Zerwürfnis innerhalb der Liste "JWA"

“Schaut hinter die Kulissen” – Colli denkt nicht an Rücktritt

Donnerstag, 24. Oktober 2024 | 16:36 Uhr

Von: mk

Bozen – Nach seinem Parteiaustritt rechnen die Vertreter der JWA öffentlich mit Andreas Colli ab und fordern sein Landtagsmandat. Nun folgt allerdings der nächste Paukenschlag, denn: Der ehemalige Kastelruther Bürgermeister will von einem Rücktritt nichts wissen.

Colli erklärte am Mittwoch, die gemeinsame Fraktion zu verlassen und künftig als “freier” Abgeordneter tätig zu sein. Die bei der Südtiroler Landtagswahl im vergangenen Jahr neu in das Landesparlament eingezogene Liste “JWA” des als Corona-Maßnahmenkritikers bekannt gewordenen Jürgen Wirth Anderlan sieht sich damit mit einem personellen Aderlass konfrontiert. Von “JWA” bleibt im Landtag nur mehr Anderlan übrig. In einem offenen Brief forderten die Vertreter der Liste, die den Sprung ins Landesparlament nicht geschafft haben, dass Colli sein Mandat niederlegt, damit der Nächstgereihte in den Landtag nachrücken kann.

Die Listenvertreter halten Colli nun vor, dass er sein Mandat Wirth Anderlan zu verdanken habe. Deshalb solle er zurücktreten. Davon will Colli jedoch nichts wissen. In einer kurzen Stellungnahme reagierte er folgendermaßen:

„Euer/Ihr Schreiben enthält Falschaussagen, Fehlaussagen, Halbwahrheiten und Auslassungen. Es erscheint mir deshalb nicht zielführend, darauf zu reagieren.

Wenn ich kurz antworten müsste, so würde ich es so tun: Öffnet die Augen, schaut hinter die Show, schaut hinter die Kulissen und wehret den Anfängen.“

Als Grund für Schritt hatte Colli zunächst in einem Brief unterschiedliche Ansichten darüber angegeben, wie Landtagsarbeit funktionieren soll. Die bisherige Landtagsarbeit der Liste “JWA” empfinde er als weder befriedigend noch zielführend “und teilweise sogar als kontraproduktiv”, schrieb der 59-Jährige laut Südtiroler Medienberichten. Er sei mit dem Ziel zur Wahl angetreten, “als Abgeordneter einen Beitrag zu leisten und somit Dinge, die in unserem Land besser laufen könnten und müssten, zu verändern und hierfür konstruktive Vorschläge einzubringen”. Politische Kommunikation sei geprägt durch Wettbewerb, und die Konfrontation der Meinungen, “weshalb in sachlich, konstruktiven Auseinandersetzungen mit anderen im Landtag vertretenen Parteien Wut und Ego in Diskussionen vermieden werden sollten, da eine Verhärtung der Fronten zu keinem Ergebnis führt”, übte Colli deutliche indirekte Kritik an Wirth Anderlan.

Der Neo-Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan reagierte nach außen hin gelassen auf den Austritt von Andreas Colli aus der JWA-Fraktion, gleichzeitig beschrieb er den Schritt als „schwer nachvollziehbar“.

Wirth Anderlan war vor den Landtagswahlen vor allem durch Proteste gegen die Corona-Maßnahmen aufgefallen. Für Negativ-Schlagzeilen sorgte er zuletzt durch Auftritte bei FPÖ-Veranstaltungen in Österreich und vor allem durch Kontakte zu Martin Sellner. Dieser gilt als Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich.

“JWA” war bei ihrem erstmaligen Antreten bei der Wahl im Oktober 2023 auf 5,9 Prozent bzw. zwei Mandate gekommen. Anderlan, früherer Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, fiel in der Vergangenheit mehrmals durch umstrittene Aussagen und äußerst scharfes Agieren gegen den politischen Gegner auf.

Mit Collis Trennung von Wirth Anderlan steigt die Anzahl der Ein-Personen-Fraktionen im Südtiroler Landtag auf neun.

Bezirk: Bozen

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