Macron und Scholz bei gemeinsamer Pressekonferenz in Meseberg

Scholz und Macron: Kiew darf Ziele in Russland angreifen

Dienstag, 28. Mai 2024 | 23:15 Uhr

Von: APA/dpa/TASS/Reuters/AFP

Sowohl der deutsche Kanzler Olaf Scholz als auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonen, dass die Ukraine bei ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angreifer auch Ziele in Russland angreifen darf. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte mit ernsten Konsequenzen, sollte der Westen der Ukraine grünes Licht für den Einsatz seiner Waffen gegen Ziele in Russland geben. “Diese ständige Eskalation kann zu ernsten Konsequenzen führen”, sagte Putin am Dienstag.

“In Europa, besonders in den kleinen Staaten, sollten sie sich bewusst machen, womit sie da spielen”, so Putin bei einem Besuch in Usbekistan. Macron und Scholz schlossen indes nicht aus, dass die Ukraine dabei auch vom Westen gelieferte Waffen verwendet darf, um Stellungen anzugreifen, von denen aus die Ukraine angegriffen wird. “Wir müssen ihnen erlauben, militärische Stützpunkte zu neutralisieren, von denen aus Raketen abgeschossen werden”, sagte Macron am Dienstag in Meseberg. Die Ukraine werde von Stützpunkten in Russland angegriffen, betonte er. “Wir sollten ihnen jedoch nicht erlauben, andere Ziele in Russland anzugreifen, vor allem keine zivilen Einrichtungen”, fügte er hinzu.

Scholz erklärte dazu, dass es für den Einsatz der in die Ukraine gelieferten Waffen Regelungen gebe, dass sich dieser “immer im Rahmen des Völkerrechts bewegen muss”. Dies habe bisher gut funktioniert, sagte er. Er verwies zudem darauf, dass Deutschland und Frankreich “unterschiedliche Waffen zur Verfügung gestellt haben”.

Macron präsentierte eine Karte, auf der eingezeichnet war, von wo aus die Ukraine angegriffen wird, teilweise von Stellungen weit in Russland. Wenn man sich an die bisherigen Regeln halte, sei die Ukraine nicht in der Lage, diese Basen zu treffen. “Was wir uns wünschen, ist die Möglichkeit zu haben, diese Raketenabschussanlagen treffen zu können. Ich glaube nicht, dass das zu einer Eskalation beitragen würde”, sagte er. Dies wäre aber mit den von Deutschland gelieferten Waffen kaum möglich – anders als bei den Marschflugkörpern, die Frankreich und Großbritannien geliefert haben.

Die USA erteilten der Forderung von Selenskyj, die Beschränkungen für den Einsatz von US-Waffen auf russischem Staatsgebiet aufzuheben, hingegen eine Absage. Washington sei nach wie vor dagegen, dass die Ukraine bei ihren Angriffen in Russland US-Waffen einsetze, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag. “Unsere Position hat sich zu diesem Zeitpunkt nicht geändert. Wir ermutigen oder erlauben nicht den Einsatz der von den USA gelieferten Waffen, um innerhalb Russlands anzugreifen.”

Die EU wird unterdessen vorerst keine Militärausbilder in die Ukraine entsenden. Darüber gebe es bisher “keinen Konsens” unter den Mitgliedsländern, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag nach einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel. Bisher bilden die Europäer ukrainische Soldaten auf EU-Gebiet aus. Borrell sagte, die Minister hätten zwar über Forderungen diskutiert, “einen Teil der Ausbildung in der Ukraine zu absolvieren.” Dazu gebe es vorerst allerdings “keine gemeinsame europäische Haltung”. Die Dinge könnten sich allerdings noch ändern. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte die Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine im Februar nicht ausgeschlossen und damit eine breite Diskussion entfacht.

Österreich liefert als neutraler Staat keine Waffen an die Ukraine. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) machte am Dienstag klar, dass sich die Frage der Entsendung von Soldaten in die Ukraine für Österreich nicht stelle. “Es gilt, eine Eskalation des Krieges zu verhindern”, hieß es gegenüber der APA aus dem Verteidigungsministerium. Die Bundesregierung hatte bereits die von Macron ausgelöste Debatte über die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine kritisiert.

Zur Frage einer möglichen Entsendung französischer Militärausbilder in die von Russland angegriffene Ukraine will Macron in der kommenden Woche einen Plan vorlegen. Dies wolle er beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Normandie zum Gedenken an die Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg tun. Er werde sich zu diesem Zeitpunkt “sehr genau äußern, um anzukündigen, was wir tun werden”. Zuvor habe es zu den Militärausbildern eine “unkoordinierte und unglückliche Kommunikation” gegeben, sagte Macron.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte die Diskussion über die Nutzung westlicher Waffen für Angriffe auf militärische Ziele in Russland ausgelöst. Bei einem Verteidigungsministertreffen der EU in Brüssel erneuerte der Norweger am Dienstag Forderungen nach einer Aufhebung bestehender Beschränkungen für ukrainische Angriffe.

Für die Ukrainer werde es insbesondere in der Region Charkiw sehr schwer und hart sein, sich zu verteidigen, wenn sie Ziele wie Artilleriestellungen oder Flugplätze auf der anderen Seite der Grenze nicht treffen könne, erklärte Stoltenberg am Rande der Beratungen. Die Kämpfe in der Region fänden teilweise direkt an der Grenze statt.

Stoltenberg und auch Verteidigungsminister östlicher NATO-Staaten betonten am Dienstag in Brüssel, dass sie kein großes Eskalationsrisiko sehen. Stoltenberg verwies zum Beispiel darauf, dass der Ukraine gespendete Waffen nach der Übergabe ukrainische Waffen seien und ein Teil der NATO-Staaten der Ukraine schon seit jeher Waffen ohne Auflagen liefere. Zudem betonte er, dass der Einsatz von Waffen gegen militärische Ziele durch das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine gedeckt sei. Auch Borrell sprach sich am Rande des EU-Verteidigungsministertreffens für den Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele in Russland aus. Das sei “nach dem Kriegsrecht durchaus möglich und kein Widerspruch”. Das Aufheben nationaler Beschränkungen werde immer wichtiger.

Kommentare

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22 Kommentare auf "Scholz und Macron: Kiew darf Ziele in Russland angreifen"


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Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 4 Tage

…der zwergwüchsige Verbrecher droht schon wieder…

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 4 Tage

Garantierst du das er nicht irgendwann seinen Drohungen Taten folgen lässt? Wer weiß das so genau? Du?
Du hältst ihn für irre. Hm… was tun Irre, sind sie berechenbar?

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

@N. G.  Irre wäre er, wenn er einen NATO Staat angreifen würde.
Hör auf, anderen Worte in den Mund zu legen! Ich lese im Kommentar von Doolin nicht, er würde Putin für irre halten!
Etwas unterstellen, um darauf zu reagieren ist peinlich!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 4 Tage

@Sosonadann Das steht nicht in diesem Kommentar abet hat et mehrfach geschrieben. Ich weiß wovon ich rede.
Interessant, du denkst er wird kein Nato Land angreifen. Da erzählt Doolin ganz was anderes. Grins

Frank
Frank
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

@Sosonadann Doolin und Andere propagieren hier allerdings täglich, wen Putin alles angreifen will und wie irre er ist. Ob er es ist? Weiß vermutlich Niemand.

Und Eines sollte klar sein, ein Irrer schreckt vor nichts zurück. Genau da steckt die Gefahr, einen Irren immer weiter in die Enge zu drängen. Dementsprechend sollte man auch für den schlimmsten Fall, der hoffentlich nie eintritt, gewappnet sein.

pfaelzerwald
1 Monat 4 Tage

@N.G.
was bedeutet denn eigentlich das häufige Schlusswort “grins” bei N.G.?

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

@N.G. Das zieht sich wie ein Faden durch deine Kommentare. Hast du bei mir auch schon gemacht. Du unterstellst anderen etwas, um darauf zu reagieren. Lass es!

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

@Frank Ich halte Putin nicht für Irre. Er berechnet sehr genau. Nur bekommt er gelegentlich falsche Informationen aus seinem Umfeld vorgelegt.

Oracle
Oracle
Kinig
1 Monat 4 Tage

.. da sieht man Parallelen zu Hitler, der sich im Rechten sah und immer wahnhafter handelte…. der Wladi hat wahrscheinlich schon lange nicht mehr alle Tassen im Schrank, sonst gäbe es keinen Einmarsch in die Ukraine mit dem täglichen Gemetzel, bei dem 1000de russische Soldaten angeblich “verheizt” werden…jetzt will er einfach die Grenzen zu den Balkanländer ändern…. naja, irgendwo muss man diesem Herrn die Grenzen aufzeigen, ansonsten wird er es nicht lernen und würde auch nicht aufhören…

Orch-idee
Orch-idee
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

@oracle… Macron hat in seiner Rede gesagt ” Wir müssen aufwachen “… und wann wollen wir das tun?

So ist das
1 Monat 4 Tage

Das nennt man Diktatoren 🤔

Frank
Frank
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

Was würde Putin eine Änderung der Grenzen der Balkanländer nutzen, an welches Balkanland grenzt Russland?

Mico
Mico
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

lei mehr zum lachen…kriegsspielen mit realen soldaten… wir zerstören europa selbst….

primetime
primetime
Kinig
1 Monat 4 Tage

Dieses “taktische” vorgehen verstehe ich nicht. Wenn das Kriegsmaterial eh schon knapp ist, warum nicht gezielt gegen den Invasor einsetzen? Was bringt ein Drohnenangriff in russischem Gebiet wenn deren Truppen nicht aufgehalten werden und munter weiterschießen?

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 4 Tage

…Ukraine darf sich zwar verteidigen, aber bitte nicht zu viel, denn unsere westlichen Politiker machen sich sonst in die Hosen…

primetime
primetime
Kinig
1 Monat 3 Tage

Es hat eigentlich niemand geschrieben dass die das nicht dürfen – aber laut meinem Verständnis ist die Verteidigung im eigenen Land, außerhalb wird angegriffen (solltest du als Eishockeyfan auch wissen).
Es ist aber doch eine berechtigte Frage was ein Buleschuss auf russischem Boden bringt? Die Truppen wrrden davon nicht aufgehalten oder vernichtet

Lana77
Lana77
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

Mol a Denkspiel:
Wer hot a wirtschaftliches Interesse drun dass dear Krieg nou sehr long dauert ?
Wer verkaft zur Zeit Unmengen an Waffen, gekaft fe der Ukraine und bezahlt mit EU-Steuergeld ?
Wem nutzt die wirtschaftliche Unsicherheit in Europa wegen Krieg ?
Wer verkaft tuires Fracking-Gas an Europa, des billiges russisches nimmer kafn terf ?
Wer isch weit genua weck fols in Europa a Atombombe follt ?
Es gib bei den Krieg lei uan Gewinner, men muaß lei in Geld folgen !

giesskanne
giesskanne
Grünschnabel
1 Monat 4 Tage

perfekt und nicht nur: Wer finanziert die Wahlkampagne der Präsidenten?

Frank
Frank
Universalgelehrter
1 Monat 4 Tage

Dazu paßt, daß die Amerikaner dagegen sind …

Buffalo
Buffalo
Tratscher
1 Monat 4 Tage

Wenn die verantwortlichen Politiker selber an der Front stünden, wäre der Krieg schon lange vorbei.

pfaelzerwald
1 Monat 4 Tage

Da hat Macron dem sogenannten Kanzler aber mal schön “die Leviten” gelesen!

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