Von: luk
Bozen – Im Rahmen des sog. „Plan-Ist-Vergleichs“, kurz PIV genannt, der viermal jährlich in allen Gesundheitsbezirken abgehalten wird, haben die Entscheidungsträger im Südtiroler Sanitätsbetrieb Gelegenheit, Zwischenbilanz zu ziehen. In den letzten Wochen war es wieder soweit: Nach Treffen in Meran, Brixen und Bruneck war heute Bozen letzter Schauplatz des Treffens.
Eines vorweg: Die Bilanzzahlen des Südtiroler Sanitätsbetriebes sind solide und bewegen sich im festgelegten Rahmen; sogar ein leichtes Plus von fast 500.000 Euro ist bis Jahresende vorgesehen, heißt es in einer Aussendung. Generaldirektor Thomas Schael: „Wir liegen gut im Plan, auch die Ziele müssten wir im Großen und Ganzen – wenn nichts Unvorhergesehenes passiert – bis Jahresende erreichen.“
Die Personalkosten sind in etwa gleich geblieben. Nicht berücksichtigt ist aktuell die Acht-Mio.-Euro-Extrafinanzierung für Neuanstellungen, da diese erst in der zweiten Jahreshälfte zu Buche schlagen wird. “Auch weiterhin setzt der Sanitätsbetrieb auf Investition in Köpfe: Die Neuanstellungen werden der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger zugutekommen.” Schael: „Es freut mich besonders, dass dies bereits bei unserer Hochrechnung mit berücksichtigt werden konnte. Wir werden im ärztlichen und pflegerischen Bereich rund 30 Personen pro Berufsbild neu anstellen.“
“Bei den Einkäufen konnten für nicht-sanitäre Güter bessere Preiskonditionen erreicht werden, mit dem Ergebnis, dass bis Jahresende mit rund drei Prozent geringeren Kosten zu rechnen ist.” Unterschiedlich zeige sich allerdings die Situation für Medikamente und sanitäre Güter: Dort seien weiterhin große Kostensteigerungen feststellbar. Lagen beispielsweise die Steigerungen für Medikamentenausgaben in den Jahren 2012-2013 bei 9,7 Prozent, so schnellten sie im Biennium 2013-2014 auf 13,0 Prozent, um sich seitdem auf rund sechs Prozent einzupendeln. Generaldirektor Thomas Schael: „Wir müssen davon ausgehen, dass wir jährliche Steigerungsraten von mindestens 7,5 Prozent haben werden.“
Nicht eingerechnet in diese Steigerungsraten sind die rund 7,5 Mio. Euro, die der Sanitätsbetrieb jährlich für neue hochpreisige Medikamente einplant, wie z.B. die Hepatitis-C-Medikamente: Generaldirektor Thomas Schael freut sich, dass es gelungen ist, aufgrund des guten Betriebsergebnisse im vergangenen Jahr gerade für diese schwererkrankten Patienten viele Ressourcen bereitzustellen: „Wir haben für diese Medikamente im vergangenen Jahr rund 7,5 Mio. Euro extra ausgegeben. Für 2016 haben wir gar 12,5 Mio. Euro eingeplant. Wir möchten zeigen, dass wir hier wirklich nicht sparen.“
Im Rahmen des Plan-Ist-Vergleichs werden auch die einzelnen Leistungsdaten analysiert: Die Anzahl der stationären Aufnahmen hat leicht abgenommen: Waren es 2015 im ersten Halbjahr noch fast 35.000 Aufenthalte, so beträgt der Vergleichswert heuer rund 33.000. Dabei wird großer Wert auf die Angemessenheit gelegt: “Wer Hilfe braucht, soll diese auch erhalten, es gilt, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Betreuung eines jeden Patienten zu garantieren. Dabei soll möglichst keiner überversorgt, aber auch keiner zu wenig Betreuung erhalten. Neue tagesklinische und ambulante Angebote, aber auch die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten bis zu 36 anstatt wie bisher 24 Stunden in der Beobachtungsstation engmaschig überwachen zu können, führen dazu, dass die Anzahl der stationären Aufenthalte abnimmt.”
Die Notaufnahme-Zugänge sind dagegen weiterhin angestiegen: Im ersten Halbjahr 2016 betrugen diese – in allen Krankenhäusern Südtirols zusammen – rund 143.000 (im Vergleich zu 139.000 im Jahr 2015). Die fachärztlichen Leistungen sind in etwa gleich geblieben, obwohl das EU-Arbeitszeitgesetz eine Reduktion der tatsächlich gearbeiteten Stunden vorgeschrieben hat. So wurden von Jänner bis Juni 2016 bereits 1.036.000 fachärztliche Leistungen im Sanitätsbetrieb erbracht (2015: 1.023.000), zusätzlich zu 216.000 radiologischen und 2.550.000 labordiagnostischen Untersuchungen.
Bei den klinischen Projekten liegt der Sanitätsbetrieb eigenen Angaben zufolge im Plan: So z.B. werde die Palliativ-Betreuung ausgebaut, es wurde in allen Bezirken eine eigene „Memory-Clinic“ zur Abklärung von Gedächtnisstörungen eingerichtet und es werde die Telemedizin und die digitale Verschreibung vorangetrieben, um nur einige zu nennen. “Zu den Projekten im Support-Bereich zählt beispielsweise die Betriebswäscherei, außerdem wird an einer landesweiten Medikamentenbelieferung durch eine zentrale Logistikstation gearbeitet. Ebenso wird Schritt für Schritt der strategisch wichtige IT-Masterplan umgesetzt.”
Zusammenfassend legt die Betriebsdirektion damit Wert auf 15 Schwerpunkte zur Betriebsoptimierung für den Zeitraum bis 2019. Die Projekte gliedern sich in Aktivitäten im Bereich der Prävention (z.B. Steigerung der Impfrate), des Krankenhausbereiches (z.B. onkologische Zertifizierung), der territorialen Betreuung (z.B. Telemedizin), der Supportdienste (z.B. IT-Masterplan, Laborbefunde online) und der Verwaltung (z.B. Bilanzzertifizierung).
Die Treffen wurden auch genutzt, um über strategische Themen für den Zeitraum 2017-2019 zu sprechen, welche in einem Strategie-Workshop Anfang September vertieft werden.