Von: mk
Bozen – Mit Entwicklungsperspektiven und neuen Vertragsformen Ärzte halten, neue hinzugewinnen und junge ausbilden, darauf setzen das Land und der Sanitätsbetrieb.
„Schritt für Schritt gegen den Ärztemangel“ war das Motto einer Medienkonferenz, bei der Gesundheitslandesrätin Martha Stocker, Abteilungsdirektorin Laura Schrott, Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler und Primar Hubert Messner heute nachmittags im Landhaus 1 in Bozen über die jüngst getroffenen Maßnahmen gegen den Ärztemangel und für die Sicherung der medizinischen Versorgungsstandard im Lande informiert haben.
Landesrätin Stocker wies eingangs darauf hin, dass der Ärztemangel ein europäisches, wenn nicht internationales Problem sei, das zuletzt aufgrund der EU-Arbeitszeitregelung noch verstärkt worden sei. Mit der Ausschreibung von hundert Ärztestellen und 120 Stellen in Pflege und Technik habe das Land umgehend auf die von der europäischen Arbeitszeitbeschränkung auf 48 Wochenstunden bedingten Personalbedarf reagiert. „Und wir konnten in der Zwischenzeit wenn nicht alle, so doch fast alle dieser Stellen besetzen, wobei für uns neben dem Recht auf medizinische Versorgung selbstverständlich auch das Recht auf die Muttersprache zu gewährleisten ist“, erklärte die Landesrätin.
Um auch weiterhin das hochqualitative medizinische Leistungsangebot in allen Diensten zu sichern, sei es unabdingbar für die seit Jahren angewendeten und nun vom Arbeitsgericht beanstandeten befristeten Werkverträge neue juridisch haltbare Lösungen zu finden. Von den rund 1250 Krankenhausärzten seien etwa ein Viertel, nämlich 300 Ärzte (entspricht 230 Vollzeitäquivalenten) befristet beschäftigt, wie Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler betonte.
Abteilungsdirektorin Laura Schrott erklärte, welche Vertragsformen definiert worden seien, um diesen Ärzten und Ärztinnen den Weg zu einer unbefristeten Anstellung zu ebnen. Für bereits ausgebildete Fachärzte sollen künftig maximal dreijährige Werkverträge möglich sein, wobei in dieser Zeit der Zweisprachigkeitsnachweis zwingend zu erbringen ist. Zusätzlich werden auch für Fachärzte Ausbildungswettbewerbe mit zweijährigem Vertrag und Ausbildungsprogramm ausgeschrieben, die – sofern auch der Zweisprachigkeitsnachweis vorliegt – in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis führen. Ein weiterer zweijähriger Ausbildungswettbewerb soll für Medizinabsolventen ausgeschrieben werden, die kurz vor dem Abschluss ihrer Facharztausbildung stehen.
„Das Sanitätswesen befindet sich im Umbruch“, betonte abschließend Primar Messner, „daher ist es gerade für Südtirol wichtig, die richtigen Maßnahmen zu treffen, um Ärzte zu finden und zu binden.“ Der Primar der Pädiatrie Bozen plädierte für mehr Flexibilität, für eine neue Personalentwicklung, für familienfreundliche Arbeitsplätze und für die Ausbildung in den Abteilungen.
Dass in Südtirol auch wieder Fachärzte ausgebildet werden können, bezeichneten die Spitzenvertreter des Gesundheitswesens als ein wichtiges gemeinsames Ziel, denn „wer nicht ausbildet, ist kein Betrieb“, wie es Landesrätin Stocker formulierte. Sie rechnet damit, dass Rom noch im laufenden Jahr grünes Licht gibt.