Von: APA/dpa/Reuters
Nach Angriffen auf das Atomkraftwerk Saporischschja hat die Ukraine Russland vorgeworfen, Falschinformationen zu verbreiten. Moskau greife das AKW mit Drohnen an “und gibt vor, dass die Bedrohung für die Anlage und die nukleare Sicherheit von der Ukraine ausgeht”, erklärte der Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, am Montag. Die Vorwürfe seien Teil einer “Kampagne von Provokationen und Falschinformationen” gegen die Ukraine.
Laut der russischen Atombehörde Rosatom hatte es am Sonntag eine “Reihe von Angriffen” auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gegeben. Eine Drohne habe die Kantine getroffen und drei Mitarbeiter verletzt. Nach Angaben aus Moskau handelte es sich dabei um ukrainische Drohnen.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärte im Onlinedienst X, ihre Experten vor Ort hätten den Angriff auf die Anlage bestätigt. Dabei sei einer der Reaktoren beschädigt worden, die nukleare Sicherheit sei allerdings nicht beeinträchtigt worden. Demnach gab es zudem einen Verletzten. Zu den Verantwortlichen für den Angriff machte die IAEA keine Angaben.
Kowalenko warf Moskau nun vor, “die Bedenken der IAEA zu manipulieren” und “zu versuchen, der Ukraine Nuklearterrorismus vorzuwerfen”. Das AKW Saporischschja wird seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor mehr als zwei Jahren von der russischen Armee besetzt. Wiederkehrende Zwischenfälle rund um die Anlage haben die Sorgen vor einem schweren Atomunfall verstärkt.
Am Montag gab es neue russische Drohnenangriffe mit Schäden insbesondere in den südlichen Gebieten Odessa und Mykolajiw. Im Gebiet Odessa haben Trümmer einer abgeschossenen Drohne ein Objekt der Transportlogistik und eine Tankstelle beschädigt, wie die Behörden am Montag mitteilten. Im Gebiet Mykolajiw sei durch abgeschossene Drohnenteile eine Elektroleitung beschädigt worden, wodurch in 14 Ortschaften der Strom ausgefallen sei.
Verletzte habe es in den Fällen nicht gegeben. Insgesamt seien 17 von 24 Drohnen abgeschossen worden, teilte die Luftstreitkräfte in Kiew mit. Im Gebiet Saporischschja meldeten die ukrainischen Behörden drei Tote nach und drei Verletzte nach Artilleriebeschuss. Die teils von russischen Truppen besetzten Region Saporischschja ist schwer umkämpft. Moskaus Armee will das annektierte Gebiet komplett unter seine Kontrolle bringen.
Laut den ukrainischen Behörden waren auch die Regionen Kirowohrad, Chmelnyzkyj und Schytomyr von den Drohnenangriffen betroffen. Zudem sei eine russische Ch-59-Rakete über der Region Dnipropetrowsk abgeschossen worden. Nach dem Angriff in der Region Schytomyr warnten die Behörden vor Luftverschmutzung. “Russland hat in der Nacht eine Infrastruktureinrichtung der Stadt angegriffen”, teilt der Stadtrat von Swjahel auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Derzeit bestehe eine direkte Bedrohung durch Luftverschmutzung. “Es wird empfohlen, sich in Innenräumen mit geschlossenen Fenstern aufzuhalten”, schreibt die Behörde. Zivilisten seien bei dem Angriff nicht zu Schaden gekommen.