmenmehrheit erreichte, werden Sandu und Stoiagnolo am 3. November in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Sandu ist seit 2020 in der ehemaligen Sowjetrepublik im Amt. Die frühere Ökonomin der Weltbank hatte die Beziehungen zu Russland abgebrochen und 2022 kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Seit Juni laufen die offiziellen Beitrittsgespräche zwischen Brüssel und Chisinau. In dem kleinen südosteuropäischen Land leben 2,6 Millionen Menschen.

Der 57-jährige Stoianoglo, Kandidat der russlandfreundlichen Sozialisten, hatte im Wahlkampf gesagt, er vertrete eine “ausgewogene Außenpolitik” und sei der einzige Kandidat, der “weder vom Osten noch vom Westen” kontrolliert werde. Er war von Sandu als Staatsanwalt entlassen worden.

Beim Referendum wurde gefragt, ob die Verfassung geändert werden soll, um den EU-Beitritt als Ziel aufzunehmen. Den Teilergebnissen zufolge stimmten 53,5 Prozent mit Nein und 46,5 Prozent mit Ja. Weil in der pro-europäischen Hauptstadt Chisinau noch einige Stimmen auszuzählen waren, könnte das Endergebnis knapper ausfallen. An dem Referendum nahmen den Angaben zufolge fast 50 Prozent der Wahlberechtigten teil, womit das Quorum für die Gültigkeit deutlich überschritten wurde. Bei der Präsidentenwahl lag die Beteiligung laut Wahlkommission bei 51,6 Prozent.

Größtenteils noch auszuzählen waren die Stimmen der Auslandsmoldauer. Die Voten der stark pro-europäischen Wähler dürften erst am Montag in der Früh ausgewiesen werden. Politikbeobachter werteten das Scheitern des EU-Referendums als ernüchternd für das Regierungslager und erwarteten Auswirkungen auf die Stichwahl, da die pro-russischen Kräfte nun Aufwind erhalten dürften.

Kritiker Sandus werfen ihr vor, die Interessen des Westens zu vertreten und darüber zu versäumen, die angeschlagene Wirtschaft und die hohe Inflation in den Griff zu bekommen oder Justizreformen voranzutreiben. Die moldauische Regierung versuchte, bei der Energieversorgung unabhängiger von Russland zu werden, weshalb die Preise in die Höhe schnellten. Moldau ist eines der ärmsten Länder Europas.

Bei ihrer Stimmabgabe sagte Sandu, der Wahlausgang müsse vom “Willen des moldauischen Volkes” bestimmt werden und nicht “von schmutzigem Geld”. Die Präsidentin beschuldigt Moskau immer wieder, sich politisch in der ehemaligen Sowjetrepublik einzumischen. Anfang Oktober hatte die moldauische Polizei einen groß angelegten Wahlbetrug aufgedeckt, bei dem mehr als 100.000 Menschen bestochen worden sein sollen, um im Sinne Moskaus abzustimmen. Nach Einschätzung des moldauischen Politikinstituts WatchDog hat Moskau allein in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Dollar (92 Millionen Euro) für Einmischungen in die moldauische Politik ausgegeben. Der Kreml wies alle Vorwürfe “kategorisch” zurück.

Moldau grenzt an die Ukraine und an Rumänien. Seit dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 befürchten viele Moldauer, dass Russland ihr Land als nächstes angreifen könnte. Sorge bereitet vielen auch die Lage in der russischsprachigen Region Transnistrien, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von Moldau abgespalten hatte.

Kommentare

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7 Kommentare auf "Amtsinhaberin Sandu siegt bei Präsidentenwahl in Moldau"


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N. G.
N. G.
Kinig
15 h 41 Min

Des öfteren wurde gesagt, nach der Ukraine ist Moldau dran… Hm
Warum wird Moldau nicht sofort in die Nato aufgenommen? Finnlandrund Schweden ging ja auch.

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
8 h 48 Min

@ N.G.: ich bin mir nicht bewusst ob das Moldauer Parlament darum schon angesucht hat. Zudem, was würden Sie von Moldawien aufnehmen? Was tun Sie mit Gagausien und Transnistrien? Was machen Sie mit den russischen Soldaten die dort stationiert sind? Soweit ich mich erinnere, können nur jene Staaten Mitglied werden, in deren Staatsgebiet es keine Bürgerkriege und separatistische Bewegungen gibt.

N. G.
N. G.
Kinig
6 h 39 Min

@Chrys Natürlich! Nur, was will man sonst tun? Zuschauen bis es soweit ist und dann wieder nur von aussen zusehen, Waffen schicken und böser Putin schreien?
Mit dem ersten Post wollte ich nur veranschaulichen, dass wieder gewartet wird… Worauf eigentlich?

N. G.
N. G.
Kinig
6 h 38 Min

@Chrys Ukraine, erst der Donbass, dann die Krim … Auch da hat man gewartet, gewartet… auch da, worauf eigentlich?

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
3 h 12 Min
@ N.G.: Ja, zu lange hat man auf Handel mit Wandel gesetzt. Putin hatte einige risikoreiche Schachzüge gesetzt und die sind ihm gelungen. Heute sich über die damalige Inkonsequenz sich zu ärgern ist sinnlos. Nun muss man eben das beste aus der Misere machen. Nur sollen wir uns in Zukunft die alte Weisheit, wer Frieden will darf den Krieg nicht fürchten. Seit 1989 hatten wir nur abgerüstet und der Osten nur aufgerüstet. Irgendwann hätten die Alarmglocken schrillen können. Aber selbst hier hatten noch im Februar 2022 sich die Finger wundgeschrieben, dass niemand die Ukraine angreifen wollte und das Putin nur… Weiterlesen »
Chrys
Chrys
Universalgelehrter
8 h 45 Min

Putin hat schon verlauten lassen dass er das Wahlergebnis nicht anerkennen wird und das es manipuliert ist. Bei der Volksabstimmung muss man auch noch schauen ob das Quorum erreicht wird, was auch nicht so einfach ist denn viele Moldauer leben ja im Ausland

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
1 h 53 Min

Russland hat einen klaren Plan, und wie wir in der Ukraine leidvoll erkennen mussten, scheut Putin keine Mittel, um diesen Plan umzusetzen. Völkerrecht, Menschenrechte und Menschenleben sind ihm völlig egal…Auch ich hatte mir das so nicht erwartet. Seit 24.02.2022 sind sämtliche Tabus gefallen: zerbomte Städte, zerstörte Infrastruktur….Moldavien droht ähnliches Ungemach: grüne Männer ohne Hoheitsabzeichen oder von Russland angeheuerte Aufständige! Sofern Moldavien in die EU will, muss die EU diesmal schneller reagieren und die Regierung militärisch hochrüsten….ansonsten werden wir uns wieder mal ungläubig die Augen reiben.

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