Von: luk
Kaltern – In Kaltern prallen die Interessen von Natur- und Umweltschützern erneut auf jene der Wirtschaft.
“Die Gemeinde Kaltern betreibt mit Nachdruck die Erweiterung der Schottergrube “Ziegelstadel“ und will dafür über einen Hektar wertvollen Buchenwaldes opfern. Die zuständigen Landesämter lehnten das Vorhaben aus Gründen des Naturschutzes ab, nun muss sich die Landesregierung auf Betreiben der Gemeinde Kaltern mit der Rodung des Buchenwaldes befassen”, so der Dachverband für Natur- und Umweltschutz.
“Eigentlich schien die Sache gelaufen zu sein. ‘Die Dienststellenkonferenz für den Umweltbereich hatte im Dezember 2023 die Erweiterung der Schottergrube Ziegelstadel klar und deutlich mit einem negativen Gutachten abgelehnt’,“ weiß der Geschäftsführer des Dachverbandes Hanspeter Staffler zu berichten. Begründet wurde das negative Gutachten mit der Tatsache, dass ein natürlicher Mischwald mit der darin großen Pflanzenvielfalt wie zahlreichen Orchideen, Waldmeister, Anemonen, Zyklamen, Waldgeißbart oder dem stark duftenden Diptam betroffen sei und dass es sich um einen Wald mit hohem Natürlichkeitswert handle.
“Mit diesem eindeutigen Urteil wollte sich die Gemeinde Kaltern nicht zufriedengeben und beharrte weiterhin auf das Vorhaben”, so die Umweltschützer. Daher liegt der Ball nun bei der Landesregierung, welche die heiße Kartoffel in die Hand nehmen muss: “Soll die Gemeinde Kaltern Wald roden dürfen, um in den nächsten zehn Jahren knapp 200.000 Kubikmeter Schotter abbauen zu können? Oder soll Angesichts der Umweltkrise die Bedeutung des Waldes vor jener des Schotters gestellt werden?”
“Was die Entscheidungsfindung für die Landesregierung erleichtern könnte, ist die EU-weite Einstufung der bedrohten Waldfläche: Sie gehört zur Kategorie der Kalk-Buchenwälder, die in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, dem Abkommen der Europäischen Union zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume, als erhaltenswert aufgelistet und beschrieben sind. Dies gilt für Südtirol in besonderem Maße, als dieser Waldtyp landesweit sehr selten ist und eine Vielzahl an bemerkenswerten und geschützten Orchideen beherbergt. Das von der Gemeinde Kaltern vorgelegte Schottergruben-Projekt, würde sich ausgerechnet in diesen wertvollen Waldtyp fressen,“ sagt Staffler.
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz spricht sich daher für den Erhalt des seltenen und wertvollen Buchenwaldes aus, „denn die Zerstörung der natürlichen Lebensräume ist in Südtirol bereits viel zu weit fortgeschritten,“ kommentiert der Präsident des Dachverbandes Josef Oberhofer die derzeitige Entwicklung. Zudem nehme die Bedeutung des Waldes als natürlicher CO2-Speicher von Tag zu Tag zu, jeder Baum ist ein wertvoller Klimabaum.