Von: mk
Brüssel – Das Europäische Parlament hat einen Bericht über die Lage und die Zukunftsperspektiven der Schaf- und Ziegenhaltung in der EU ausgearbeitet und mehrheitlich angenommen.
Die Schaf- und die Ziegenhaltung in der EU ist eine sehr krisenanfällige Branche. Der Bestand an Schafen und Ziegen in Europa ist seit den 80-er Jahren um 25 Millionen Tiere gesunken. Zudem ist der Konsum an Schaf- und Ziegenfleisch in den letzten 15 Jahren um 40 Prozent von 3,6 auf zwei Kilogramm Pro-Kopf-Verbrauch zurückgegangen. Dieser Trend ist in erster Linie bei jungen Leuten zu beobachten.
Hinzu kommt, dass in den heikelsten Vermarktungswochen (Karwoche und Weihnachtstage) die Einfuhr von frischem oder gekühltem Fleisch aus Drittländern wie Neuseeland und Australien der heimischen Produktion Konkurrenz macht. Diese Länder produzieren mit niedrigeren Qualitätsstandards und Regulierungsanforderungen, weshalb europäische Züchter nicht unter vergleichbaren Bedingungen arbeiten und wettbewerbsfähig sind.
Deshalb fordert das Europäische Parlament mit diesem Bericht die EU- Kommission auf, die prekäre Situation anzuerkennen und im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik Maßnahmen dagegen zu unternehmen.
Der Südtiroler Europaparlamentarier Herbert Dorfmann (SVP) hat sich besonders dafür starkgemacht, dass man die Gefahr, die von großen Beutegreifern bei der Weidehaltung von Schafen und Ziegen ausgeht, im Bericht berücksichtigt. Es ist Dorfmann gelungen, den von ihm federführend ausgearbeiteten Entschließungsantrag zum Aktionsplan für Menschen, Natur und Wirtschaft, in dem es darum geht lokalen Ebenen mehr Kompetenzen im Wolfsmanagement einzuräumen, im Bericht einfließen zu lassen.
„In vielen Regionen Europas, auch bei uns in Südtirol bedroht die Rückkehr der großen Beutegreifer die Weidehaltung von Schafen und Ziegen. Immer mehr Bauern steigen aus, weil sie nicht mehr imstande sind, ihre Herden von den Zugriffen von Wölfen, Bären und Luchsen zu schützen. Damit werden besonders alpine Weiden immer weniger bestoßen und vielen Herstellern von lokalen Spezialitäten wie etwa Schaf- und Ziegenkäse fehlt die notwendige Milch. Ich habe im Bericht gefordert, dass wir uns hier entscheiden müssen: Es bringt nichts, den Schutz der großen Raubtiere als unumstößlich zu verteidigen, wenn dadurch die traditionelle Landwirtschaft und die Pflege unserer Kulturlandschaft verloren gehen“, erklärt Dorfmann.