Von: mk
Berlin – Zum Schutz von Schafen und anderen Nutztieren dürfen in Deutschland Wölfe künftig leichter geschossen werden, berichtet der ARD. Dies ermöglicht ein Gesetzesentwurf der Großen Koalition, der vom Bundestag nach langem Streit verabschiedet worden ist.
Laut Umweltministerin Svenja Schulze soll ein Abschuss künftig auch dann möglich sein, wenn unklar ist, welcher Wolf genau zum Beispiel eine Schafherde angegriffen hat. Abschüsse sollen so lange in einer Gegend erlaubt sein, bis es keine weiteren Wolfsattacken auf Nutztiere mehr gibt – auch wenn dafür ein ganzes Rudel getötet wird.
Trotzdem müssen die Länderbehörden jeden Abschuss einzeln genehmigen. Außerdem sollen Jäger regelmäßig vorab einbezogen werden.
Eigentlich steht der Wolf in Deutschland unter Schutz. Durch die Neuregelung beschlossen reagiert der Bundestag auf die Sorgen in vielen Regionen vor Angriffen auf Nutztiere.
Schon eine Abwendung “ernster wirtschaftlicher Schäden” soll reichen. Bisher ist im Gesetz von “erheblichen Schäden” die Rede. Dadurch soll auch Hobbyschäfern ermöglicht werden, in den Genuss von Entschädigungen zu kommen, wenn Wölfe zuschlagen. Verboten wird außerdem das Füttern und Anlocken, damit sich die Raubtiere nicht an Menschen gewöhnen.
Nachdem der Wolf in Deutschland als ausgerottet galt, ist die Population in den letzten Jahren nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz 275 bis 300 erwachsene Tiere angewachsen. Durch 639 Wolfs-Übergriffe seien im vergangenen Jahr bundesweit 2067 Tiere gerissen worden, betonte der CDU-Abgeordnete Hermann Färber. In den meisten Fällen handelt es sich um Schafe oder Ziegen. Insgesamt werden in Deutschland rund 1,6 Millionen Schafe und gehalten.
Unionsfraktionsvize Gitta Connemann erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: “In dicht besiedelten und wirtschaftlich genutzten Arealen ist kein konfliktfreies Zusammenleben mit dem Wolf möglich. Für Wolfsromantik hat dort aus gutem Grund niemand Verständnis.” Risse würden inzwischen Existenzen bedrohen.
Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte die Pläne der Bundesregierung, da sie deutlich machen würden, dass Ausnahmen vom strengen Schutzstatus des Wolfes und anderer geschützter Tierarten enge Grenzen gesetzt seien. Die Tötung eines Wolfes müsse auch bei der neuen Gesetzeslage der letzte Ausweg bleiben. Um ein langfristiges Miteinander von Menschen, Weide- und Wildtieren zu ermöglichen, forderte der WWF flächendeckende Maßnahmen zum Herdenschutz in allen Bundesländern mit Wolfsvorkommen.